- Kostendruck bei WĂ€rmeversorgung wird immer spĂŒrbarer
- 29 % der Haushalte nutzen Energiewendetechnologien
- GroĂes Potenzial im WohngebĂ€udebestand: Erst 30 % der Haushalte wohnen gut gedĂ€mmt
Die Menschen in Deutschland nehmen die VerĂ€nderungen durch den Klimawandel deutlich wahr. Gut zwei Drittel der Haushalte (68 %) befĂŒrchten eine BeeintrĂ€chtigung durch die Folgen der globalen ErwĂ€rmung (2020 waren es noch 64 %). Gleichzeitig beklagen 52 % von ihnen einen hohen Kostendruck bei der WĂ€rmeversorgung, wie das neue KfW-Energiewendebarometer zeigt. Die haushaltsreprĂ€sentative Befragung lief von Dezember 2021 bis Januar 2022 und damit vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Haushalte, der sich um die hohen Energiekosten sorgt, mittlerweile deutlich höher ist und weiter steigen wird, weil die Preisanstiege bis heute noch gar nicht vollstĂ€ndig bei den Verbrauchern angekommen sind.
„FĂŒr die Menschen hierzulande drĂ€ngen Fragen um den Energieverbrauch und eine von fossilen Rohstoffen unabhĂ€ngigere Energieversorgung in den Alltag“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), Chefvolkswirtin der KfW. „Durch Trockenheiten und Hitzeperioden im Sommer oder Extremwetterereignisse werden die Folgen des Klimawandels direkt vor unserer HaustĂŒr immer spĂŒrbarer. Der Anstieg der Energiepreise fĂŒhrt uns vor Augen, dass ein geringerer Energieverbrauch und eine unabhĂ€ngigere Energieversorgung dem Klimaschutz dienen und gleichzeitig die Energiekosten zu senken.“ Positiv sei deshalb, dass die Anzahl der Haushalte in Deutschland, die Energiewendetechnologien nutzen, im letzten Jahr deutlich gestiegen ist. Rund 29 % nutzen laut KfW-Energiewendebarometer mittlerweile mindestens eine der folgenden Technologien: Photovoltaik, Solarthermie, Batteriespeicher, WĂ€rmepumpe, Kraft-WĂ€rme-Kopplung, Holzpelletsheizung, Elektroauto (27 % in 2021). Weitere 13 % der Haushalte planen die Anschaffung im laufenden Jahr. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor (7 % in 2021).
„Immer mehr Haushalte nutzen regenerative Energien zur hĂ€uslichen Strom- und WĂ€rmeerzeugung“, kommentiert Köhler-Geib die aktuellen Ergebnisse. „Aktuell setzen noch vor allem einkommensstarke Haushalte und solche mit Wohnungseigentum auf Solarthermie, Photovoltaikanlagen oder Elektroautos. Es sind aber fast alle Haushalte durch die hohen Energiepreise betroffen. Weitere Fortschritte bei Energieeffizienz und Energieerzeugung sind notwendig, damit die Energiewende in der Breite der Bevölkerung zum Tragen kommt“.
Besonderes Augenmerk gilt dem GebĂ€udebestand. Nicht einmal jeder dritte der befragten Haushalte wohnt bereits in gut gedĂ€mmten GebĂ€uden (29 %). Ebenfalls knapp 30 % leben in GebĂ€uden mit sehr schlechtem DĂ€mmzustand – z. B. weil die AuĂenwand nicht gedĂ€mmt oder noch Einfachverglasung in den Fenstern verbaut ist. Immerhin 48 % der Haushalte haben sich im vergangenen Jahr mit dem energetischen Zustand ihrer Immobilie beschĂ€ftigt. GrundsĂ€tzlich zeigen sich auch viele Haushalte bereit, aktiv an der Energiewende mitzuwirken. Neun von zehn finden die Energiewende wichtig oder sehr wichtig. Rund 40 % der Haushalte halten ihren eigenen Beitrag zur Energiewende fĂŒr noch zu gering.
Die Handlungsbereitschaft ist bei einkommensstarken Haushalten höher, aber vor allem auch bei solchen, die an einen fairen Lastenausgleich bei der Energiewende glauben. Gleichzeitig haben viele Haushalte Vorbehalte, ob die Politik bei der Energiewende einen fairen Ausgleich fĂŒr alle Beteiligten erreichen kann. Eine Mehrheit von 68 % der Haushalte glaubt nicht daran. Eine groĂe Herausforderung fĂŒr die Gestaltung der Energiewende wird es also sein, diese Vorbehalte auszurĂ€umen und alle beteiligten Bevölkerungsgruppen zu einem angemessenen Beitrag anzureizen.
„Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger an Bord sind. Bei vielen Haushalten wird die anrollende Kostenlawine erst noch ankommen. Hier gilt es böse Ăberraschungen zu vermeiden. Energieberatungen sind ein guter Ansatz, gerade auch bei niedrigen Einkommen. Und es wird Lösungen brauchen fĂŒr die gegenwĂ€rtig knappen Beratungs- und HandwerkskapazitĂ€ten“, so Köhler-Geib.
Text/Foto: KfW