Magdeburg. Die Ortsteile von StĂ€dten und Gemeinden in Sachsen-Anhalt können zusĂ€tzlich zu ihrem Ortsteilnamen auch ihren Namen in der Regionalsprache niederdeutsch fĂŒhren. Das stellt ein Runderlass des Ministeriums fĂŒr Inneres und Sport klar, der Anfang Juni 2023 in Kraft getreten ist.
Kommunalministerin Dr. Tamara Zieschang (Foto): âDie niederdeutsche Sprache ist Teil der regionalen Kultur und IdentitĂ€t unseres Landes. Dass auch den Ortsteilen die Möglichkeit gegeben wird, ihren niederdeutschen Namen auf Ortsschildern nach auĂen zu tragen, freut mich sehr. Damit wird der Gemeinde ein StĂŒck Tradition und Geschichte â fĂŒr jede und jeden sichtbar â zurĂŒckgegeben.“
Kulturminister Rainer Robra: âSachsen-Anhalt ist von einer groĂen kulturellen Vielfalt geprĂ€gt. Dazu zĂ€hlen auch unterschiedliche Mundarten und ihre Pflege. Mit dem Runderlass wird nun fĂŒr alle Ortsteile, die dies wĂŒnschen, das Ortsschild zu einer Visitenkarte, die die Zugehörigkeit zum niederdeutschen Sprachraum selbstbewusst dokumentiert.“
Ortsteilen von StĂ€dten und Gemeinden kann die niederdeutsche Bezeichnung verliehen werden, wenn im Ortsteil in der Zeit vor einer GebietsĂ€nderung als ehemalige Gemeinde die niederdeutsche Bezeichnung nachweislich sprachhistorisch verwurzelt ist oder auf historische Geschehnisse zurĂŒckgefĂŒhrt werden kann.
Die Verleihung des Rechts der FĂŒhrung einer niederdeutschen Bezeichnung kann von der Stadt, der Gemeinde, dem Ortschaftsrat oder dem Ortsvorsteher bei der zustĂ€ndigen Kommunalaufsichtsbehörde beantragt werden.
Um die niederdeutsche Sprache in vielen Regionen Sachsen-Anhalts zu bewahren und zu fördern, hat das Ministerium fĂŒr Inneres und Sport bereits im Jahr 2020 die im Kommunalverfassungsgesetz normierte Verleihung niederdeutscher Bezeichnungen an StĂ€dte und Gemeinden nĂ€her konkretisiert und die Kriterien in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Niederdeutsch am Institut fĂŒr Germanistik der OttoâvonâGuerickeâUniversitĂ€t Magdeburg erarbeitet.
Hintergrund:
Mit der Möglichkeit der Verleihung des niederdeutschen Ortsnamens an StĂ€dte, Gemeinden und deren Ortsteile erfĂŒllt das Innenministerium eine Bitte des Landtages von Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2019. Dieser hatte sich mit dem Beschluss âNiederdĂŒĂŒtsche Sprook in Sassen-Anhalt wedder opleven laten“ (https://lsaurl.de/rMO39U) dafĂŒr ausgesprochen, die niederdeutsche Sprache in der Ăffentlichkeit stĂ€rker sichtbar zu machen.
Niederdeutsch ist eine in Sachsen-Anhalt nach der EuropĂ€ischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschĂŒtzte Regionalsprache. Ihre ursprĂŒnglich weite Verbreitung im nördlichen Teil Sachsen-Anhalts ist jedoch mittlerweile deutlich zurĂŒckgegangen. Bisher fĂŒhrt nur die Gemeinde Harsleben im Landkreis Harz zusĂ€tzlich zu ihrem Ortsnamen auch ihren niederdeutschen Namen âHarschlewe“.
Quelle: Ministerium fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt
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