Die enorm gestiegene Energiekosten bringen viele Rentner und Geringverdiener in Existenznot. Beim rbb-Verbrauchermagazin hatten sich aus einer Berliner Anlage mit Sozialwohnungen mehrere Betroffene gemeldet. Sie sollen zum Teil 2000 Euro für Heizungen nachzahlen – und können das nicht. Sie fürchten deshalb, ihre Wohnung zu verlieren, denn Nachforderungen sind sofort fällig.
Sozialverbände wie der VdK schlagen deshalb Alarm, der deutsche Mieterbund fürchtet gar eine „soziale Katastrophe“. Wer eine hohe Betriebskostenabrechnung bekommt, muss vor allem schnell handeln. Geraten Mieter länger in Zahlungsverzug, droht die fristlose Kündigung. „Deswegen besteht hier wirklich die Gefahr, die Wohnung zu verlieren, wenn ich diese Zahlung nicht rechtzeitig leisten kann,“ warnt Dr. Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund in der rbb-Sendung SUPER.MARKT. Betroffene sollten die Forderungen auf keinen Fall ignorieren, sondern die Höhe der Nachzahlung, eventuell mit juristischer Hilfe, überprüfen und dann notfalls dem Vermieter Ratenzahlungen vorschlagen.
Die großen Vermieter bestätigen der Sendung SUPER.MARKT auf Nachfrage, sie würden sich auf Ratenzahlungen einlassen. Doch eine Garantie ist das nicht. Mietschulden sind rechtlich ein Kündigungsgrund, und so manch ein Vermieter könnte das nutzen, um Altmieter aus der Wohnung zu bekommen.
20 Prozent der Berliner gelten inzwischen als armutsgefährdet. Die Welle der Energie-Nachzahlungen trifft nicht nur Rentner. Geringverdiener und Menschen mit niedrigen Renten haben in diesem Fall unter Umständen Anspruch auf Bürgergeld bzw. Grundsicherung. „Wenn diese hohe Nachzahlung kommt, dann kann und sollte man auch sehr schnell zum Jobcenter oder zum Sozialamt gehen und Hilfen beantragen,“ rät Margret Böwe vom Sozialverband VdK Deutschland im rbb. Rentner sollten sich dabei besonders beeilen, denn sie müssen beim Sozialamt noch im gleichen Monat einen Antrag stellen, in dem die Nachzahlungsforderung eintrifft. Angestellte und Selbstständige haben mehr Zeit; sie können innerhalb von drei Monaten Hilfe beim Jobcenter beantragen.
Margret Böwe weist im Fernsehmagazin SUPER.MARKT noch auf eine weitere Möglichkeit hin, Unterstützung zu bekommen: „Das Wohngeld ist gerade sehr stark erhöht worden. Und die Politik hat ein großes Interesse daran, dass Menschen das auch in Anspruch nehmen, weil sie gemerkt haben, dass viele Menschen ihre Wohnkosten, ihre Miete nicht mehr bezahlen können oder dadurch einfach dadurch zu stark belastet sind.“ Beantragt wird Wohngeld in Berlin bei den Bürgerämtern, in Brandenburg bei den für den Wohnort zuständigen Wohngeldstellen.
Die staatlichen Hilfen stünden Geringverdienern und Menschen mit niedriger Rente gesetzlich zu, betont Margret Böwe. „Das sollte man auch wirklich in Anspruch nehmen und da keine falsche Scham haben.“
Alle Details und Informationen: rbb, 20.11.2023 um 20.15 Uhr und im Anschluss in der ARD-Mediathek unter https://rbburl.de/supermediathek
Text/Foto: rbb