Annaburg. Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (Foto), Staatssekretär Gert Zender und Thorsten Rommel, Betriebsleiter des Landeszentrums Wald (LZW), haben nach zweijährigem Modernisierungsprozess heute feierlich die Waldbrandzentrale (WBZ) im Betreuungsforstamt Annaburg (Landkreis Wittenberg) eröffnet. Minister und Staatssekretär erhielten Einblicke in das weiterentwickelte Automatisierte Waldbrand-Früherkennungssystem (AWFS).
„Mit der neuen hochmodernen Technik werden wir Brände noch schneller entdecken und dadurch noch effizienter bekämpfen können“, sagte Minister Sven Schulze. Der Wald in Sachsen-Anhalt habe durch Hitze, Trockenheit und Sekundärschädlingen, wie dem Borkenkäfer, in den vergangenen Jahren viel mitgemacht. Ziel müsse es auch künftig sein, die Wälder aller Waldbesitzarten zu schützen und somit die vielfältigen Funktionen des Waldes zu sichern, so Schulze.
Hintergrund: Die Waldbrandsaison ist am 1. März gestartet und dauert bis zum 30. September. Sachsen-Anhalt gehört mit einer absoluten Waldfläche von 532.480 Hektar und einem Waldflächenanteil von 26 Prozent zu den waldärmeren Bundesländern in Deutschland. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 lag das Waldbrandgeschehen aufgrund der warmen und niederschlagsarmen Witterung zum Teil deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Besonders waldbrandgefährdet ist das nordöstliche Tiefland des Landes, dort dominieren zum großen Teil homogene Kiefern-Reinbestände, die eine hohe natürliche Zündbereitschaft besitzen.
AWFS: Sachsen-Anhalt betreibt und unterhält seit 2004 ein automatisches Waldbrand-Frühwarnsystem (AWFS). Dieses wurde in vergangenen zwei Jahren für rund 1,6 Millionen Euro umfangreich modernisiert. Die Elektronik auf den 15 bestehenden Sensorstandorten ist in diesem Zusammenhang ausgetauscht und grundlegend erneuert worden. Montiert auf ehemaligen Feuerwachtürmen, Mobilfunkmasten oder hohen Gebäuden erfassen die Sensoren in einem 15-Kilometer-Radius Rauchentwicklungen ab einer Flächenausdehnung von 10 Meter mal 10 Meter. Jede Sensoreinheit überwacht dabei rund 70.000 Hektar Fläche. Zum Einsatz kommt das Waldbrand-Früherkennungssystem „IQ Fire Watch“. Auf der Grundlage des vom deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten Patents wurde es von der Firma IQ Technologies for Earth and Space GmbH weiterentwickelt.
Technisch möglich ist nun die Vernetzung zwischen den Ländern Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie die gegenseitige Mitnutzung der Sensordaten. Dadurch ergibt sich eine lagegenaue und schnellere Detektion von Brandherden. So können in Grenznähe die Feuerwachtürme der Nachbarländer für Kreuzpeilungen mitgenutzt werden. IQ Technologies for Earth and Space GmbH hat zudem eine KI-Komponente integriert, die automatisch Verdachtsmeldungen analysiert und Falschmeldungen aussortiert. Mithilfe dieser Applikation werden die Mitarbeiter in der Waldbrandzentrale wesentlich entlastet und eine wirkungsvollere Überwachung garantiert. Weiterhin werden auf Grund einer verbesserten Digitalübertragung die Informationswege zu den Leitstellen der Feuerwehr optimiert.
Waldbrandzentralen: Sachsen-Anhalt unterhält bisher 3 Waldbrandzentralen, die die per Funk übermittelten Verdachtsmeldungen der 15 Sensorstandorte auswerten. Die Waldbrandzentralen sind in den Betreuungsforstämter Annaburg, Klötze und Genthin eingerichtet. Das Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt war im Zuge der Modernisierung des AWFS-Systems beauftragt worden, die Zusammenlegung der bisherigen drei Waldbrandzentralen in eine moderne Waldbrandzentrale zu überführen. Diese Vorgabe wird mit der Einrichtung der serverbasierten Waldbrandzentrale am Standort Annaburg erfüllt.
Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten am 12. März 2022
Foto (c) CDU Sachsen-Anhalt