- Leichter Rückgang um 30.000 gegenüber Vorjahr auf 608.000 frauengeführte Unternehmen
- Geringe Gründungstätigkeit von Frauen ist Hauptgrund für anhaltend niedrigen Anteil
- Akademisierungsgrad unter Inhaberinnen enorm gestiegen
Die Zahl der Chefinnen im Mittelstand ist im vergangenen Jahr wieder gesunken: Von den rund 3,8 Mio. kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland werden aktuell nur 16 % bzw. 608.000 von Frauen geführt (2020: 16,8 % / 638.00), wie eine aktuelle Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels zeigt. Die Frauenquote liegt damit um gut 3 Prozentpunkte bzw. rund 100.000 Unternehmen niedriger als ihr bisheriger Höchststand im Jahr 2013 (19,4 % / 700.000).
Die Entwicklung im Mittelstand entkoppelt sich damit von der in den Großunternehmen hierzulande. Die in den Führungspositionen-Gesetzen verankerten Frauenquoten werden bisher zwar nur zum Teil erreicht, der Trend zeigt aber klar nach oben. Sowohl in den Vorständen als auch in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen, die unter diese Regelungen fallen, legte der Frauenanteil auf zuletzt 14,1 % bzw. 35,9 % zu. Die Hoffnung, dies könnte auch den Einzug von Frauen in die mittelständischen Chefetagen beflügeln, blieb bislang unerfüllt.
Ein wesentlicher Grund für den geringen Chefinnenanteil im Mittelstand ist der generell niedrigen und seit der Jahrtausendwende erheblich gesunkenen Gründungstätigkeit in Deutschland zuzuschreiben. Zuletzt lag die Zahl der Gründerinnen bei 205.000 im Jahr 2020. Dass die Führungsetagen des Mittelstands in kurzfristiger Perspektive stärker weiblicher werden, ist daher wenig wahrscheinlich.
„Wer Chefinnen möchte, der braucht Gründerinnen und Frauen in allen Wirtschaftsfeldern oder Branchen“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Und so müssen wir auch am diesjährigen Weltfrauentag leider feststellen: Der Chefinnenanteil in mittelständischen Unternehmen nimmt auf niedrigem Niveau sogar noch ab. Neben einer häufig weiterhin ‚traditionellen‘ Arbeitsteilung bei Haushalt und Kinderbetreuung beeinflussen weiterhin auch eine geschlechterstereotype Ausbildungs- und Berufswahl die Gründungsneigung von Frauen negativ und sorgen dafür, dass sie oft im Dienstleistungssektor tätig sind, der von der Coronakrise besonders hart getroffen war. An diesen Aspekten muss angesetzt werden.“
Die wirtschaftliche Bedeutung der frauengeführten Mittelständler in Deutschland ist nicht zu unterschätzen: Sie beschäftigen 3,4 Mio. Arbeitnehmer, bilden 100.000 junge Menschen aus, erzielen insgesamt 331 Mrd. EUR Umsatz und investieren 15 Mrd. EUR in neue Anlagen und Bauten. Damit leisten sie einen substanziellen, gemessen an ihrem Anteil an allen kleinen und mittleren Unternehmen von 16 % jedoch unterproportionalen Beitrag zur gesamten Wirtschaftskraft im Mittelstand. Es ist in den vergangenen 10 Jahren hierbei auch kein Aufwärtstrend zu erkennen. Entscheidend ist dafür der Unternehmenstyp, den Frauen in aller Regel führen: Im Fokus stehen kleine Unternehmen, die vor allem im Dienstleistungssektor angesiedelt sind (89 %). Im Verarbeitenden Gewerbe sind hingegen nur vier Prozent aller frauengeführten Unternehmen zu verorten.
Beachtenswert ist allerdings, dass die Leitung eines mittelständischen Unternehmens zunehmend für Akademikerinnen interessant zu sein scheint. 58 % der Chefinnen im Mittelstand verfügen aktuell über einen tertiären Bildungsabschluss. Das ist ein mehr als beachtlicher Zuwachs um 18 Prozentpunkte in den vergangenen acht Jahren. Unter den männlichen Inhabern kleiner und mittlerer Unternehmen hat parallel eher eine Seitwärtsbewegung stattgefunden (43 % in 2021 ggü. 46 % in 2013 mit höherem Bildungsabschluss).
Text/Foto KfW