Stuttgart. Am 7. November hat der 100.000ste Taycan die Fertigungslinien verlassen. Das Jubiläumsmodell lief rund drei Jahre nach dem Produktionsstart, der im September 2019 erfolgt war, vom Montageband am Stammsitz in Zuffenhausen. Der Taycan Turbo S in neptunblau ist für einen Kunden in Großbritannien bestimmt. „Wir freuen uns sehr, diesen Meilenstein in der Produktionsgeschichte so schnell erreicht zu haben – trotz der Herausforderungen in jüngster Zeit wie zum Beispiel die Halbleiter-Knappheit und die wechselhafte Corona-Situation“, so Kevin Giek, Leiter Baureihe Taycan. „Mit dem Taycan sind wir ausgesprochen erfolgreich ins Elektro-Zeitalter gestartet.“
Die Top-3-Einzelmärkte für den Taycan sind aktuell die USA, China und Großbritannien inklusive Irlands. Erhältlich ist das Modell inzwischen in drei Karosserievarianten – als Taycan Sport Limousine, Taycan Cross Turismo und Taycan Sport Turismo. Jeweils bis zu fünf Motorisierungen sind verfügbar, es gibt Varianten mit Heck- oder Allradantrieb. Mit 513 Kilometern Reichweite nach WLTP ist der Taycan 4S die reichweitenstärkste Version der Reihe. Außerdem ist der Taycan Turbo S mit einer Zeit von 7:33 Minuten auf der Nürburgring-Nordschleife Rekordhalter als aktuell schnellstes Serien-Elektroauto.
Design- und technikbegeistert: Jean-Hubert Revolon mit Taycan 4S
Nicht nur bei der Produktion hat der Taycan schnell die 100.000er-Marke erreicht. Die Magie der großen Zahl gilt auch für die Laufleistung: Viele Kunden haben bereits weit mehr als 100.000 Kilometer mit ihrem Elektro-Sportler zurückgelegt. Bereits über 188.000 Kilometer ist Jean-Hubert Revolon mit seinem Taycan 4S seit Mitte August 2020 gefahren. Der Transport-Unternehmer lebt in der Umgebung von Lyon. Mit seinem Porsche hat er schon nahezu alle Nachbarländer Frankreichs bereist und dabei Tagesetappen von bis zu 1.200 Kilometern absolviert.
Kaufgründe waren für den Unternehmer das Design sowie „die technischen Innovationen, die die Umwelt ebenso wie das eigene Budget wegen der geringen Betriebskosten entlasten“, so Revelon. Weitere Stärken sind seiner Ansicht nach die Leistung und das Fahrwerk mit „teuflisch gutem Grip und höchster Agilität, was so nur die Zauberer von Porsche hinbekommen“. So zuverlässig wie sein Taycan 4S sei zudem bisher noch keines seiner vielen Autos gewesen, ergänzt der 43-Jährige. Einzig ein Fahrwerkssensor musste bislang getauscht werden.
Kurios ist ein Ladeerlebnis, an das sich Revelon erinnert: Er stand mit seinem Taycan nur wenige Meter von einer Ladestation entfernt, konnte diese aber wegen einer Schranke nicht erreichen. Denn die Station war Teil eines Autobahn-Rastplatzes und nicht von der Ortschaft aus zugänglich, wie sein Navigationssystem fälschlich angezeigt hatte.
Spontankauf: Guillaume Takvorian mit Taycan 4S
Zu den Kilometer-Königen gehört auch Guillaume Takvorian. Als die Kilometerzahl auf dem Tacho seines Taycan 4S Mitte Juni sechsstellig wurde, hat er das per Handy-Foto dokumentiert. Zum Zeitpunkt des Foto-Shootings hatte sein Porsche bereits 113.977 Kilometer gelaufen. Tendenz steigend.
Der Apotheker aus Marseille hat die vulkangraue Sport Limousine im Juni 2020 spontan erworben. „Porsche Toulon hatte gerade einen Taycan geliefert bekommen. Nach einer Probefahrt habe ich mich sofort für dieses Modell entschieden“, schmunzelt Takvorian. Geschäftlich ist er mit dem Taycan 4S vorwiegend in Südfrankreich unterwegs. „Die längste Fahrt führte von Marseille nach Megève in den Savoyer Alpen. Auf den 440 Kilometern ging es immer bergauf, was natürlich den Stromverbrauch erhöht. Bei Porsche Grenoble habe ich daher einen Zwischenstopp eingelegt und meinen Taycan kostenfrei geladen“, erinnert sich der 41-Jährige. Bis auf ein lautes Lüfterrad, das auf Garantie getauscht wurde, gab es über die Langstrecken-Distanz keinerlei Probleme.
„Es macht einfach Spaß, den Taycan zu fahren“, betont Takvorian. Neben der unmittelbaren Leistungsentfaltung gehört für ihn die Optik zu den Stärken: „Der Taycan ist in puncto Design ein typischer Porsche und hat viele Details, die charakteristisch für die Marke sind. Hinzu kommen Modernität und die solide Machart. „Als Vielfahrer schätzt der Franzose zudem den Geräuschkomfort des Elektroantriebs. „Ich liebe den Sound meines 911 Targa, aber auf der Langstrecke ist die Stille im Taycan sehr angenehm.“ Geladen wird sein Porsche stets über Nacht an der heimischen Wallbox und nur, wenn es nötig ist, unterwegs an Schnellladestationen.
Dienstlich viel in Osteuropa unterwegs: Markus Kreutel und sein Taycan Turbo
Vorwiegend an Schnellladestationen hat hingegen Markus Kreutel Strom getankt – kein Wunder bei Tagesetappen von bis zu 1.500 Kilometern. Mit seinem Dienstfahrzeug, einem Taycan Turbo, hat der Porsche Mitarbeiter zwischen Februar 2021 und August 2022 exakt 134.911 Kilometer abgespult. Kreutel leitet die Karosserie-Planung bei Porsche und ist damit für die Karosserieanläufe in Zuffenhausen, Leipzig und Bratislava verantwortlich. Als CEO des Porsche Werkzeugbaus kümmert er sich zudem um die Standorte dieser Sparte in Schwarzenberg, Dubnica und Horna Streda. Entsprechend häufig reist er vom Porsche Stammsitz in Zuffenhausen in die Slowakei oder ins Erzgebirge.
Neben der Langstreckentauglichkeit, der Fahrsicherheit auch bei schlechter Witterung und dem präzisen Fahrwerk lobt Kreutel die im Vergleich zu einem Verbrennermodell geringeren Betriebskosten. Ebenso Verarbeitungsqualität sowie Dauerhaltbarkeit: Dem weißen Taycan sieht man die Strapazen auch nach weit über 100.000 Kilometern nicht an – sowohl optisch als auch technisch: „Die Batterie hatte noch 91 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität“, so Kreutel. Und auch hier war das einzige Problem eine Lappalie: Die Kunststoffabdeckung des Heckklappenschlosses hatte sich gelöst.
Die Ladeinfrastruktur hingegen kostete Kreutel bisweilen Nerven. „Eine Reise in Rumänien ist mir in Erinnerung geblieben. Die erste Ladestation in Timisoara, die ich um zwei Uhr nachts angefahren habe, funktionierte leider nicht. Die nächste Station in Arad lag in einer unbeleuchteten Nebenstraße.“ Der Ausbau des Schnellladenetzes steht daher ganz oben auf der Wunschliste des Vielfahrers.
Ende und Anfang: Dauertests bei Auto Bild und auto motor und sport
Neben Kunden und Porsche-Mitarbeitern gehören naturgemäß auch Motorjournalisten zu den Vielfahrern. Im Schnelldurchlauf hat ein Taycan 4S in frozenblue beim deutschen Fachmagazin Auto Bild die 100.000 Kilometer absolviert. Begonnen am 17. Oktober 2020, endet der anspruchsvolle Dauertest Ende November 2022. „Für mich hat unser Dauertest des Taycan mindestens drei Dinge bewiesen. Erstens: Dieses Auto zieht Blicke auf sich, wie wenige andere“, so Tom Drechsler, Chefredakteur Auto Bild und Auto der Bild-Gruppe. „Zweitens: Ein elektrischer Porsche muss vom ersten Moment an ein Porsche sein, und das ist der Taycan. Drittens: dass Langstrecke längst auch elektrisch geht.“
Bei auto motor und sport ist gerade ein Taycan 4 Cross Turismo gestartet: Seit kurzem bereichert ein mambagrünes Modell den Dauertest-Fuhrpark der Redaktion. In zwei Jahren soll auch hier der Kilometerzähler eine sechsstellige Zahl anzeigen. Zum ersten Mal geht damit bei der Motor Presse Stuttgart ein vollelektrisches Auto über die volle Dauertest-Distanz von 100.000 Kilometern. „Einen Porsche in der Dauertest-Flotte zu haben, ist natürlich etwas Besonderes. Nach diversen Kurztests über maximal zwölf, meistens aber nur drei bis sechs Monate, ist es nun an der Zeit, mit E-Fahrzeugen die 100.000-Kilometer-Distanz zu absolvieren. Wir nehmen uns dafür maximal zwei Jahre Zeit“, sagt Michael Pfeiffer, Chefredakteur von auto motor und sport.
„Wir sind nun sicher, dass wir auch mit Elektro-Fahrzeugen eine sehr engmaschige Dokumentation der Ladevorgänge und Verbräuche gewährleisten können, die unseren Qualitätsmaßstäben gerecht wird. Das ist unerlässlich, um eine qualifizierte Aussage über die Alltagsqualität des Fahrzeugs treffen zu können. Darüber hinaus sind wir natürlich gespannt, wie sich der Cross Turismo als täglicher Begleiter schlägt“, ergänzt Jens Dralle, Ressortleiter Test und Technik bei auto motor und sport.
Smart, green and lean: die Produktion
Nicht nur der Taycan selbst, auch seine hochmodernen Produktionsmethoden setzen im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung Maßstäbe. In Stuttgart-Zuffenhausen ist eine wegweisende Fertigung mit neuen Technologien und Prozessen entstanden. So wird etwa bei der Produktion der elektrischen Antriebe künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Dank Machine Learning beispielsweise beurteilen Kamerasysteme bei der Prägung der Antriebsnummer und der Vormontage des Getriebes die Qualität noch präziser als konventionelle Überwachungssysteme ohne KI. Zugleich werden die Mitarbeiter entlastet, weil sie weniger kontrollieren müssen. Ein Beispiel aus dem Bereich der ressourcenschonenden Prozesse und Technologien ist die Rekuperation der Energie von Robotern. Wie beim Taycan wird bei Bremsvorgängen die Bewegungsenergie in elektrische Energie umgewandelt und mit Hilfe eines Hochleistungskondensators gespeichert. Beschleunigt der Roboter, wird dafür die zurückgewonnene Energie genutzt.
„Der Taycan ist ein Innovationsträger, und die Taycan-Produktion ist es auch“, sagt Albrecht Reimold, Vorstand für Produktion und Logistik der Porsche AG. „Seit Produktionsbeginn 2019 fertigen wir den Taycan bilanziell CO₂-neutral. Inzwischen gilt das für die Produktion sämtlicher Sportwagen in unseren Werken in Zuffenhausen und Leipzig. Damit sind wir unserer Vision der ‚Zero Impact Factory‘ wieder ein Stück nähergekommen. Smart, green und lean – das ist unser Verständnis einer nachhaltigen Produktion.“
Foto: Taycan Nr. 100.000: Albrecht Reimold, Mitglied des Vorstandes, Produktion und Logistik, und die Mannschaft der Taycan Produktion (c) Porsche AG