Heute im Bundestag: Forderung der Linken nach 365-Euro-Ticket abgelehnt

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Verkehr/Ausschuss

Berlin: (hib/AW) Die Linksfraktion ist mit ihrer Forderung nach einem 365-Euro-Ticket pro Jahr im Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) als Nachfolgemodell fĂŒr das Neun-Euro-Ticket im Verkehrsausschuss gescheitert. Das Gremium lehnte den Antrag der Linken (20/2575) am Mittwoch mit den Stimmen aller anderen Fraktionen mehrheitlich ab. Einigkeit herrschte im Ausschuss jedoch darĂŒber, dass das Angebot im ÖPNV ausgebaut werden muss.

Die Fraktionen der Ampelkoalition verwiesen darauf, dass das Neun-Euro-Ticket zunĂ€chst als sozialpolitische Maßnahme analog zum dreimonatigen Tankrabatt von Juni bis August dieses Jahres angelegt gewesen sei, um die BĂŒrger zu entlasten. Dieses Ziel sei erreicht worden. Das Neun-Euro-Ticket sei ein großer Erfolg gewesen. 52 Millionen Tickets seien verkauft worden. Zudem seien zehn Millionen Abonnenten des ÖPNV entlastet worden. Außerdem habe das Neun-Euro-Ticket aber auch eine große verkehrspolitische Bedeutung bekommen. Rund 50 Prozent der Nutzer hĂ€tten es fĂŒr Alltagsfahrten benutzt, der Autoverkehr sei dadurch reduziert worden. SPD, GrĂŒne und FDP bekannten sich zur EinfĂŒhrung eines Nachfolgemodells fĂŒr das Neun-Euro-Ticket ab Anfang 2023. Der Bund werde dafĂŒr gemĂ€ĂŸ einer Einigung in der Koalition rund 1,5 Milliarden Euro zur VerfĂŒgung stellen, die LĂ€nder mĂŒssten sich an den Kosten aber beteiligen. Die Verhandlungen zwischen Bund und LĂ€ndern seien im Gang.

CDU/CSU und AfD hingegen bezweifelten den Erfolg des Neun-Euro-Tickets. In erster Linie habe es den Bund sehr viel Geld gekostet, hieß es ĂŒbereinstimmend aus beiden Fraktionen. Diese 2,5 Milliarden Euro wĂ€ren besser in den Ausbau des ÖPNV investiert worden. Zudem habe das Neun-Euro-Ticket zu zusĂ€tzlichen Verkehren etwa im Tourismusbereich gefĂŒhrt, die es so nicht gegeben hĂ€tte. Umgekehrt seien private Bus- und Taxiunternehmen durch die Konkurrenz des extrem gĂŒnstigen Neun-Euro-Tickets geschĂ€digt worden. Ebenso forderten beide Fraktionen, dass der Preis eines Nachfolgemodells sich nach marktwirtschaftlichen Überlegungen berechnen mĂŒsse. Zu begrĂŒĂŸen sei aber durchaus die EinfĂŒhrung eines bundesweit gĂŒltigen ÖPNV-Tickets. Die Union monierte zudem, dass die Koalition bereits jetzt ĂŒber ein Nachfolgemodell verhandle, obwohl die Auswertung der Umfragen und Analysen zum Gebrauch und Nutzen des Neun-Euro-Tickets noch nicht vorliegen wĂŒrden.

Die Linke kritisierte, dass die Koalition sich nicht rechtzeitig um ein Nachfolgemodell bemĂŒht habe. Erst in der parlamentarischen Sommerpause hĂ€tten SPD und GrĂŒne die Forderung der Linken aufgenommen. Der aktuell diskutierte Preis zwischen 49 und 69 Euro pro Monat sei deutlich zu hoch. SchĂŒler, Auszubildende und Hartz-IV-EmpfĂ€nger sollten den ÖPNV gĂ€nzlich kostenfrei nutzen können.