Der PrĂ€sident des MĂŒnchner ifo-Instituts, Clemens Fuest (Foto), hat die deutsche Politik aufgefordert, nachdrĂŒcklicher auf die Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft zu reagieren. „Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat ein Problem“, so Fuest im Fernsehsender phoenix. Neben der Verteuerung von Energie seien es vor allem fehlende FachkrĂ€fte und hohe bĂŒrokratische HĂŒrden, die den Unternehmen das Leben schwer machten. „Wir mĂŒssen unser Steuer- und Transfersystem Ă€ndern und die Kinderbetreuung verbessern. Und Arbeit muss sich natĂŒrlich lohnen“, forderte der ifo-PrĂ€sident mehr politisches Engagement zur AttraktivitĂ€tssteigerung von Vollzeitarbeitsstellen.
Auch beim BĂŒrokratieabbau sei noch viel Luft nach oben. „Das ist ein ziemlich dickes Brett, das man da bohren muss, um die herunterzubringen“, meinte Fuest. Auch gelte es, das Klima fĂŒr UnternehmungsgrĂŒndungen zu verbessern. „Wir mĂŒssen mehr tun fĂŒr neue Unternehmen. Unser Kapitalmarkt muss mehr Risikokapital bereitstellen.“ Oft könnten auch die hohen Wachstumspotentiale des europĂ€ischen Binnenmarkts nicht ausgenutzt werden. Es gebe genĂŒgend Stellschrauben, um das Wirtschaftsgeschehen positiv zu beeinflussen, doch mĂŒsse die Politik auch den Willen dazu haben.
Fuest war allerdings skeptisch, ob die Ampelregierung in Berlin die Kraft dazu aufbringe, mit einer Wirtschaftspolitik aus einem Guss der schwierigen Lage zu begegnen. „Es fĂ€llt schon auf, dass die Ampel keine einheitliche Strategie entwickeln konnte bislang. Es fehlt weniger an der Erkenntnis, als daran, sich auf eine einheitliche Linie zu einigen“, war der ifo-PrĂ€sident ĂŒberzeugt. Das zuletzt veröffentlichte FDP-Papier weise aber zumindest in die richtige Richtung, „weil es sagt, wir mĂŒssen etwas tun fĂŒr diesen Standort“. Fuest appellierte aber auch an CDU und CSU. „Auch die Union könnte ihren Beitrag leisten und mit der Ampel ein Sondervermögen auf den Weg bringen und so Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung voranbringen“, meinte Fuest. Diese UnterstĂŒtzung könne man an Bedingungen, etwa an Konsolidierungsanstrengungen im Bundeshaushalt knĂŒpfen.
Quelle: phoenix-Kommunikation
Foto: Clemens Fuest (c) ifo Institut