Die internationale Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer ist in Russlands systematische Verschleppung ukrainischer Kinder verstrickt. Das belegen Recherchen des ZDF-Politmagazins „frontal“. Bilder, die der Redaktion vorliegen, zeigen, wie ukrainische Kinder in die Siedlung Tomilino in der NĂ€he von Moskau gebracht werden. Dort werden sie offenbar russischen Pflegeeltern ĂŒbergeben. Die Siedlung Tomilino gehört seit 1990 zu den SOS-Kinderdörfern.
Das „frontal spezial: Der Ukraine-Krieg â ein Jahr der Zerstörung“, das am Dienstag, 21. Februar 2023, 21.00 Uhr, im Rahmen des ZDF-Programmschwerpunkts „1 Jahr Ukraine-Krieg“ zu sehen ist, berichtet unter anderem ĂŒber diese Recherche. In der ZDFmediathek ist bereits die 43-minĂŒtige „ZDFzoom“-Doku ĂŒber „Die verschwundenen Kinder von Cherson â Auf der Spur eines Kriegsverbrechens“ abrufbar, die am Mittwoch, 22. Februar 2023, 22.15 Uhr, im ZDF zu sehen ist.
GegenĂŒber dem ZDF rĂ€umte die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer ein, dass sie von 13 ukrainischen Kindern in ihren Dörfern in Russland wisse und teilte zudem schriftlich mit: „SOS-Kinderdorf Russland kann keine Auskunft darĂŒber geben, wie die Kinder nach Russland kamen und wie sie die russische StaatsbĂŒrgerschaft erlangten.“ Weiter schrieb die Hilfsorganisation: „SOS-Kinderdorf ist gegen den Einsatz von Kindern fĂŒr politische Zwecke. Wir unterstĂŒtzen das nicht und werden diesen Fall prĂŒfen.“ Das Hauptziel von SOS-Kinderdorf Russland sei es, Kinder unabhĂ€ngig von ihrer Herkunft zu schĂŒtzen, auch unter extrem schwierigen Bedingungen.
SOS-Kinderdorf Russland arbeitet nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren in Russland und betreut dort derzeit mehr als 600 Kinder. Der Verein verweist darauf, dass er in der Ukraine seit Kriegsbeginn mehr als 74.000 Kinder unterstĂŒtzt habe.
Nach Recherchen von „frontal“ besuchte Putins „Beauftragte fĂŒr Kinderrechte“, Maria Lvova-Belova, im Dezember 2022 das SOS-Kinderdorf bei Moskau. Ihre Behörde organisiert Zwangsadoptionen ukrainischer Kinder mit dem Ziel der Russifizierung. WĂ€hrend ihres Besuches in der Siedlung Tomilino entstanden Propagandabilder mit verschleppten ukrainischen Kindern. Weitere Aufnahmen zeigen, wie Putins Partei „Einiges Russland“ durch das SOS-Kinderdorf in der NĂ€he von Moskau marschiert.
Seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 werden ukrainische Kinder und Jugendliche systematisch nach Russland verschleppt. Viele der Kinder werden zur Zwangsadoption freigegeben und kommen in russische Pflegefamilien. Ziel ist oftmals eine Umerziehung: Die Kinder sollen alles Ukrainische vergessen und stattdessen eine pro-russische patriotische Erziehung erhalten. BundesauĂenministerin Annalena Baerbock (BĂŒndnis90/Die GrĂŒnen) bezeichnete dies als Kriegsverbrechen. Der Kreml bestreitet die VorwĂŒrfe. Wie viele Kinder betroffen sind, ist unklar. Der Humanitarian Research Lab der US-UniversitĂ€t Yale ging zuletzt von etwa 6000 ukrainischen Kindern aus, die ukrainische Regierung rechnet aktuell mit mindestens 14.000.
Diese Sendung wird mit Untertiteln angeboten.
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