Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft am Internationalen Frauentag (8. März) die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu einem bundesweiten Aktionstag auf.
„Wir kämpfen seit vielen Jahren für die Aufwertung der Sozialen Arbeit. Die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher, der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter muss die Anerkennung bekommen, die sie verdient. Deshalb zeigen wir heute, wie wichtig diese Beschäftigten für die Gesellschaft sind. Leider gibt es aber nach wie vor nur wenig Bereitschaft, die Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit besser zu finanzieren“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle (Foto). Mit Aktionen am Internationalen Frauentag soll auf diese Problematik aufmerksam gemacht werden.
Für den gleichen Tag hat ver.di zu bundesweiten Warnstreiks in Kindertagesstätten und sozialen Einrichtungen aufgerufen. Damit reagieren die Beschäftigten auf das völlig unzureichende Angebot der Arbeitgeber aus der zweiten Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Vom Streik werden viele soziale Einrichtungen und Kindertagesstätten betroffen sein, so dass es zu Einschränkungen des Betriebes bis hin auch zu Schließungen kommen kann.
In den Tarifverhandlungen für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen wurde der Forderung von ver.di nach 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, erneut eine klare Absage erteilt – trotz steigender Preise, hoher Inflation und großer Personallücken, gerade auch in der Sozialen Arbeit. „Das Angebot der Arbeitgeber ist völlig indiskutabel und ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Es ist eine Provokation ohnegleichen. Die Beschäftigten, die täglich gute und wichtige Arbeit leisten, brauchen dringend mehr Geld, um die stark gestiegenen Preise für Mieten, Energie und Lebensmittel zahlen und sich und ihre Familien über Wasser halten zu können. Sie kämpfen verstärkt für ihre Forderungen“, erklärt Behle. Die ver.di-Vize warb um das Verständnis der Eltern, Kinder und anderer vom Streik betroffener Menschen. Die Streiks würden so frühzeitig angekündigt, damit die Betroffenen auf alternative Möglichkeiten bei etwaigen Schließungen oder anderen Einschränkungen ausweichen könnten. Eltern sollten sich bei den jeweiligen Trägern über mögliche Notbetriebe oder andere Ausweichmöglichkeiten informieren.
Behle machte im Weiteren darauf aufmerksam, dass sich gerade in Krisensituationen zeige, welche Bedeutung die Arbeit der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst als eine Grundlage für gesellschaftliches Miteinander habe. Aktuell spüre man jedoch, wie diese gesellschaftliche Basis zunehmend wegbreche: Bundesweit fehlen allein für die Kitas 270.000 Fachkräfte, um die Bedarfe der Eltern zu erfüllen und gleichzeitig den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Die Rechtsansprüche können nicht mehr erfüllt werden und die Öffnungszeiten der Einrichtungen werden drastisch reduziert. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist de facto nicht mehr möglich. Ähnliches spielt sich in den Jugendämtern ab. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter finden keine Plätze in Heimen, um Kinder in Not unterbringen zu können. Sie kämpfen mit knappen Ressourcen gegen die Auswirkungen von Armut in einem reichen Land.
Die Soziale Arbeit ist mit 83 Prozent eine Branche, in der überwiegend Frauen arbeiten: beispielweise in Kindertageseinrichtungen, Jugendämtern und Beratungsstellen. Dabei sind die Arbeitsbedingungen häufig prekär. Ob in Teilzeit und/oder als befristet Beschäftigte spüren Frauen die Folgen der aktuellen Krisen am deutlichsten. Zudem mangelt es vielfach an finanzieller Anerkennung für die Arbeit in den sozialen Berufen.
„Mit betrieblichen und öffentlichen Aktionen am Internationalen Frauentag stellen wir uns deshalb in die lange Tradition frauenpolitischer Kämpfe für eine bessere Gesellschaft für alle“, betont die ver.di-Vize.
Text/Foto: Verdi