- Geschäftserwartungen und Lagebeurteilungen im November deutlich schwächer als im Vormonat
- Großunternehmen etwas optimistischer
- Wirtschaftsleistung wird im laufenden Quartal voraussichtlich leicht sinken
Nach einem Anstieg im Vormonat sinkt das mittelständische Geschäftsklima im November deutlich, wie das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt. Ursächlich für den Abstieg um 6,0 Zähler auf nun nur noch 0,6 Saldenpunkte sind Lieferengpässe und die rasant steigenden Infektionszahlen im Befragungszeitraum. Lange war die Beurteilung der Geschäftslage trotz einiger Widrigkeiten stabil, jetzt gibt sie erheblich nach (-4,4 Zähler). Noch deutlicher brechen die Geschäftserwartungen ein (-7,3 Zähler). Bei den Großunternehmen verbessert sich das Stimmungsbild dagegen geringfügig. Zwar geben auch hier die Lageurteile etwas nach, die Erwartungen hellen sich aber auf.
Die stärkste Stimmungseintrübung unter den kleinen und mittleren Unternehmen verzeichnet das Dienstleistungssegment, zu dem unter anderem auch das Gastgewerbe und die Veranstaltungsbranche zählen. Nach einem Rückgang um 8,4 Zähler ist das Geschäftsklima mit -5,1 Saldenpunkten hier jetzt wieder unterdurchschnittlich. Sowohl die Lageurteile als auch die Erwartungen belasten die Stimmung. Ähnlich verhält es sich im mittelständischen Einzelhandel, dessen Geschäftsklima um 6 Zähler (auf -1,3 Saldenpunkte) nachgibt. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt trotz einer Verschlechterung im November noch immer überdurchschnittlich aus. Ein Teil des Einzelhandels dürfte von der während der letzten Lockdowns angehäuften Überschussersparnis profitieren, die den Konsum stützt und auch die Folgen der hohen Energiepreise abfedert. Mit Blick auf die kommenden Monate befürchten die stationären Einzelhandelsunternehmen aber Umsatzausfälle wegen der hohen Infektionszahlen sowie 3G oder 2G-Regelungen. Neben der Pandemielage wird der Handel außerdem zunehmend von Lieferproblemen ausgebremst. Die Preiserwartungen im Einzelhandel steigen durch die Angebotsengpässe ebenfalls und erreichen im November ein neues Allzeithoch.
Das Verarbeitende Gewerbe wird schon das ganze Jahr über von Materialengpässen ausgebremst, was seit dem Sommer auch zunehmend auf der Unternehmensstimmung lastet. Im November fällt das Geschäftsklima in der mittelständischen Industrie noch einmal sehr deutlich um 6,1 Zähler und liegt nunmehr lediglich auf einem durchschnittlichen Niveau. Sehr gut ist das Geschäftsklima inzwischen nur noch im Bauhauptgewerbe. Wegen nachlassenden Erwartungen geht hier das Geschäftsklima im November allerdings auch leicht nach unten.
„Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeugt von einer erheblichen Eintrübung des Geschäftsklimas „, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), Chefvolkswirtin der KfW. Wegen der kritischen Pandemielage und der hartnäckigen Angebotsengpässe sei im laufenden Quartal mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung oder allenfalls Stagnation zu rechnen. „Für den Blick nach vorne kommt es vor allem darauf an, als wie gefährlich sich die neu entdeckte Virusvariante Omikron erweist.“, so Köhler-Geib. Die Inzidenz sinkt zwar derzeit tendenziell leicht und die in der jüngsten Bund-Länder-Konferenz beschlossenen Maßnahmen treffen die meisten Dienstleistungsbranchen weit weniger hart als der pauschale Lockdown im vergangenen Jahr. „Sollte Omikron jedoch tatsächlich wesentlich ansteckender sein als Delta und auch bei Geimpften vermehrt zu schweren Verläufen führen, dann wäre erneut mit flächendeckenden Shutdowns in vielen Dienstleistungsbranchen zu rechnen. Die globalen Lieferprobleme könnten sich außerdem verschärfen, wenn es bei wichtigen Handelspartnern zu Schließungen von Produktionsanlagen oder Logistikdrehkreuzen kommt. Kritisch ist hier insbesondere China, das bei einer strikten Zero-Covid Politik bleiben wird.“