Traditionell steht der 23. April jedes Jahr im Zeichen des Bieres. Denn am 23. April 1516 wurde im bayerischen Ingolstadt das Reinheitsgebot fĂŒr Bier verkĂŒndet. Es schreibt vor, dass zum Brauen nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden dĂŒrfen. Das Reinheitsgebot fĂŒr Bier steht fĂŒr die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als Ă€lteste, heute noch gĂŒltige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. In Deutschland hat sich daraus ĂŒber Jahrhunderte eine weltweit beachtete Braukunst entwickelt: Aus nur vier natĂŒrlichen Zutaten entsteht in rund 1.500 deutschen Brauereien Tag fĂŒr Tag eine weltweit einzigartige Vielfalt von ca. 50 verschiedenen Sorten und mehr als 7.500 einzelnen Biermarken.
1. Ăber 7.500 Biermarken gibt es mittlerweile in Deutschland
Allein in Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 7.500 verschiedene Biermarken. Jede Woche kommt mindestens ein neues Bier auf den Markt. Nirgendwo ist der Biermarkt so abwechslungsreich wie in Deutschland, in keinem anderen Land haben die Verbraucherinnen und Verbraucher eine gröĂere Auswahl aus Bieren mit und ohne Alkohol. Man könnte also mehr als 20 Jahre lang jeden Tag ein neues Bier aus deutschen Brauereien probieren.
2. Der SĂŒden hat die höchste Brauereidichte
Bayern liegt im BundeslĂ€nder-Vergleich mit 631 BraustĂ€tten (2021) deutlich an der Spitze. Dahinter folgen Baden-WĂŒrttemberg mit 212 BraustĂ€tten auf Platz zwei und Nordrhein-Westfalen mit 143 Betrieben auf Platz drei, so das Statistische Bundesamt. Niedersachsen und Bremen liegen mit insgesamt 85 BraustĂ€tten auf Platz vier, Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland sowie der Freistaat Sachsen teilen sich mit je 79 Betrieben den fĂŒnften Platz.
3. Deutsche Braukunst ist Kulturerbe
Das handwerkliche Bierbrauen zĂ€hlt seit MĂ€rz 2020 zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Auf Antrag des Deutschen Brauer-Bundes und weiterer Organisationen sowie auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen UNESCO-Kommission beschlossen die Kultusministerkonferenz der LĂ€nder und die Beauftragte der Bundesregierung fĂŒr Kultur und Medien im Kanzleramt die Aufnahme der deutschen Braukunst in das bundesweite Verzeichnis. Das Expertenkomitee der UNESCO wĂŒrdigte das handwerkliche Bierbrauen, da es sich gerade in den letzten Jahren als „sehr wandlungsfĂ€hig“ erwiesen habe. Auch die hervorragende Vernetzung der deutschen Brauerinnen und Brauer untereinander und die zahlreichen fachlichen Kontakte ins Ausland seien positiv hervorzuheben. „Vor allem die regionale Verwurzelung des Bierbrauens fĂŒhrt zu einer engen Bindung der Menschen, die durch gemeinschaftliche Rituale wie Feste, Stammtische sowie durch Vereine noch verstĂ€rkt wird“, so das Komitee in seiner BegrĂŒndung.
4. Alkoholfreie Biere auf Wachstumskurs
Alkoholfreie Biere und BiermischgetrĂ€nke sind in den vergangenen Jahren in Deutschland immer beliebter geworden. Deutschlands Brauer sind weltweit fĂŒhrend bei der Herstellung hochwertiger alkoholfreier Biere. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 680 Millionen Liter im Jahr 2021, womit sie mittlerweile 8 Prozent des Marktes ausmachen. Der Brauer-Bund rechnet damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 800 verschiedene alkoholfreie Bier-Marken. Eine Umfrage des Brauer-Bundes hat gezeigt, dass Verbraucher bei den Alkoholfreien besonders den guten Geschmack, die geringe Kalorienzahl sowie die Verwendung ausschlieĂlich natĂŒrlicher Rohstoffe schĂ€tzen. Neben klassischen Sorten wie Pils, Weizenbier oder Radler werden in Deutschland immer mehr regionale SpezialitĂ€ten wie Kölsch und Alt und auch besondere Biersorten wie z.B. India Pale Ale als alkoholfreie Varianten gebraut.
5. Pils bleibt die beliebteste Biersorte
Die beliebteste Biersorte der Deutschen ist mit einem Marktanteil von weiterhin rund 50 Prozent das Pils. Deutlichen Zuwachs verzeichnet in jĂŒngster Zeit das Helle, dessen Absatz nach BranchenschĂ€tzungen allein im letzten Jahr um 14 Prozent anstieg. Mit einem Marktanteil von gut 9 Prozent schlieĂt die vor allem im SĂŒden Deutschlands beheimatete Sorte bei den beliebtesten deutschen Biermarken auf Platz 2 auf. Platz 3 belegen BiermischgetrĂ€nke, gefolgt von alkoholfreien Bieren auf Platz 4.
6. Mann und Frau – die GeschmĂ€cker sind verschieden
WĂ€hrend besonders MĂ€nner hĂ€ufig Pils bevorzugen, haben das Helle und alkoholfreie Biere mehr weibliche Fans, fand INSA in einer Umfrage heraus. Pils nannten 46 Prozent der MĂ€nner und 36 Prozent der Frauen als ihre beliebteste Bier-Sorte. Das Helle bevorzugten 11 Prozent der MĂ€nner und 15 Prozent der Frauen. Noch gröĂer ist der Unterschied beim alkoholfreien Bier: Diese Sorte gaben 9 Prozent der MĂ€nner, aber 14 Prozent der Frauen als beliebteste an.
7. Der Brauer-Beruf wird immer beliebter
Die deutsche Brauausbildung genieĂt weltweit einen hervorragenden Ruf. Junge Menschen aus der ganzen Welt besuchen die deutschen BrauuniversitĂ€ten in Berlin und MĂŒnchen oder absolvieren eine Ausbildung an den verschiedenen Fachhochschulen und Meisterschulen. Vor allem die Kombination aus handwerklichem und technischen Können sowie die Kenntnisse ĂŒber biologische und chemische Prozesse begeistern immer mehr Menschen fĂŒr diesen Beruf: Im aktuellen Ausbildungsjahr 2021/2022 starteten laut Bundesagentur fĂŒr Arbeit mehr als 400 (2019/2020: 387) angehende Brauerinnen und Brauer ihre dreijĂ€hrige Ausbildung. Dass Deutschland gerade eine Renaissance des Bieres und Brauens erlebt, wird auch daran deutlich, dass sowohl die Zahl der Heim- und Hobbybrauer als auch die Gemeinschaft der ausgebildeten Biersommeliers in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist.
8. Corona-Pandemie dezimiert die Zahl der Brauereien
Die Corona-Pandemie hat auch im Jahr 2021 zu massiven EinbuĂen fĂŒr die deutsche Brauwirtschaft gefĂŒhrt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging der Inlandsabsatz im Vergleich zum Rekordminus des Vorjahres nochmals um 3,4 Prozent auf 7 Milliarden Liter zurĂŒck. GegenĂŒber 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, war der Inlandsabsatz 2021 sogar um 8,6 Prozent niedriger. Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2021 rund 1.512 BraustĂ€tten registriert. Damit mussten 40 Brauereien ihren Betrieb im Vergleich zum Corona-Vorjahr (2019: 1.552) einstellen. FĂŒr die meisten Brauereien in Deutschland hat die Corona-Krise massive Auswirkungen. Die von mittelstĂ€ndischen und handwerklichen Familienbetrieben geprĂ€gte deutsche Brauwirtschaft ist der engste Partner des Gastgewerbes. Entsprechend stark sind die Brauereien seit 2020 von den Lockdowns fĂŒr GaststĂ€tten, Restaurants, Kneipen, Bars, CafĂ©s und Hotels betroffen gewesen. GröĂere Festveranstaltungen, traditionell ebenfalls ein wichtiges GeschĂ€ftsfeld der Brauereien, wurden tausendfach abgesagt. Durch die mittlerweile umgesetzten Lockerungen der Corona-MaĂnahmen erhĂ€lt die Brauwirtschaft nun endlich wieder eine Perspektive. Die Betriebe hoffen, dass damit fĂŒr sie eine der – im wahrsten Sinne des Wortes – lĂ€ngsten Durststrecken ihrer Geschichte endet.
9. Craft-Bier made in Germany
Craft-Biere sind zumeist sehr aromaintensive Biere, bei denen gröĂere Hopfenmengen sowie oftmals auch neue Aromahopfen-Sorten oder spezielle Malze zum Einsatz kommen. Diese von RegionalitĂ€t und Experimentierfreude geprĂ€gten Biere werden meist nur in kleineren Mengen hergestellt und oft direkt vor Ort in BraugaststĂ€tten und Bars ausgeschenkt. Mit ihren kreativen Ideen und immer neuen Varianten gelingen den Craft-Bier-Brauern sehr genussvolle und ĂŒberraschende Biere. Wenngleich der Marktanteil der Craft-Biere in Deutschland bisher nur bei rund einem Prozent liegt, dokumentiert die Nachfrage nach diesen Bieren doch das wachsende Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an Biervielfalt und am Brauhandwerk.
10. Regionale SpezialitÀten und alte Rezepturen im Trend
Marktforschungen zeigen, dass regionale SpezialitĂ€ten wie Landbiere, Sauerbiere oder Kellerbiere, die zum Teil auf alten oder neu interpretierten Rezepturen beruhen, in der Gunst der Verbraucher steigen. Ein Beispiel hierfĂŒr ist die Berliner Weisse – das bereits von Napoleons Truppen als „Champagner des Nordens“ bewunderte Sauerbier. Mit wiedergezĂŒchteten wilden Hefen begeistert es Bierkennerinnen und Bierkenner nicht nur in der Hauptstadtregion. Ein weiteres Beispiel ist das ungefilterte Keller- oder auch sogenannte Zwicklbier, das sich immer gröĂerer Beliebtheit erfreut. Als Zwicklbier wurde ursprĂŒnglich die Probe bezeichnet, die der Braumeister vor dem Filtern aus dem Lagertank entnommen hat. Heutzutage wird es von zahlreichen Brauereien in ganz Deutschland als BierspezialitĂ€t angeboten.
Deutscher Brauer-Bund e.V.
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