Berlin. Mit Blick auf den Tag gegen den Menschenhandel am Dienstag, 30. Juli 2024, fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine engere und noch besser koordinierte lĂ€nderĂŒbergreifende sowie internationale Polizeiarbeit. Der Handel mit Menschen zum Zwecke der Ausbeutung sei durch internationale, kriminelle Strukturen organisiert. Dies erfordere, die Befugnisse der europĂ€ischen Polizeibehörde Europol zu erweitern, erklĂ€rte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Alexander Poitz (Foto) gestern in Berlin. âMit Blick auf die in Europa grassierende BandenkriminalitĂ€t ist aus unserer Sicht dringend geboten, Europol finanziell wie personell zu stĂ€rken und mit operativen Befugnissen auszustatten.â
Vor kurzem hatte Europol-Chefin Catherine De Bolle von einer dramatischen Lage der europĂ€ischen BandenkriminalitĂ€t gesprochen. Das organisierte Verbrechen breitet sich ihr zufolge in Europa immer weiter aus. Diese EinschĂ€tzung, so Poitz zeige eindeutig, dass sich Europa polizeilich von seinen Grenzen lösen mĂŒsse. Trotz unterschiedlicher Sicherheitsstrukturen und Ermittlungsbefugnissen mĂŒsse innerhalb der europĂ€ischen Sicherheitsbehörden eine einheitliche BekĂ€mpfungsstrategie weiter angestrebt werden.
Die von den Polizeien in der Bundesrepublik eingesetzten, auf die BekĂ€mpfung von Menschenhandel und Ausbeutung spezialisierten Einheiten benötigten jedoch ebenso eine krĂ€ftige personelle Aufstockung, erklĂ€rte der GdP-Vize. Zudem seien zusĂ€tzliche Mittel fĂŒr Schulungen und technische Ausstattung notwendig. âDas Dunkelfeld beim Menschenhandel ist weiterhin enorm groĂ. Wer dort mehr Licht ins Dunkel bringen möchte, muss erstens nachhaltig investieren, zweitens den grenzĂŒberschreitenden Informationsaustausch intensivieren und gemeinsame Ermittlungen mit Polizeien aus europĂ€ischen LĂ€ndern und auf internationaler Ebene vorantreiben sowie drittens die gesetzlichen Instrumente der Polizeien wie die Mindestspeicherung von IP-Adressen auf einen zeitgemĂ€Ăen Stand bringenâ, betonte Poitz. Der GdP-Vize betonte weiterhin, dass Datenschutz kein TĂ€terschutz sein dĂŒrfe. Insbesondere in der Bundesrepublik werde dieser Eindruck teils erweckt.
Dennoch verbleibe auch im eigenen Land noch genĂŒgend Nachholbedarf fĂŒr eine effektivere BekĂ€mpfung dieses sehr komplexen Deliktsfeldes. Poitz: âAuch in der Bundesrepublik ist eine StĂ€rkung der behördenĂŒbergreifenden Zusammenarbeit vonnöten. Zum Beispiel durch gemeinsame Ermittlungsgruppen von Polizei, Schwerpunktstaatsanwaltschaften und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit sowie einen einheitlichen, schnellen Datenaustausch mit Sozialbehörden. Das ist ein Erfolg versprechender Ansatz, der die sexuelle und Arbeitsausbeutung, ebenso wie damit einhergehenden Grausamkeiten, organisatorisch umfassend abdeckt.â
Die Behörden mĂŒssten zudem bessere Wege finden, dass sich mehr Betroffene ihnen anvertrauen. Je mehr Vertrauen bei den Opfern von Menschenhandel aufgebaut werden könne, desto mehr gerieten die TĂ€ter unter Druck.
Foto: Alexander Poitz (c) Kay Herschelmann