Magdeburg. Die Landeshauptstadt Magdeburg lÀdt am 17. Juni um 15.00 Uhr zum Gedenken anlÀsslich des Volksaufstandes von 1953 in der DDR ein. Mit der Veranstaltung im Moritzhof und in der GedenkstÀtte am Moritzplatz wird an die Proteste und Streiks, die verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen als Aufstand des 17. Junis bezeichnet werden, erinnert und der Opfer gedacht. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.
Worte der Erinnerung werden im Moritzhof OberbĂŒrgermeisterin Simone Borris, Braunschweigs OberbĂŒrgermeister, Dr. Thorsten Kornblum, sowie der Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Johannes Beleites, sprechen. Die Gedenkrede hĂ€lt der Landesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, Dr. Carl-Gerhard Winter. Einen kulturellen Beitrag fĂŒhrt das SchĂŒlerprojekt „Jugend im Juni“ auf.
Nach dem gemeinsamen Gang zur GedenkstĂ€tte Moritzplatz wird der Direktor der Stiftung GedenkstĂ€tten Sachsen-Anhalt, Dr. Kai Langer, die GĂ€ste begrĂŒĂen, bevor der Vorsitzende des Volksbundes Deutscher KriegsgrĂ€berfĂŒrsorge, RĂŒdiger Erben, das Totengedenken spricht. Im Anschluss besteht die Möglichkeit die GedenkstĂ€tte zu besichtigen.
Der 17. Juni 1953 in und um Magdeburg
Magdeburg gehörte in der DDR zu den Schwerpunktregionen des Volksaufstandes. In den Morgenstunden erfasste die Streikbewegung, die zunĂ€chst von Einzelaktionen ausging, sehr schnell das Ernst-ThĂ€lmann-Werk und weitere GroĂbetriebe. Gegen 9.00 Uhr hatte sich schon ein bis zu 20.000 Menschen starker Protestzug formiert, der sich in Richtung Stadtgebiet bewegte. Zur gleichen Zeit waren noch weitere DemonstrationszĂŒge unterwegs, die sich spĂ€ter im Stadtzentrum trafen. Unter anderem wurden die Bezirksleitungen der FDJ und SED besetzt.
Vor der Bezirksdirektion der Volkspolizei und der Haftanstalt des Ministeriums fĂŒr Staatssicherheit in Sudenburg kam es zu gewalttĂ€tigen Auseinandersetzungen. Demonstranten versuchten, in die GebĂ€ude einzudringen und entwaffneten die Wachposten. Mit den erbeuteten Waffen schossen Demonstranten in das Innere der Haftanstalt: Zwei Polizisten und ein Angehöriger des Staatssicherheitsdienstes kamen dabei ums Leben.
Die Befreiung der Gefangenen misslang, weil sowjetische MilitĂ€reinheiten eingriffen. Dabei wurden drei Demonstranten getötet, unter ihnen ein 16-jĂ€hriges MĂ€dchen, das zufĂ€llig in die Demonstration geraten war. Zudem gab es mehr als 40 zum Teil Schwerverletzte. Am Nachmittag des 17. Junis gelang es Demonstranten, die Haftanstalt Neustadt zu stĂŒrmen. Dabei wurden 221 Inhaftierte befreit, darunter auch StraftĂ€ter.
Hunderte Teilnehmer der Demonstrationen wurden in den Tagen und Wochen nach dem 17. Juni 1953 im Auftrag der SED-FĂŒhrung verhaftet und abgeurteilt. Darunter war auch Herbert Stauch, der mit drei weiteren Magdeburgern beim PrĂ€sidenten der Bezirksbehörde der Volkspolizei die Freilassung von inhaftierten Demonstranten gefordert hatte, von einem sowjetischen MilitĂ€rtribunal zum Tode verurteilt und umgebracht wurde.
Heute erinnern in Magdeburg unter anderem die Herbert-Stauch-StraĂe und der Platz des 17. Juni an den Volksaufstand von 1953.
Text/Foto: Landeshauptstadt Magdeburg