Magdeburg. Am 3. und 4. April werden in Magdeburg weitere 27 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Anlässlich der Verlegung des 800. Stolpersteins für Wilhelm Kronheim spricht Oberbürgermeisterin Simone Borris am 3. April, 10.30 Uhr, an der Sternstraße 22 (Magdeburg-Altstadt) ein Gedenkwort.
Wilhelm Kronheim war Kaufmann und einer der Repräsentanten der Vertretung der jüdischen Gemeinde, darüber hinaus wirkte er als Vorsitzender der Ortsgruppe der Vereinigung für das liberale Judentum. Für seine Frau Anna Kronheim, geb. Stern, und den gemeinsamen Sohn Heinz Karl werden an dieser Stelle ebenfalls Stolpersteine verlegt.
Im Oktober 1929 gehörte Kronheim als einziger Magdeburger zu den 276 Mitunterzeichnenden einer „Erklärung deutscher Juden“, die in mehreren Tageszeitungen erschien. Diese Aktion war eine Antwort auf blutige Kämpfe zwischen jüdischen Siedlern und Arabern im Nahen Osten sowie Kampagnen der Jewish Agency for Palestine. Die Errichtung einer jüdischen Heimstätte in Palästina wurde als ein Irrweg, der die Emanzipationserfolge des deutschen Judentums gefährde, erklärt.
„Jener zu gedenken, die inmitten unserer Stadtgesellschaft mit Unrecht behandelt wurden und enormer Gewalt ausgesetzt waren, ist heute Teil unserer bürgerschaftlichen Moral in Magdeburg“, betont Oberbürgermeisterin Simone Borris. „Ich danke daher der AG Stolpersteine, die sich als zivilgesellschaftliches Bündnis für diese besondere Form des sichtbaren Gedenkens im Alltag einsetzt. Auch die nicht abnehmende Spendenbereitschaft, die diese Stolperstein-Aktion erst möglich macht, zeigt, wie wichtig den Magdeburgerinnen und Magdeburger diese vielen persönlichen Zeichen der Verantwortung und Versöhnung sind.“
Stolperstein-Verlegungen am 3. April
09.30 Uhr, Westerhüsen 31: Familie Lubrainschik
10.30 Uhr, Sternstraße 22: Familie Kronheim (800. Stolperstein)
11.05 Uhr, Hegelstraße 37: Gertrud Bendix, Hermann Bergmann
11.30 Uhr, Bahnhofstraße 49a: Ehepaar Bajbus
12.00 Uhr, Himmelreichstraße/Ecke Krügerbrücke: Ehepaar Liebenthal
12.25 Uhr, Alter Markt 10: Familie Madryks, Familie Bormann
12.55 Uhr, Neustädter Straße/Ecke Jakobstraße: Geschwister Cohn
13.20 Uhr, Gareisstraße/Nähe Universität: Margarete Leopold
Stolperstein-Verlegungen am 4. April
09.30 Uhr, Hohepfortestraße/Ecke J.-G.-Nathusius-Ring: Johann Pippirs
10.00 Uhr, Kleine Schulstraße 29: Leib Perl
10.20 Uhr, Nähe Mühlenstraße 1: Ehepaar Eigenfeld, Sara Perl, Eva Blajwas
11.10 Uhr, Kleine Münzstraße 1: Esther Wiesner
Stolpersteine in Magdeburg
Über 800 Stolpersteine sind in Magdeburg vor ehemaligen Wohnhäusern und Wirkungsstätten von Opfern des Nationalsozialismus im Bodenpflaster eingelassen. Die zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader haben eine Messingoberfläche, auf der die Namen und biografischen Daten der Opfer, der Zeitpunkt der Deportation und der Deportationsort eingraviert sind. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.
Weitere Unterstützung bei der Finanzierung der Stolpersteine ist jederzeit willkommen. Wer spenden möchte, kann dafür die Bankverbindung der Landeshauptstadt Magdeburg bei der Sparkasse MagdeBurg, IBAN DE02 8105 3272 0014 0001 01 nutzen. Als Verwendungszweck ist die Bezeichnung 37994311/Stolpersteine anzugeben. Wer darüber hinaus zusätzlich seine Adresse im Verwendungszweck vermerkt, erhält anschließend eine Spendenbescheinigung.
Für Fragen und weitere Informationen zu den Stolpersteinen stehen die Mitarbeitenden des Kulturbüros der Stadtverwaltung unter der Rufnummer 0391/5402134 zur Verfügung. Einen regelmäßig aktualisierten Stadtplan mit den Orten der Stolpersteine und weitere Informationen sind im Internet unter www.magdeburg.de/stolpersteine verfügbar.
Titelfoto © Landeshauptstadt Magdeburg, Romy Buhr