Berlin. „Der Wohnungsbau ist in einer tiefen Krise“, kommentiert Felix Pakleppa (Foto), HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Zentralverband Deutsches Baugewerbe, die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen. Nach dem spektakulĂ€ren Urteil zum Schutz der Schuldenbremse appelliert Pakleppa, die Ampel mĂŒsse jetzt die richtigen PrioritĂ€ten setzen.
„Im September verzeichnete das Statistische Bundesamt zum Vorjahresmonat einen RĂŒckgang um fast 30 Prozent (29,7 %). Bis September wurden in diesem Jahr fast 77.000 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Bei den MehrfamilienhĂ€usern erteilten die Behörden 27 Prozent weniger Baugenehmigungen, bei EinfamilienhĂ€usern waren es minus 38 Prozent.
Die Politik darf Hausbauer und Bauwillige nicht weiter im Stich lassen. Seit sechszehn Monaten in Folge sind die Baugenehmigungszahlen nun im negativen Bereich. Hinzu kommt eine beispiellose Stornierungswelle. All diese Wohnungen werden uns in zwei bis drei Jahren auf dem ohnehin aufgeheizten Markt fehlen. Wenn es so weitergeht, werden 2024 nicht einmal 250.000 Wohnungen fertig. Das ist ein Fiasko mit Ansage.
Die Ampel muss den Wohnungsbau ganz oben auf ihre Agenda setzen. Ein Dach ĂŒber dem Kopf und eigene vier WĂ€nde fĂŒr Mieterinnen und Mieter sowie fĂŒr die vielen Menschen, die zu uns kommen, muss ein Schwerpunkt der Bundesregierung werden – und das auch bei eingeschrĂ€nkten finanziellen Möglichkeiten. Sonst wird die Wohnungsnot noch gröĂer. Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden.
2/3 aller Wohnungen bauen private Bauherren. Gerade sie sind angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen mehr denn je auf die Förderung des EH 55-Standards und bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten angewiesen. Die LĂ€nder können das Bauen in Deutschland ankurbeln, indem sie FreibetrĂ€ge bei der Grunderwerbsteuer einrĂ€umen und ihre Landesbauordnungen endlich harmonisieren. Wenn nicht gebaut wird, lĂ€uft der Bauturbo ins Leere. Die ganze Branche blickt gespannt auf die Ergebnisse der bevorstehenden Bauministerkonferenz.“
Text/Foto: ZDB