Erstmals seit 2022 ist EXTRA-Reporterin Liv von Boetticher im Februar unter schwierigsten Bedingungen nach Afghanistan gereist, um sich auf die Suche nach den 28 afghanischen StraftĂ€tern zu machen, die im Sommer 2024 in ihr Herkunftsland abgeschoben wurden. Was passierte mit den MĂ€nnern nach Ankunft in Kabul? Und welches Leben fĂŒhren sie heute? Liv von Boetticher ist es gelungen, mit vier von ihnen zu sprechen. Die ganze Recherche zeigt RTL am 11. MĂ€rz um 22:30 Uhr in EXTRA. âŻ
Das EXTRA-Team fand heraus, dass die abgeschobenen MĂ€nner im ganzen Land verteilt sind und reiste unter anderem fĂŒr ein GesprĂ€ch mit Mukhtiar N., einem der Vergewaltiger von Illerkirchberg, bis an die Grenze zu Pakistan. Sein Fall sorgte in den letzten Jahren immer wieder fĂŒr Diskussionen: 2019 vergewaltigte er gemeinsam mit drei anderen Asylbewerbern ein 14-jĂ€hriges MĂ€dchen, saĂ daraufhin fĂŒr rund zwei Jahre in Haft und wurde schlieĂlich im August 2024 nach Afghanistan abgeschoben. âEinige der MĂ€nner, mit denen wir gesprochen haben, darunter auch der Vergewaltiger aus Illerkirchberg, wollen zurĂŒck nach Deutschland und haben auch fest vor, dies in die Tat umzusetzen“, sagt Liv von Boetticher. Im Fall von Mukhtiar N. komme hinzu, dass er in Deutschland Frau und Kind hat, wie er gegenĂŒber EXTRA bestĂ€tigte. âŻâŻ
Andere haben sich in Afghanistan wiederum ein neues Leben aufgebaut. Abdul Fazeli, ein Mehrfach- und IntensivstraftĂ€ter, lebt inzwischen in Kabul und besitzt mehrere LĂ€den. Im GesprĂ€ch mit Reporterin Liv von Boetticher betont er, dass er nicht mehr nach Deutschland zurĂŒckwolle: âMir geht es gut. FĂŒr mich war es eher so was wie ein GlĂŒcksfall, dass ich zurĂŒck in mein Land bin.“ Sein in Deutschland erworbenes Fachwissen könne er in Afghanistan nutzen, um das Land und die Wirtschaft wieder mit aufzubauen. Die Taliban hĂ€tten ihn gut behandelt und er habe keine Probleme mit ihnen.
Im Fokus der Recherchen steht auĂerdem Deutschlands Rolle im RĂŒckfĂŒhrungsprozess. In mehreren GesprĂ€chen wurde EXTRA-Reporterin Liv von Boetticher berichtet, dass die MĂ€nner tagelang am Flughafen festgehalten worden seien, bis ihre IdentitĂ€ten einwandfrei geklĂ€rt und Informationen ĂŒber die Straftaten in Deutschland eingeholt werden konnten. âDie Taliban wussten nichts von unseren Straftaten, denn Deutschland gibt darĂŒber keine Auskunft. Die Wachen haben daher versucht herauszufinden, was jedem Einzelnen von uns vorgeworfen wird“, schildert Abdul Fazeli die Situation vor Ort. Das Bundesministerium des Innern und fĂŒr Heimat (BMI) teilte auf Nachfrage der EXTRA-Redaktion mit: âDie Bundesregierung wurde bei der Vorbereitung und DurchfĂŒhrung der Sammelabschiebung vom 30. August 2024 von einem regionalen SchlĂŒsselpartner unterstĂŒtzt. Sie hat keine direkten GesprĂ€che mit der afghanischen de-facto-Regierung gefĂŒhrt. Inhalte der Abstimmung werden vertraulich behandelt.“
Unter welchen Bedingungen kĂŒnftige Abschiebungen ablaufen könnten, dazu sprach Liv von Boetticher auch mit Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid: âBei den StraftĂ€tern brĂ€uchten wir Zugriff oder zumindest Kenntnisse von Dossiers und Akten, damit wir das ordentlich rechtlich bearbeiten können und entsprechende MaĂnahmen treffen können.“
Foto: Liv Bötticher (r.) (c) RTL