Aus Anlass des Internationalen Tages der Seeleute (am kommenden Sonntag, den 25. Juni 2023) warnt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) vor einer VernachlĂ€ssigung dieses maritimen Berufszweiges. âEs wird viel ĂŒber sichere, faire und nachhaltige Lieferketten gesprochen. Oft werden dabei aber diejenigen ĂŒbersehen, die Waren, GĂŒter, aber auch Menschen und Tiere ĂŒber die Ozeane transportieren“, erklĂ€rt Maya Schwiegershausen-GĂŒth, die bei ver.di die Bundesfachgruppe Luftverkehr und Maritime Wirtschaft leitet.
âEs ist nicht hinnehmbar, wenn wir einerseits miserable Arbeits-, Verdiensts- und Lebensbedingungen zum Beispiel von landwirtschaftlichen Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika beklagen, andererseits aber katastrophale ZustĂ€nde an Bord vieler Handelsschiffe hinnehmen“, so die Gewerkschafterin. âDie physischen und psychischen Belastungen, denen die Seeleute ausgesetzt sind, werden durch die oft fehlende Kommunikation mit Angehörigen und Freunden wĂ€hrend der monatelangen Zeit auf See noch verschĂ€rft „, fĂ€hrt Schwiegershausen-GĂŒth fort. Es sei untragbar, dass die Menschen an Bord oft noch immer von InternetzugĂ€ngen abgeschnitten seien, weil sich die Reedereien die Kosten dafĂŒr sparen oder auf die Seeleute umlegen.
Leider trĂŒgen auch deutsche Reedereien einen Teil der Verantwortung fĂŒr diese Situation, weil sie ihre Flotten mehrheitlich ausgeflaggt hĂ€tten, um in Deutschland geltende Standards zu umgehen. Auch deshalb ziehe der eigentlich spannende Beruf der Seefahrerin bzw. des Seefahrers hierzulande immer weniger junge Leute an, denn es fehlen Perspektiven und Vorbilder, die fĂŒr eine Karriere auf See begeistern könnten. In der Folge finden die Schiffseigner bei uns immer weniger Bewerberinnen und Bewerber.
Die Gewerkschaft fordert daher, den Beruf durch eine Ausbildungsoffensive und attraktivere Arbeitsbedingungen von Seeleuten an Bord und an Land zu stĂ€rken. Dazu könne die öffentliche Hand einen zentralen Beitrag leisten, denn die deutsche Schifffahrt werde stark subventioniert. âDer Staat sollte aber Bedingungen fĂŒr die Subventionierung formulieren: Staatliche Förderungen mĂŒssen an Ausbildung und Tariftreue gekoppelt werden â sonst subventioniert die Gesellschaft AusbeutungsverhĂ€ltnisse und Altersarmut“, unterstreicht Schwiegershausen-GĂŒth.
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