KfW-Panel: MittelstÀndler verlieren Umsatz

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  • UmsĂ€tze der mittelstĂ€ndischen Unternehmen sinken
  • Mittelstand stellt ĂŒberproportional viel Personal ein
  • Wachsende Kluft zwischen kleinen und großen Unternehmen

Die herausfordernde konjunkturelle Lage geht am deutschen Mittelstand nicht vorbei. Die wirtschaftliche Situation der Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr verschlechtert. Der Gesamtumsatz der kleinen und mittleren Unternehmen sank 2023 nominal um 246 Mrd. EUR oder 4,6 %. Auch Preiserhöhungen konnten den RĂŒckgang nicht abfedern: Real lag das Umsatzminus sogar bei 10 %.

Das sind Ergebnisse des Mittelstandspanels, das KfW Research seit 2003 veröffentlicht. DafĂŒr werden Unternehmen mit einem Umsatz bis zu 500 Mio. EUR befragt. Die Befragung fand von Februar bis Juni 2024 statt, zudem gab es eine Sonderbefragung im September 2024.

Auch fĂŒr das laufende GeschĂ€ftsjahr rechnen 35 % der Unternehmen mit einem UmsatzrĂŒckgang, nur rund 15 % erwarten anziehende UmsĂ€tze. Zudem sind die mittelfristigen Erwartungen bis 2026 getrĂŒbt: Mit einem Anteil von 29 % gehen so viele Unternehmen wie nie zuvor davon aus, dass ihr Umsatz in den kommenden drei Jahren sinken wird. 24 % der Unternehmen rechnen mit Umsatzsteigerungen.

Erfreulich ist, dass trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage die ProfitabilitĂ€t des Mittelstands mit einer Umsatzrendite von durchschnittlich 7 % recht stabil blieb. Allerdings wĂ€chst die Kluft zwischen den Unternehmen: Insbesondere Kleinstunternehmen kĂ€mpfen mit rĂŒcklĂ€ufigen Renditen.

„Wir sehen bei zahlreichen wirtschaftlichen Kennzahlen, dass sich die Schere zwischen kleinen und großen MittelstĂ€ndlern weitet“, sagte Dr. Michael Schwartz, Projektleiter des KfW-Mittelstandspanels. „Die großen Unternehmen kommen besser mit der herausfordernden konjunkturellen Lage zurecht als die kleinen.“

Ein positiver Faktor ist, dass der Mittelstand sich weiterhin als BeschĂ€ftigungsmotor der deutschen Wirtschaft prĂ€sentiert. 2023 stand ein BeschĂ€ftigungsaufbau um rund 494.000 ErwerbstĂ€tige zu Buche – damit arbeiteten 32,83 Millionen Personen in mittelstĂ€ndischen Unternehmen, ein Rekord. Der absolute wie auch prozentuale Zuwachs der ErwerbstĂ€tigen fiel im vergangenen Jahr höher als gesamtwirtschaftlich aus, der Mittelstand gewann somit als Arbeitgeber an Bedeutung.

Das wirtschaftlich herausfordernde Umfeld wirkt sich belastend auf die Eigenkapitalpolster der Unternehmen aus. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote fiel um 0,6 Prozentpunkte auf 30,6 %. Im historischen Vergleich ist das weiterhin ein ausgezeichneter Wert. Im Detail zeigen sich allerdings die Probleme: Der Anteil der Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote von unter 10 % ist angestiegen – von 25,1 % auf 33,6 %. 12 % der Unternehmen wiesen eine negative Eigenkapitalquote aus, eine Verdoppelung zu 2022. Dagegen sank der Anteil der Unternehmen mit einer sehr hohen Eigenkapitalquote von 30 % um mehr als 13 % auf 37,6 %.

Weitere Erhebungen des Mittelstandspanels zeigen, dass die Investitionsneigung weiter gesunken ist: Der Anteil von Unternehmen mit Investitionsprojekten sank um 4 Prozentpunkte auf 39 %. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionsvorhaben am Ende wie geplant umsetzten, lag 2023 zudem bei unterdurchschnittlichen 60 %.

Gerade einmal 368.000 mittelstĂ€ndische Unternehmen fĂŒhrten im Jahr 2023 KreditgesprĂ€che mit Banken und Sparkassen ĂŒber Investitionskredite, ein Allzeittief. Auch die Erfolgsquote bei den Kreditverhandlungen ĂŒber Investitionskredite sank merklich. Der alles ĂŒberragende Grund dafĂŒr war, dass Kreditinstitute und Unternehmen sich nicht ĂŒber die Zinshöhe einigen konnten.

„Der deutsche Mittelstand wurde in der Vergangenheit stets fĂŒr seine wirtschaftliche StabilitĂ€t gelobt. Diese ist in der Breite auch weiterhin vorhanden. Jedoch zeigen sich im Fundament einige Risse, die vor allem der konjunkturellen Situation geschuldet sind“, sagte KfW-Ökonom Dr. Michael Schwartz.

Foto (c) KfW