- 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen fallen im Verkehrssektor an
- Pkw hat nach wie vor eine dominante Stellung – insbesondere im lĂ€ndlichen Raum
- Drei von vier Haushalten wĂŒrden anstelle des Autos hĂ€ufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen
- GröĂte Hebel fĂŒr hĂ€ufigere Nutzung des ĂPNV sind auf dem Land bessere Anbindungen, in der Stadt geringere Kosten
Mehr als die HĂ€lfte der Haushalte wĂŒrden bei einer fahrradfreundlicheren Infrastruktur öfter auf das Rad umsteigen
Die Verkehrswende ist ein elementarer Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Zuletzt fielen im Verkehrssektor rund 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen an. Daher muss zu ihrem Gelingen die zukĂŒnftige MobilitĂ€t der Privathaushalte deutlich emissionsĂ€rmer gestaltet werden. Zentrale Bausteine sind hierfĂŒr einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkw und andererseits ein Ausbau der ĂPNV-Angebote sowie eine verbesserte Rad- und FuĂgĂ€ngerinfrastruktur. Dies zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers von KfW Research zur Verkehrswende in Deutschland.
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, mĂŒssen im Verkehrssektor umfangreiche Reduktionen der Treibhausgasemissionen erfolgen. Der gröĂte Anteil der Emissionen wird von Pkw, Nutzfahrzeugen, Lastkraftwagen und Bussen verursacht. Der langfristige MobilitĂ€tstrend zeigt, dass Menschen in Deutschland immer mehr Zeit im Verkehr verbringen: zwischen 2002 und 2017 ist die Anzahl der zurĂŒckgelegten Personenkilometer um fast 20 % auf rd. 3,2 Mio. gestiegen. Den gröĂten Anteil hat der motorisierte Individualverkehr mit rund drei Viertel der Verkehrsleistung.
Pkw werden derzeit insbesondere auf dem Land und in schlecht angebundenen Regionen intensiv genutzt, da dies hĂ€ufig die einzig praktikable MobilitĂ€tsoption bietet. Im Durchschnitt entfielen auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 rd. 1,14 Pkw. UngefĂ€hr ein Drittel der Haushalte nutzt den Pkw tĂ€glich (33,9%). Jedoch fĂ€llt in Landgemeinden sowohl der Bestand der Pkw je Haushalt (1,64 Fahrzeuge pro Haushalt) als auch der Anteil der Haushalte, die tĂ€glich einen Pkw nutzen, etwa doppelt so hoch aus wie in GroĂstĂ€dten. In GroĂstĂ€dten wird der Pkw nur von einem FĂŒnftel der Haushalte tĂ€glich genutzt, rd. 36 % haben gar kein Auto. Auf dem Land fĂ€llt hingegen der Anteil der Elektroautos höher aus (11 %) als in stĂ€dtischen Regionen (7 %).
Energieeffizienzgewinne im Verkehr lassen sich vor allem durch Verlagerung auf den effizienteren öffentlichen Verkehr erzielen. Nahverkehrsbusse stoĂen z. B. pro Personenkilometer nur rund die HĂ€lfte der Treibhausgasemissionen eines Pkw aus. Wichtigste Voraussetzungen fĂŒr eine hĂ€ufigere Nutzung sind dabei eine bessere Anbindung (63 %), geringere Kosten (49 %) und mehr Komfort (19 %). Im lĂ€ndlichen Raum liegt der Schwerpunkt klar auf einer besseren Anbindung, die bei 71 % der Haushalte zu einer stĂ€rkeren Nutzung des ĂPNV fĂŒhren wĂŒrde. In den GroĂstĂ€dten dominiert hingegen der Kostenaspekt. Rund 58 % der dortigen Haushalte wĂŒrden bei gĂŒnstigeren Fahrpreisen öfter auf den ĂPNV umsteigen .
Neben dem ĂPNV kann auch der Radverkehr einen Beitrag zu klimaneutraler MobilitĂ€t leisten. Das Fahrrad bietet sich vor allem fĂŒr kurze und mittlere Strecken an. Es wird vor allem dann genutzt, wenn Durchschnittsdistanzen niedriger sind. In fahrradfreundlichen StĂ€dten werden bereits heute bis zu 30 % aller Wege mit dem Rad zurĂŒckgelegt. Voraussetzung fĂŒr eine stĂ€rkere zukĂŒnftige Nutzung des Fahrrads ist fĂŒr ĂŒber die HĂ€lfte der Haushalte eine bessere Infrastruktur (54 %), immerhin fast die HĂ€lfte der befragten Haushalte (45 %) wĂŒrde bei einer besseren Kombinierbarkeit mit dem ĂPNV das Fahrrad öfter nutzen. Die Anschaffung eines E-Bikes könnte fast 28 % der Haushalte zu einem Umstieg anreizen. Interessanterweise zeigen sich bei diesen drei Aspekten keine spĂŒrbaren Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das Fahrrad hat somit auch auf dem Land Potenzial, eine tragende SĂ€ule der Verkehrswende zu werden.
„Der Verkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele. So tragen einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkws und andererseits ein Ausbau der ĂPNV-Angebote sowie eine verbesserte Rad- und FuĂgĂ€ngerinfrastruktur zum Gelingen einer emissionsarmen zukĂŒnftigen MobilitĂ€t bei“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib (Foto), Chefvolkswirtin der KfW. „Jedoch haben die Regionen in Deutschland unterschiedliche Voraussetzungen, um das MobilitĂ€tsbedĂŒrfnis ihrer Einwohner zu befriedigen. FĂŒr eine erfolgreiche Verkehrswende mĂŒssen deshalb unterschiedliche Lösungen fĂŒr die unterschiedliche Regionen gefunden werden. Dabei gilt es die jeweils geeignetsten Verkehrsmittel gezielt zu fördern.“
Text/Foto KfW