- Rückgang ggü. Vorjahr schwächt sich ab auf -7,6 % im 3. Quartal 2021
- Leicht positive Wachstumsrate im vierten Quartal erwartet
- Nachhaltige Erholung am Unternehmenskreditmarkt erst in zweiter Jahreshälfte 2022
Der von KfW Research berechnete Rückgang des Kreditneugeschäfts mit Unternehmen und Selbständigen fiel im dritten Quartal mit 7,6 % (gleitendes 2-Quartals-Mittel) wie erwartet noch einmal deutlich aus. Dennoch deutet sich damit bereits eine vorsichtige Trendwende am Unternehmenskreditmarkt an, hat sich die Schrumpfungsrate doch im Vergleich zum historisch schlechten Vorquartal (-12,7 %) erheblich abgeschwächt. Bereits im laufenden Schlussquartal dürfte der Kreditmarkt wieder ins Positive drehen, wenn auch nur knapp. Eine nachhaltige Erholung am Kreditmarkt dürfte jedoch aufgrund des Auftretens der Omikron-Virusvariante auf sich warten lassen.
Im dritten Quartal hat der Anteil der Unternehmen in Kreditverhandlungen mit Banken in allen Größenklassen einen neuen Tiefstwert seit dem Beginn der Befragung erreicht. Von allen mittelständischen Unternehmen gaben nur noch 17,7 % an, um ein Bankdarlehen nachgesucht zu haben. Zugleich änderte sich über die Sommermonate hinweg an der Angebotspolitik der Institute wenig. Die Kreditzugangsbarrieren blieben insgesamt auf moderat erhöhtem Niveau stabil. Trotz steigender Inflation und aufkommender Debatte um den richtigen Zeitpunkt geldpolitischer Straffung sehen wir am Unternehmenskreditmarkt weiterhin rekordniedrige Zinskosten.
Für das laufende vierte Quartal geht KfW Research von einem leichten Wachstum des Unternehmenskreditgeschäfts im Vergleich zum Vorjahr in Höhe von 1 % aus. In erheblichem Umfang ursächlich dafür ist zwar der Wegfall des negativen Basiseffekts, der bislang aufgrund des starken Finanzierungsbedarfs zu Beginn der Pandemie das Kreditwachstum gedämpft hatte. Aber auch der externe Finanzierungsbedarf der Unternehmen dürfte etwas stärker zunehmen als gedacht. Neben der verbesserten wirtschaftlichen Lage spielt hier der aktuelle Inflationsdruck eine Rolle.
Die hartnäckigen Lieferengpässe sorgen über verschiedene Wirkungskanäle derzeit für Störungen des Wirtschaftsgeschehens. Zum einen erzeugen sie zusammen mit dem Energiemarkt einen Preisauftrieb. Betriebsmittel, für den Absatz bestimmte Waren und Investitionsprojekte verteuern sich. Damit steigt auch der damit verbundene Mittelbedarf. Zum anderen haben die Knappheiten zu einem erheblichen Auftragsstau im Verarbeitenden Gewerbe geführt. Dies hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das eine oder andere Investitionsvorhaben verzögert. Erste Daten für die Industrieproduktion für das vierte Quartal sind nun positiv ausgefallen. Damit steht zu vermuten, dass es zum Jahresende zu einer (kleinen) ausgleichenden Aufholbewegung kommt.
Mit dem Auftreten der Omikron-Virusvariante werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen allerdings erneut erheblich gestört. Das Umfeld für Investitionen trübt sich ein, die Lieferengpässe könnten sich verlängern, neue Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie sind wahrscheinlich.
„Die Omikron-Variante des Coronavirus überschattet die Erholung am Kreditmarkt“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), Chefvolkswirtin der KfW. „Grundsätzlich sind 2022 die Voraussetzungen für eine kräftigere Investitionstätigkeit und Kreditvergabe gegeben, vor allem wegen der guten Auftragslage der Industrie und anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen. Außerdem sind während der Pandemie Investitionen aufgeschoben worden, so dass mit Nachholeffekten zu rechnen ist. Omikron beschert uns nun aber neue Unsicherheit, insbesondere was den zeitlichen Verlauf der Erholung angeht. Ich rechne zurzeit erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Beschleunigung des Kreditwachstums.“