Free-TV-Premiere / Katastrophendrama: Tokio bebt (ZDF 22:15 – 23:50 Uhr)

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Eine französische Bankerin ist 2011 gerade nach Tokio gekommen, als das Erdbeben mit Tsunami im Kernkraftwerk von Fukushima einen GAU auslöst: Tokio droht die atomare Verseuchung.

In dem schnell einsetzenden Chaos muss die leitende Angestellte entscheiden, ob sie wie ihre französischen Kollegen mithilfe ihrer Bank das Land verlĂ€sst oder die Verantwortung fĂŒr ihre japanischen Mitarbeiter ĂŒbernimmt, auch wenn sie damit ihr eigenes Leben riskiert.

Die französische Controllerin Alexandra Pacquart (Karin Viard) hat sich 2011 in einem Karrieresprung gerade zu einer französischen Großbank in Tokio abwerben lassen. WĂ€hrend ihr Mann Bertrand (Charlie Dupont) in Hong Kong noch die Zelte der Familie abbricht, hat Alexandra mit ihren beiden Kindern bereits eine Wohnung in der neuen Heimat bezogen. Engagiert unterstĂŒtzt von ihrer Assistentin Kimiko (Yuri Narita) und dem brillanten Praktikanten Amani Sassou (StĂ©phane Bak) profiliert sich Alexandra als fĂ€hige zweite Frau unter dem Leiter der Tokioter Niederlassung, dem wendigen Karrieristen Dominique Besse (Philippe Uchan).

Als kurz nach ihrer Ankunft ein massives Erdbeben die Katastrophe von Fukushima auslöst, schwanken mit den HochhĂ€usern Tokios auch sĂ€mtliche Gewissheiten – vor allem bei den in der Stadt arbeitenden Expats. Niemand weiß genau, wie die Situation einzuschĂ€tzen ist, sodass kostbare Zeit fĂŒr die Flucht vor einer drohenden atomaren Wolke verstreicht. Alexandra, hin- und hergerissen zwischen der Sorge um ihre Kinder und ihrer Verantwortung als FĂŒhrungskraft ihres Arbeitgebers, zögert lange, ob sie sofort mit ihren Kindern nach Hongkong flĂŒchten oder in Tokio die Stellung halten soll.

WĂ€hrend ihr Mann voller Entsetzen irgendwann feststellen muss, dass seine Frau auf sein DrĂ€ngen hin zwar die Kinder, nicht aber sich selbst in eines der letzten Flugzeuge aus Tokio setzt, besteht ihr Chef auf ihrer Anwesenheit im BĂŒro, um die Evakuierung der Angestellten zu organisieren, die in einer Sondermaschine nach Frankreich ausgeflogen werden sollen.

Doch schon bald muss Alexandra fassungslos erkennen, dass sie von ihrem Chef belogen wurde: Er nĂ€mlich hat auf Geheiß der Zentrale in Paris die angekĂŒndigte Evakuierung lĂ€ngst aufgegeben und nur sich selbst in Sicherheit gebracht. Von ihren panisch abreisenden französischen Kollegen im Stich gelassen, findet sich Alexandra plötzlich in der alleinigen Verantwortung fĂŒr die japanischen Mitarbeiter und ihren afrikanischen Praktikanten.

Sie muss sich entscheiden, entweder noch eine letzte Fluchtmöglichkeit fĂŒr sich selbst zu nutzen oder sich um ihre loyale Truppe zu kĂŒmmern und damit genau die Werte zu vertreten, die ihre Vorgesetzten immer vollmundig verkĂŒndet, jedoch nicht gelebt haben. Gemeinsam mit Amani, Kimiko und den japanischen Kollegen beginnt sie mit dem Mut der Verzweiflung, das Überleben in einer atomaren Katastrophe vorzubereiten.

„Tokio bebt“ ist ein psychologisch ungewöhnlich spannender Katastrophenfilm, der die Frage des nackten Überlebens seiner Figuren nach dem Reaktorunfall von Fukushima auch als eine Frage nach ihrer moralischen Haltung stellt. Was tut man in einer Situation, die alle bisherigen Sicherheiten schlagartig beendet? Was bedeutet das fĂŒr die persönliche Verantwortung des Einzelnen, und wie bemisst sich der Wert eines Lebens?

Sehr realistisch in der Inszenierung der Ereignisse zieht der Film den Zuschauer an der Seite seiner Heldin in eine Entscheidungssituation, die auf dramatische Weise Angst und persönlichen Überlebenswillen mit ethischen AnsprĂŒchen und dem BedĂŒrfnis nach Selbstachtung konfrontiert.

Der französische Regisseur Olivier Peyon („Wie ich Mathe gehasst hab'“) schickt seine Protagonistin dabei in eine BewĂ€hrungsprobe, die im Genre des Katastrophenfilms sonst meistens nur MĂ€nner durchlaufen. Mit Karin Viard („Verstehen Sie die BĂ©liers?“, „Poliezei“), die seit inzwischen mehr als 35 Jahren mit ĂŒber 80 Film- und Fernsehrollen zu den profiliertesten Darstellerinnen des französischen Kinos gehört, hat er fĂŒr diese ungewöhnliche Heldinnen-Rolle die optimale Verkörperung – in der fĂŒr sie typischen Mischung aus leicht zugĂ€nglicher NormalitĂ€t und entschlossener StĂ€rke.

Original-Titel: Tokyo Shaking
Laufzeit: 95 Minuten
Genre: Katastrophendrama, F, B 2021
Regie: Olivier Peyon

Schauspieler:

Alexandra Pacquart – Karin Viard
Amani Sassou – StĂ©phane Bak
Kimiko – Yumi Narita
Dominique Besse – Philippe Uchan
Michel – Jean-François Cayrey
BĂ©atrice – Emilie Gavois-Kahn
Bertrand Pacquart – Charlie Dupont
Camille Pacquart – Nola Blossom
Concierge – Yoshi Kuremura