Magdeburg/Colbitz, 15. März 2023. „Ich nutze alle sich mir bietenden Möglichkeiten, um mit der Politik ins Gespräch zu kommen, da die Situation der Arzneimittelversorgung sehr angespannt ist. Allein mit dem Managen von Lieferengpässen ist bei mir eine Mitarbeiterin pro Woche mindestens 30 Stunden beschäftigt“, erklärt Anne-Kathrin Haus. Die Apothekerin tauschte sich mit ihrer SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Franziska Kersten, Wahlkreis Börde – Jerichower Land, am 13. März 2023 in einer Videokonferenz aus. Ihre ländlich aufgestellte Apotheke in Colbitz liegt mittendrin im Wahlkreis, so dass sich die Politikerin der Thematik Apotheke angenommen hatte.
„Wir sind froh, dass die erleichterten Regeln zur Arzneimittelabgabe zumindest erst einmal bis in den Sommer verlängert werden. Aber wir brauchen eine dauerhafte Etablierung dieser flexiblen Austauschregeln, um unsere Patienten schnell und sicher zu versorgen. Hier vor Ort suchen wir immer nach individuellen Lösungen, wenn etwas wieder nicht verfügbar ist“, erklärt die junge Apothekerin.
Neben der aktuellen Problematik zum vereinfachten Austauschen von Arzneimitteln brachte Haus die für sie sehr belastende und überbordende Bürokratie zum Ausdruck. „Die Präqualifizierung für Apotheken zur Belieferung mit Hilfsmitteln muss unbedingt wegfallen. Wir werden laut Apothekenbetriebsordnung regelmäßig überprüft. Diese unnötige Präqualifizierung verursacht einen stundenlangen zusätzlichen bürokratischen Aufwand, der in keinem Verhältnis mehr zur Abgabe der Hilfsmittel steht“, fordert sie die sofortige Abschaffung der Regel für Apotheken. Sie verwies darauf, dass sie in ihrer Apotheke keine Bandagen anpassen darf, weil ihr Toilettenbecken zwei Zentimeter zu niedrig ist und die Badtür 0,5 Zentimeter zu schmal.
Als die Diskussion auf das Thema der „Null“-Retaxation kam, war die Politikern überrascht, welche Risiken für Apotheken bestehen. „Wir benötigen dringend eine Unterbindung der „Null“-Retaxationen von Seiten der Gesetzlichen Krankenversicherung. Aufgrund von minimalen Formfehlern bleiben wir auf den gesamten Kosten für ein Arzneimittel sitzen. Wir müssen das Arzneimittel aus eigener Tasche für die Patienten bezahlen, obwohl wir unsere Patienten doch qualitativ einwandfrei versorgt haben. Ein unkalkulierbares Risiko. Wenn es sich um ein extrem teures Medikament handelt, muss ich vielleicht durch einen kleinen Formfehler in die Insolvenz gehen“, erklärt die engagierte Apothekerin das desaströse Vorgehen der Krankenkassen. Hier versprach Dr. Franziska Kersten, sich der Thematik anzunehmen.
Für Anne-Kathrin Haus soll es nicht das letzte Politikergespräch gewesen sein, denn die Probleme der Apotheken müssen in der Politik insgesamt mehr Gehör finden. „Wir sind gern für unsere Patienten da. Darum habe ich diesen Beruf ja gewählt. Aber die Rahmenbedingungen müssen passen, damit wir unsere Patienten zuverlässig versorgen können“, erklärt Haus, die vor sechs Jahren den Schritt in die Selbständigkeit wagte.
Sie verabschiedete Dr. Franziska Kersten mit der Einladung, sich gern direkt vor Ort über die Probleme der Arzneimittelversorgung zu informieren.
Foto: Apothekerin Anne-Kathrin Haus im Gespräch mit Dr. Franziska Kersten (Quelle: Katrin Pohl)