IHK Magdeburg: Wirtschaft blickt in ungewisse Zukunft

Veröffentlicht in: Magdeburg | 0

Magdeburg, 4. Mai 2022. Die Wirtschaft im Norden von Sachsen-Anhalt blickt in eine ungewisse Zukunft. Die anhaltenden EinschrĂ€nkungen in Folge der Coronapandemie und die massive Verunsicherung durch den Krieg in der Ukraine haben das GeschĂ€ftsklima regelrecht einbrechen lassen. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Magdeburg fĂŒr das 1. Quartal 2022. Der Klimaindex fĂ€llt im Vergleich zum Vorquartal um 27,5 auf aktuell 69,7 Punkte und liegt damit unter dem bisherigen Tiefstwert von 75,6 Punkten in den Jahren 2008 und 2020.

„Der AbwĂ€rtstrend wird im Wesentlichen durch eine starke EintrĂŒbung der GeschĂ€ftserwartungen in nahezu allen Branchen verursacht“, sagte der VizeprĂ€sident der IHK Magdeburg, Stefan Korneck. „Die bereits massive Belastung der Unternehmen zum Jahresende durch die Störungen in den Lieferketten werden nun durch die Sanktionen gegen Russland und die ausbleibenden Lieferungen aus der Ukraine weiter verschĂ€rft“, ergĂ€nzte er. Hinzu kĂ€men die gestiegene Inflation, der Preisschock im Energie- und Rohstoffbereich sowie die wachsende Unsicherheit zur generellen Sicherung der Energieversorgung in Deutschland.

„Die Wirtschaft im Bezirk der IHK Magdeburg ist stĂ€rker mit der Ukraine und Russland verflochten als anderswo“, betonte der IHK-VizeprĂ€sident. „Die Krise und die damit einhergehenden Sanktionen treffen viele Unternehmen deswegen besonders hart und sind existenziell.“

„Die Wirtschaft blickt in eine ungewisse Zukunft“, fasste Korneck zusammen. „Wie sich die weitere Entwicklung gestaltet, wird davon abhĂ€ngen, wie schnell der Krieg in der Ukraine beendet wird und wie schnell wir stabile Lösungen fĂŒr die Energieversorgung finden.“

Aus Sicht der Wirtschaft sei es zwingend geboten, die Sicherung der bezahlbaren und wettbewerbsfĂ€higen Energieversorgung der deutschen Wirtschaft mit oberster PrioritĂ€t zu behandeln. Deren StabilitĂ€t dĂŒrfe nicht durch (neue) EinzelabhĂ€ngigkeiten von anderen Staaten gefĂ€hrdet werden.

„Es ist nicht einfach, in diesen Zeiten passende Worte zu finden“, kommentierte IHK-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer AndrĂš Rummel die aktuelle Konjunkturentwicklung. „Die Verunsicherung bezĂŒglich der kommenden Monate ist bei unseren Unternehmen so groß, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Neben der – trotz aller Lockerungen – noch immer existenten Coronapandemie, folgt nun die zweite Krise.“

Als Beispiel nannte er das Verkehrsgewerbe. Der Dieselpreis sei innerhalb des 1. Quartals 2022 um 50 Prozent gestiegen. Der LNG-Preis legte binnen eines Jahres bis Januar 2022 sogar um 258 Prozent zu. „Diese Entwicklungen nehmen den Betrieben im Verkehrsgewerbe die langfristige Planbarkeit“, konstatierte Rummel.

„Die im Entlastungspaket enthaltene Senkung der Energiesteuer auf Diesel und Benzin ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, um der regionalen Wirtschaft zu helfen, aber er reicht aus Sicht unserer Unternehmen nicht aus“, fuhr er fort. „Vor allem die Befristung auf drei Monate schĂŒrt weitere Sorgen.“

Rummel: „Wir appellieren daher an die Bundesregierung, Planungssicherheit und Klarheit zu schaffen, wie die Vorgehensweise nach der dreimonatigen Absenkung der Energiesteuer aussieht. Ohne weitere und stĂ€rkere UnterstĂŒtzungsmaßnahmen kann die Versorgung der Bevölkerung in Gefahr geraten, denn steigende Preise bedrohen die Lieferketten. In der Folge wĂ€re jedes Produkt im Land betroffen, das per LKW transportiert wird.“

Zur Lage bei der Gasversorgung sagte Rummel, zwar gebe es aktuell keinen Versorgungsengpass, die IHK Magdeburg begrĂŒĂŸe aber das Inkrafttreten der FrĂŒhwarnstufe des Notfallplans Gas, um auf mögliche LiefereinschrĂ€nkungen oder -ausfĂ€lle vorbereitet zu sein. „Wir stehen dazu auch im engen Austausch mit der Landesregierung und unseren Industriebetrieben“, betonte Rummel.

Aus Sicht der IHK Magdeburg bedĂŒrfe es aber mehr als eines Notfallplans. „Es bedarf zielgerichteter und schneller Hilfe fĂŒr unsere Unternehmen“, betonte Rummel.

Anfang April habe die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket fĂŒr vom Krieg betroffene Unternehmen verkĂŒndet. Unter anderem soll es einen zeitlich befristeten Zuschuss fĂŒr Unternehmen mit hohen Zusatzkosten aufgrund gestiegener Erdgas- und Strompreise geben. Diese ZuschĂŒsse sollen aber nur den Unternehmen zugutekommen, die zu den Sektoren zĂ€hlen, die in der EU-Beihilfeleitlinien fĂŒr Klima-Umweltschutz und Energie (KUEBLL) enthalten sind. Das wĂŒrde bedeuten, dass viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt diesen Zuschuss nicht beantragen könnten.
„Eine Eingrenzung ist aus unserer Sicht nicht tragbar. Es muss fĂŒr alle Unternehmen UnterstĂŒtzungsangebote geben. Sei es ĂŒber ZuschĂŒsse oder ĂŒber die Senkung der Mehrwertsteuer“, forderte der HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer.

Die IHK Magdeburg werde sich wie immer aktiv dafĂŒr einsetzen, dass sowohl die Landes- als auch die Bundesregierung die Probleme der Unternehmen berĂŒcksichtigt und Lösungen schafft, versicherte Rummel.

Ein wichtiger Baustein seien die Wirtschaftspolitischen Positionen der IHK Magdeburg, die unter Mitwirkung unser Mitgliedsunternehmen entstanden und im April 2022 verabschiedet wurden. „Sie geben uns eine legitimierte Handlungsbasis, um das Gesamtinteresse unserer Mitgliedsunternehmen aktiv vertreten zu können“, unterstrich Rummel.

Foto: AndrĂ© Rummel, IHK HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer (c) IHK

Werbung: