Halbjahr – Ostdeutscher Bau verharrt in Talsohle

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Im ersten Halbjahr 2024 hat sich die Baukonjunktur in Ostdeutschland im Vorjahresvergleich auf niedrigem Niveau etwas stabilisiert. „Der noch am Beginn des Jahres zu beobachtende starke Abwärtstrend, insbesondere was die Nachfrage nach Bauleistungen anbelangt, hat sich am Ende des ersten Halbjahres 2024 lediglich deutlich verlangsamt, eine Erholung ist bisher noch nicht in Sicht“, erklärte Dr. Robert Momberg (Foto), Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO) nach Bekanntgabe der Juniergebnisse im Bauhauptgewerbe für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten durch das Statistische Bundesamt.

Auftragseingang: Nachfrage sinkt im Vorjahresvergleich real um knapp fünf Prozent

Das Gesamtauftragsvolumen des ostdeutschen Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf insgesamt knapp 9,5 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete das einen nominalen Rückgang um 1,0 Prozent.  Am stärksten betroffen war der Wirtschaftsbau. Das Auftragsvolumen sank hier nominal um 8,0 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro. Im Wohnungsbau belief sich der Auftragseingang auf 1,3 Mrd. Euro und verfehlte damit das Vorjahresergebnis nominal um 7,6 Prozent.  Anders im Öffentlichen Bau. Hier erhöhte sich der Auftragswert gegenüber dem Vorjahr nominal um 10,1 Prozent auf 4,0 Mrd. Euro, davon entfielen 2,0 Mrd. Euro auf den Straßenbau (+16,0 %). „Unter Berücksichtigung der Preissteigerungen im Zusammenhang mit dem Bauen ergibt sich für das ostdeutsche Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich ein realer Rückgang des Auftragswertes um fünf Prozent“, ergänzte Momberg.

Umsatz:  Bautätigkeit geht im ersten Halbjahr zurück

Das Bauhauptgewerbe in Ostdeutschland erzielte im ersten Halbjahr 2024 Umsatzerlöse mit einem Gesamtumfang von 9,6 Mrd. Euro. Der Vergleichswert des Vorjahres wurde damit nominal um 1,5 Prozent verfehlt, preisbereinigt sogar um 5,4 Prozent. Das Umsatzaufkommen im Wohnungsbau sank nominal um 10,6 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Der Umsatz im Öffentlichen Bau belief sich auf 3,4 Mrd. Euro (+0,1 %), darunter im Straßenbau auf 1,5 Mrd. Euro (+7,7 %).  Die Entwicklung im Wirtschaftsbau verlief etwas günstiger. Sein Umsatz betrug 4,3 Mrd. Euro, was nominal um 2,0 Prozent über dem Vorjahresergebnis lag. „Ein Blick auf die Entwicklung der Baugenehmigungen, die am Ende des ersten Halbjahres 2024 einen potentiellen Auftragswert verkörpern, der insgesamt nominal um 11 Prozent unter dem des Vorjahres liegt, darunter im Wohnungsbau um 28 Prozent und im Öffentlichen Bau um 27 Prozent, lässt schlussfolgern, dass ein baukonjunkturelle Trendwende in naher Zukunft nicht zu erwarten ist, denn momentan zeichnet sich nur im Wirtschaftsbau eine günstigere Entwicklung an, hier stieg der Wert der erteilten Baugenehmigungen um 35 Prozent an“, so Momberg abschließend.

Verbandsgebiet 1. Halbjahr 2024

Berlin

  • Gesamtauftragseingang bricht dramatisch ein
  • Gesamtumsatz nominal in etwa auf Vorjahresniveau
  • Zahl der Beschäftigten nimmt ab (-4,8 %)

Der Auftragseingang des Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf insgesamt 1,4 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr war das ein nominaler Rückgang um 19,6 Prozent, preisbereinigt (real) sogar um 24,3 Prozent. Den Wohnungsbau traf es besonders hart. Sein Auftragseingang verringerte sich nominal um 27,6 Prozent auf 407,4 Mio. Euro. Ihm folgte der Öffentliche Bau. Er verzeichnete mit einem Auftragsvolumen von 309,1 Mio. Euro einen nominalen Rückgang von 16,8 Prozent. Der Straßenbau ging dabei mit Aufträgen in Höhe von 152,6 Mio. Euro um 4,3 Prozent zurück. Mit Bestellungen im Wert von 682,3 Mio. Euro lag der Auftragswert im Wirtschaftsbau nominal um 15,2 Prozent unter dem von 2023. 

Der Umsatz des Berliner Bauhauptgewerbes betrug im ersten Halbjahr 2024 knapp 1,9 Mrd. Euro. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 war das ein nominaler Rückgang von nur 0,1 Prozent, real allerdings um 4,8 Prozent. Den vergleichsweise höchsten Zuwachs verzeichnete der Wohnungsbau. Die Erlöse übertrafen hier mit 802,5 Mio. Euro den Wert von 2023 nominal um 0,8 Prozent. Der Öffentliche Bau registrierte dagegen mit 399,6 Mio. Euro ein nominal um 1,9 Prozent schlechteres Ergebnis als im Vorjahr. Dabei stieg der Umsatz im Straßenbau auf 166,7 Mio. Euro an (+17,2 %). Im Wirtschaftsbau verringerte sich das Umsatzaufkommen nominal um 0,2 Prozent auf 670,6 Mio. Euro.  

Brandenburg

  • Gesamtauftragseingang nominal auf Vorjahreshöhe
  • Gesamtumsatz geht zurück
  • Positive Beschäftigungsentwicklung (+3,8 %)

Im Bauhauptgewerbe Brandenburgs wurde im ersten Halbjahr 2024 ein Gesamtauftragseingang von 1,4 Mrd. Euro registriert. Das entsprach nominal in etwa dem Ergebnis des Vorjahres (+0,5 %). Preisbereinigt (real) bedeutete der Gesamtauftragswert im Vorjahresvergleich allerdings Rückgang (-3,5 %). Im Wohnungsbau wurde bei Aufträgen im Wert von 222,2 Mio. Euro das Vorjahresergebnis nominal um 2,8 Prozent verfehlt. Im Wirtschaftsbau sank der Auftragswert nominal um 0,2 Prozent auf 671,8 Mio. Euro. Das Auftragsvolumen im Öffentlichen Bau belief sich auf 518,3 Mio. Euro, was einem nominalen Zuwachs von 2,8 Prozent entsprach. Der Straßenbau übertraf dabei das Vorjahresergebnis mit 322,7 Mio. Euro um 16,7 Prozent.

Der Umsatz betrug im ersten Halbjahr 2024 1,6 Mrd. Euro und befand sich damit nominal um 2,5 Prozent unter seiner Vorjahreshöhe, real sogar um 6,5 Prozent.  Den höchsten nominalen Rückgang verzeichnete bei einem Umfang von 387,5 Mio. Euro der Wohnungsbau
(-16,0 %). Im Öffentlichen Bau lagen die Umsatzerlöse bei 529,2 Mio. Euro. Das entsprach einem nominalen Plus von 0,5 Prozent. Dabei war der Umsatz im Straßenbau mit 259,7 Mio. Euro allerdings um 4,7 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2023. Im Wirtschaftsbau summierten sich die Umsätze auf 714,8 Mio. Euro. In Relation zum Vorjahreszeitraum ergab das einen nominalen Zuwachs von 4,2 Prozent.

Sachsen

  • Auftragseingang steigt real leicht an
  • Gesamtumsatz mit deutlichem Rückgang
  • Zahl der Beschäftigten nimmt ab (-2,6 %)

Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten die Unternehmen des sächsischen Bauhauptgewerbes ein Gesamtauftragsvolumen von 3,1 Mrd. Euro. Im Vorjahresvergleich bedeutete das einen nominalen, nicht preisbereinigten Zuwachs um 4,3 Prozent, real um 1,1 Prozent. Im Öffentlichen Bau stieg die Nachfrage am stärksten. Sein Auftragswert erhöhte sich gegenüber 2023 nominal um 22,9 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro, darunter im Straßenbau um 18,6 Prozent auf 662,1 Mio. Euro. Im Wohnungsbau verzeichnete der Auftragseingang mit 339,2 Mio. Euro nominal ein Plus von 8,4 Prozent. Im Wirtschaftsbau ging dagegen das Auftragsvolumen nominal um 10,5 Prozent auf knapp 1,4 Mrd. Euro zurück.

Der Umsatz betrug im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 2,8 Mrd. Euro. Das bedeutete gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein nominales Minus von 4,5 Prozent, real ging der Umsatz um 7,7 Prozent zurück. Die negative Entwicklung betraf alle Sparten. Im Wohnungsbau verringerten sich die Erlöse am deutlichsten, nämlich um nominal 17,0 Prozent auf 332,5 Mio. Euro. Im Öffentlichen Bau verschlechterte sich das Ergebnis nominal um 4,6 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro. Eine Ausnahme bildete dabei der Umsatz im Straßenbau, der nominal um 4,5 Prozent auf 448,2 Mio. Euro anstieg.  Mit einem Umsatzaufkommen von knapp 1,5 Mrd. Euro verfehlte der Wirtschaftsbau den Vorjahreswert nominal um 1,1 Prozent.

Sachsen-Anhalt

  • Auftragseingang nimmt nominal zu
  • Gesamtumsatz real zurückgegangen
  • Zahl der Beschäftigten leicht unter Vorjahresstand (-0,6 %)

Im ersten Halbjahr 2024 wurden im Bauhauptgewerbe von Sachsen-Anhalt Aufträge im Wert von 1,4 Mrd. Euro verbucht. Im Vorjahresvergleich bedeutete das einen nominalen Zuwachs um 4,5 Prozent, preisbereinigt allerdings einen realen Rückgang um 0,8 Prozent. Hohen Nachfragezuwachs verzeichnete der Öffentliche Bau. Sein Auftragswert stieg nominal um 19,7 Prozent auf 596,7 Mio. Euro, darunter im Straßenbau um 24,7 Prozent auf 390,4 Mio. Euro. Der Wirtschaftsbau registrierte dagegen mit Aufträgen von 692,2 Mio. Euro ein nominales Ergebnis deutlich unter dem des Vorjahres (-6,2 %). Der Wohnungsbau übertraf mit einem Volumen von 114,9 Mio. Euro das Ergebnis von 2023 nominal um 7,3 Prozent.

Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2024 mit einem Umfang von unter 1,3 Mrd. Euro nominal um 1,0 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums, real allerdings um 4,3 Prozent darunter. Einen deutlichen nominalen Zuwachs und damit auch reales Wachstum erfuhr lediglich der Wirtschaftsbau. Die Erlöse waren hier mit 659,3 Mio. Euro um 8,6 Prozent höher als im Vorjahr. Der Wohnungsbau verzeichnete mit einem Umsatz von 131,0 Mio. Euro den höchsten nominalen Rückgang (-24,3 %). Der Öffentliche Bau wiederholte mit 476,1 Mio. Euro nominal in etwa sein Vorjahresergebnis (+0,5 %). Der Umsatz im Straßenbau stieg dabei nominal um 3,9 Prozent auf 262,6 Mio. Euro an.

Der Bauindustrieverband Ost e. V. (BIVO) vertritt die Interessen von 260 Bauunternehmen mit 20.000 Beschäftigten in den Ländern Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Foto: Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost (c) BIVO