Auch in der fünften Kalenderwoche des Jahres war der Ansturm in den Laboren enorm. In der Woche vom 31.01.–06.02.2022 wurden im Rahmen der Datenerhebung des ALM e.V. in den 182 fachärztlichen Laboren mit insgesamt 2.477.154 PCR-Untersuchungen erneut mehr Tests durchgeführt (Vorwoche: 2.438.622 SARS-CoV-2-PCR-Tests). Die bundesweit errechnete Positivrate stieg nochmals an auf nunmehr 45,1 Prozent (Vorwoche: 41,1 Prozent). In vielen Bundesländern sind bereits mehr als die Hälfte aller ausgewerteten Proben positiv. Die Zahl der positiv befundeten SARS-CoV-2-Proben lag entsprechend dem durch die Omikron-Welle beeinflussten SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen um weitere 12 Prozent höher und erreichte mit 1.117.950 positiven PCR-Befunden einen neuen Höchstwert (Vorwoche 1.002.149). Die Auslastung der Labore liegt im bundesweiten Durchschnitt mit 93 Prozent auf dem Niveau der Vorwoche. Trotz dieser enormen Belastung konnten die medizinischen Labore ihre SARS-CoV-2-PCR-Testkapazität für die laufende Woche um weitere 4 Prozent auf nun ca. 2,76 Millionen PCR-Tests ausbauen. Dies entspricht einer Steigerung von rund 30 Prozent seit dem Jahreswechsel.
„Unsere Teams in den fachärztlichen medizinischen Laboren können trotz der seit einigen Wochen anhaltenden Belastung weiterhin alle beauftragten SARS-CoV-2-PCR-Untersuchungen durchführen. Das stimmt uns weiter zuversichtlich, auch den durch die Omikron-Welle entstehenden enormen Testbedarf zu bewältigen: Wir schaffen das gemeinsam!“, so der 1. Vorsitzende des fachärztlichen Berufsverbandes der Akkreditierten Labore in der Medizin, Dr. Michael Müller. „Wir begrüßen die Umsetzung einer sinnvollen und an medizinischen Grundsätzen ausgerichteten Priorisierung durch die überarbeitete Testverordnung der Bundesregierung und erhoffen uns dadurch eine bessere Steuerung des Testaufkommens in den nächsten Wochen. Die Spitze der Omikron-Welle ist in einigen Bundesländern noch nicht ganz erreicht und es ist weiterhin richtig, die SARS-CoV-2-Diagnostik anlassbezogen und niedrigschwellig nach den RKI-Empfehlungen weiterzuführen. Wichtig bleibt, zu jeder Zeit alle Erkrankten sicher mit der PCR untersuchen zu können. Von einer ‚Rationierung‘, wie mancherorts berichtet, kann jedoch keine Rede sein, denn die Labore haben auch in der vergangenen Woche alle an sie gestellten Anforderungen zuverlässig erfüllt.“ Müller ergänzt: „In Bezug auf die Novellierung der Teststrategie ist es schon bemerkenswert, dass hier nun ein Fokus auf POC-PCR-Tests in Apotheken gesetzt wurde. Dass dabei zur Übernahme der Investitionskosten zum Teil auch erhebliche Steuermittel durch einzelne Bundesländer aufgewendet werden sollen, sehen wir mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Maßnahme kritisch.“
„Mit den aktuell verfügbaren PCR-Testkapazitäten können wir, trotz der erheblichen Belastung in den medizinischen Laboren, noch alle Untersuchungen zeitgerecht durchführen. Allein in den ersten Wochen des Jahres haben die Labore die wöchentlichen Kapazitäten um rund 30 Prozent erhöht“, betont Nina Beikert, Mitglied im Vorstand des ALM. „Dies geht nur durch das enorme Engagement unserer Beschäftigten, die zur Bewältigung dieser Mammutaufgabe fast Tag und Nacht arbeiten. Die Labore beobachten die Entwicklung der Pandemie kontinuierlich und agieren hier mit Weitblick. Investitionen, für die es keine finanzielle Absicherung wie in anderen Ländern gibt, sind zudem mit Bedacht und verantwortungsvoll im Hinblick auf die Versorgung der Bevölkerung zu planen.“
Der ALM e.V. hatte im Vorfeld der Beratungen über die Fokussierung der Nationalen Teststrategie wiederholt Vorschläge unterbreitet und auf die Bedeutung einer Planungssicherheit hingewiesen, wenn die Politik den Ausbau von noch deutlich mehr PCR-Testkapazitäten wünsche als aktuell aufgebaut würden. Diese hätten jedoch kaum Berücksichtigung bei der Umsetzung gefunden. „Mit uns als fachärztlichen Laboren hat seitens der Politik und des Bundesministeriums für Gesundheit bislang noch kein Gespräch über einen weiteren möglichen Ausbau der Kapazitäten stattgefunden“, bedauert Prof. Dr. Jan Kramer, stellvertretender Vorsitzender des ALM e.V.
Der Nutzen anlassloser Massentestungen ist bisher wissenschaftlich nicht belegt
Nach wie vor sind die Fachärztinnen und Fachärzte des ALM e.V. der Auffassung, dass breite anlasslose Massentestungen keinen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten. „Wir können uns nicht aus der Pandemie heraustesten!“, wiederholt Prof. Dr. Jan Kramer. „Wie die Medien berichten, wird auch in Österreich die Sinnhaftigkeit dieser kostenintensiven und sehr breit angelegten Teststrategie bereits stark in Frage gestellt. Der Nutzen anlassloser Massentestungen mit zu geringer Beteiligungsrate durch die Bevölkerung wurde bisher wissenschaftlich nicht belegt!“, so der Internist und Labormediziner Kramer und verweist hier auf die Publikationen des Robert Koch-Instituts. „Als Fachärzte haben wir an allererster Stelle immer die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Blick.“
ALM-Vorstand Evangelos Kotsopoulos ergänzt: „Bereits seit dem Sommer 2020 werden auch hier bei uns in Deutschland SARS-CoV-2-Pooltestungen als präventive anlassbezogene Untersuchungen für Unternehmen, Kulturbetriebe und seit 2021 auch für Bildungseinrichtungen bis hin zu flächendeckenden Programmen in Bundesländern wie NRW und Bayern durchgeführt. Die hierzu notwendigen Planungen wurden auf der Ebene der Bundesländer zwischen der jeweiligen Landesregierung und den in den Bundesländern tätigen medizinischen Laboren vorgenommen. So werden in Deutschland bereits seit langem signifikante PCR-Testzahlen als Poolverfahren durchgeführt. Die Anzahl der mit SARS-CoV-2-PCR untersuchten Personen liegt dabei um ein Mehrfaches höher als die berichtete Anzahl an PCR-Testungen. In der Datenauswertung des ALM e.V. und in den RKI-Wochenberichten wird immer die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests und nicht die Anzahl der damit untersuchten Personen angegeben.“ Kotsopoulos weiter: „Wenn wir also so zählen würden wie manche anderen Länder – nämlich nicht die durchgeführten PCR-Testungen, sondern zusätzlich auch die Anzahl von Personen ‚im Pool‘ – dann würden wir auch für Deutschland millionenfach höhere Zahlen berichten. Wir wollen jedoch konsistent bleiben mit der seit fast zwei Jahren wöchentlich präsentierten Statistik und eine langfristige Vergleichbarkeit sicherstellen.“
Für die bestmögliche Einschätzung der COVID-19-Pandemie und deren Bewältigung stellt sich nach Auffassung des ALM e.V. nicht die Frage nach dem „massenweise Anbieten von PCR-Tests“: „Bei SARS-CoV-2 handelt es sich um eine medizinisch bedeutsame, weil global bedrohliche, Infektionserkrankung, die nur mit professionellem medizinisch-ärztlichem Know-how bewältigt werden kann. Die Nationale Teststrategie in Deutschland sieht hierzu eine anlassbezogene Testung von Personen mit PCR- und auch Antigen-Tests vor. Mit dieser Teststrategie ist Deutschland im internationalen Vergleich bis heute einen relativ guten Weg durch die Pandemie gegangen. Dies wird trotz aller Kritik auch so bleiben!“, betont der Vorsitzende des ALM e.V. Dr. Michael Müller abschließend.
Text ALM e.V.
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