JahresrĂŒckblick: 2021 im Spiegel der Statistik

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Über 700 Mal gesellschaftliche RealitĂ€t in Zahlen: In mehr als 700 Pressemitteilungen hat das Statistische Bundesamt (Destatis) im Jahr 2021 amtliche Daten geliefert. Zeit fĂŒr einen JahresrĂŒckblick im Spiegel der Statistik.

Januar: Corona-Krise beendet zehnjÀhrige Wachstumsphase der deutschen Wirtschaft

Nach zehn Jahren stetigen Wachstums ist die deutsche Wirtschaft im Corona-Krisenjahr 2020 in eine tiefe Rezession geraten. Mit einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um preisbereinigt 4,6 % gegenĂŒber dem Jahr 2019 sank die Wirtschaftsleistung deutlich, wenn auch nicht ganz so stark wie wĂ€hrend der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009, als das BIP um 5,7 % gesunken war. Nach einem schwachen Jahresauftakt erholte sich das BIP im Jahresverlauf 2021 zwar mit Wachstumsraten von preis-, saison- und kalenderbereinigt 2,0 % im 2. Quartal und 1,7 % im 3. Quartal. Dennoch blieb die Wirtschaftsleistung zuletzt 1,1 % unter dem Vorkrisenniveau des 4. Quartals 2019. Wie sich das BIP im Gesamtjahr 2021 entwickelte, wird der 14. Januar 2022 zeigen. Dann veröffentlicht das Statistische Bundesamt eine erste Berechnung fĂŒr das BIP im zweiten Jahr der Corona-Krise.

Februar: Zwölf Monate Pandemie fĂŒhren zu Übersterblichkeit in Deutschland

Die ersten zwölf Monate der Corona-Pandemie haben in Deutschland zu einer Übersterblichkeit gefĂŒhrt: Von MĂ€rz 2020 bis Februar 2021 sind bundesweit mehr Menschen verstorben, als unter BerĂŒcksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wĂ€re. In diesem Zeitraum starben 7,5 % oder fast 71 000 Menschen mehr als in den zwölf Monaten davor – das waren deutlich mehr SterbefĂ€lle, als sich allein durch die Alterung der Bevölkerung erklĂ€ren lassen. Diesen und weitere Befunde zu SterbefĂ€llen, Todesursachen und Krankenhausbehandlungen in der Pandemie stellte das Statistische Bundesamt am 9. Dezember 2021 in einer Pressekonferenz vor.

MĂ€rz: Armutsrisiken in Deutschland haben sich verfestigt

Wer in Deutschland einmal unter die Armutsgrenze rutscht, bleibt immer öfter lĂ€nger arm. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt am 10. MĂ€rz zusammen mit dem Wissenschaftszentrum Berlin fĂŒr Sozialforschung (WZB), dem Bundesinstitut fĂŒr Bevölkerungsforschung (BiB) und der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung (bpb) im „Datenreport 2021 – ein Sozialbericht fĂŒr die Bundesrepublik Deutschland“. So ist der Anteil der dauerhaft von Armut bedrohten Menschen an allen Armen in Deutschland in den 20 Jahren von 1998 bis 2018 auf 44 % gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt. Der Datenreport zeigt auch, dass die Corona-Pandemie die finanzielle Situation benachteiligter Gruppen zu verschĂ€rfen droht: Neben SelbststĂ€ndigen kĂ€mpften besonders Menschen mit niedrigen Einkommen, Geringqualifizierte und Alleinerziehende im ersten Lockdown im Jahr 2020 mit finanziellen Schwierigkeiten.

April: Corona-Notbremse zieht – und viele trĂ€umen von Urlaub auf dem Campingplatz

Vor Ostern liegt die 7-Tage-Inzidenz vielerorts ĂŒber dem Wert von 100. Osterurlaube sind in Deutschland kaum möglich. Bleibt das Hoffen auf die Sommerferien – und einen Urlaub auf dem Campingplatz. Das Statistische Bundesamt zeigt im April, dass sich der Camping-Boom in der Corona-Krise nochmals verstĂ€rkt hat: 15 % mehr Übernachtungen inlĂ€ndischer GĂ€ste als im Vorkrisenjahr 2019 hatten die deutschen CampingplĂ€tze im von Mai bis Oktober 2020 registriert, wĂ€hrend die Übernachtungszahlen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen knapp 31 % unter dem Vorkrisenwert lagen.

Mai: Steigende Kraftstoffpreise machen Stopp an der Tankstelle teuer

Die weltweit hohe Nachfrage nach Energieprodukten, das Auslaufen der befristeten Mehrwertsteuersenkung und die CO2-Bepreisung seit Januar 2021 fĂŒhren zu stark steigenden Kraftstoffpreisen. Autofahrerinnen und Autofahren mussten im April 2021 an den Tankstellen knapp 25 % mehr fĂŒr Superbenzin und knapp 20 % mehr fĂŒr Diesel bezahlen als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am 26. Mai mitteilt. Unterdessen blieb das Auto das mit Abstand beliebteste Verkehrsmittel fĂŒr den Weg zur Arbeit. 40 % der Berufspendlerinnen und -pendler nutzten im Jahr 2020 selbst fĂŒr kurze Arbeitswege von unter 5 Kilometern normalerweise das Auto. Insgesamt war der Pkw fĂŒr mehr als zwei Drittel (68 %) der Pendlerinnen und Pendler die erste Wahl, wie auch die Klima-Sonderseite im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes zeigt.

Juni: Nach zehn Jahren erstmals kein Bevölkerungswachstum in Deutschland

Die Bevölkerung Deutschlands ist im Jahr 2020 erstmals seit 2011 nicht gewachsen. Dies teilte das Statistische Bundesamt am 21. Juni mit. Die Einwohnerzahl blieb mit 83,2 Millionen zum Jahresende 2020 nahezu unverĂ€ndert gegenĂŒber dem Vorjahr, nachdem sie zwischen 2011 und 2019 kontinuierlich von 80,3 Millionen auf 83,2 Millionen gewachsen war. Die Entwicklung im Pandemiejahr 2020 resultiert aus zwei Faktoren: zum einem aus der verminderten Nettozuwanderung, zum anderen aus dem Überschuss der SterbefĂ€lle ĂŒber die Zahl der Geburten. Die Folge: Die gesunkene Nettozuwanderung konnte das gestiegene Geburtendefizit nur noch annĂ€hernd ausgleichen. FĂŒr eine Bevölkerungszunahme reichte das aber nicht mehr aus.

Juli: LieferengpÀsse bremsen die deutsche Industrie und treiben die Preise

Im Verlauf der Corona-Krise zeigt sich, dass die deutsche Industrie die Nachfrage nach ihren Produkten immer schwieriger bedienen kann. Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe erreicht im Juli 2021 seinen höchsten Stand seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991. SpĂ€testens ab diesem Monat herrscht ein regelrechter Produktionsstau, die Industrie kommt mit der Bearbeitung offener AuftrĂ€ge nicht nach. Eine Ursache dafĂŒr sind LieferengpĂ€sse bei Rohstoffen und Vorprodukten, eine Folge der Situation sind steigende Preise. Diese ZusammenhĂ€nge zeigt das Statistische Bundesamt in einer breit angelegten Datenanalyse auf der Themenseite „Konjunkturindikatoren“ seinem im Internetangebot auf.

August: Zahl der Verkehrstoten im 1. Halbjahr 2021 auf neuem Tiefststand

Das weiterhin geringe Verkehrsaufkommen in der Corona-Pandemie hat sich auch im 1. Halbjahr 2021 deutlich auf das Unfallgeschehen ausgewirkt, wie das Statistische Bundesamt am 20. August berichtet: In den ersten sechs Monaten des Jahres sind in Deutschland rund 1 100 Menschen bei StraßenverkehrsunfĂ€llen ums Leben gekommen, das waren nochmals weniger Verkehrstote als im 1. Halbjahr 2020. FĂŒr das Gesamtjahr 2021 geht das Statistische Bundesamt von etwa 2 450 Todesopfern im Straßenverkehr aus. Das wĂ€re die niedrigste Zahl seit Beginn der Statistik vor mehr als 65 Jahren.

September: Pandemie fĂŒhrt zu sinkender Absolventenzahl an den Hochschulen

Verschobene PrĂŒfungen, geschlossene Bibliotheken: Die Corona-Pandemie hat zu einem deutlichen RĂŒckgang der Zahl der Hochschulabsolventinnen und -absolventen gefĂŒhrt. Im PrĂŒfungsjahr 2020 erwarben nur rund 477 000 Absolventinnen und Absolventen einen Hochschulabschluss an den deutschen Hochschulen. Das waren 6 % weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am 3. September mitteilt. Mit Ausnahme des Jahres 2018 war die Absolventenzahl zuvor seit 2001 kontinuierlich gestiegen. Wie es aktuell um das deutsche Bildungssystem insgesamt bestellt ist, zeigt das Statistische Bundesamt in einem Digitalen Magazin, das Kennzahlen zu allgemeinbildenden Schulen, beruflicher Bildung und Hochschulen zusammenfĂŒhrt.

Oktober: Deutsche GroßstĂ€dte im Jahr 2020 nicht mehr gewachsen

Im ersten Jahr der Corona-Pandemie zogen weniger Menschen in die deutschen GroßstĂ€dte als in den Jahren davor: Im Jahr 2020 ist die Bevölkerung in den kreisfreien GroßstĂ€dten ab 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner nach einem durchschnittlichen jĂ€hrlichen Wachstum um 0,7 % seit 2011 nicht weiter gewachsen. Die Zahl der dort lebenden Menschen sank sogar um 0,1 % gegenĂŒber 2019, wie das Statistische Bundesamt am 14. Oktober mitteilt. Es kamen nicht nur weniger Menschen aus dem Ausland, auch die ZuzĂŒge aus dem Inland schwĂ€chten sich deutlich ab – vor allem blieben ZuzĂŒge junger Erwachsener im Alter von 18 bis 22 Jahren aus dem Inland aus.

November: Inflationsrate ĂŒbersteigt die FĂŒnf-Prozent-Marke

Mit dem sechsten Anstieg in Folge ĂŒberschreitet die Inflationsrate in Deutschland – gemessen als VerĂ€nderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat -im November 2021 die FĂŒnf-Prozent-Marke. Mit +5,2 % liegt sie so hoch wie zuletzt im Juni 1992. Die GrĂŒnde fĂŒr die hohen Inflationsraten im 2. Halbjahr 2021 sind vielfĂ€ltig: Basiseffekte durch niedrige Preise im Vorjahr und die temporĂ€re Senkung der MehrwertsteuersĂ€tze im 2. Halbjahr 2020 zĂ€hlen dazu. Hinzu kommen LieferengpĂ€sse und Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen in der Corona-Krise. Über diese HintergrĂŒnde informiert auch der Podcast „StatGesprĂ€ch“ zum Thema Inflation. Wie sehr die vom eigenen Konsumverhalten beeinflusste „persönliche Inflationsrate“ von der Gesamtteuerung abweicht, können Verbraucherinnen und Verbraucher indes mit dem persönlichen Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes berechnen.

Dezember: MobilitÀt sinkt in der vierten Corona-Welle wieder unter das Vorkrisenniveau

Die vierte Corona-Welle baut sich auf, die 2G-Regel greift im Einzelhandel und in der Gastronomie, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten wieder verstÀrkt im Homeoffice: Im November 2021 waren die Menschen in Deutschland erstmals seit Juni 2021 wieder weniger unterwegs als vor der Corona-Pandemie. Das berichtet das Statistische Bundesamt am 2. Dezember auf Basis experimenteller Daten. So lag die bundesweite MobilitÀt im November 2 % unter dem Vorkrisenniveau des November 2019, nachdem im Oktober 2021 noch Àhnlich viele Bewegungen wie vor der Pandemie stattgefunden hatten. Das MobilitÀtsgeschehen an den Weihnachtstagen 2021 und rund um den Jahreswechsel 2021/2022 wird das Statistische Bundesamt am 7. Januar 2022 in einer der ersten Pressemitteilungen des neuen Jahres analysieren.

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