Eine europaweite Dürre wie im vergangenen Sommer wäre ohne den Klimawandel statistisch gesehen nur alle 400 Jahre möglich gewesen. In einer Welt mit Klimawandel müsse man nun etwa alle 20 Jahre damit rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Studie der „World Weather Attribution Initiative“. Dieser Veröffentlichung liegt die sogenannte Attributionsforschung zugrunde.
Im Zuge des Klimawandels häufen sich die Dürrephasen in jüngster Vergangenheit. Bereits im Winter fiel im Südwesten Deutschlands sehr wenig Regen und auch Frankreich war von einer ungewöhnlich langen Trockenperiode betroffen. Erst im vergangenen Jahr hatte eine Dürre bisher unbekannten Ausmaßes weite Teile Europas im Griff. Der Klimawandel macht das Auftreten dieser Wetterereignisse wahrscheinlicher und intensiver. Bei Starkregen und Hitzewellen besteht ebenfalls ein Zusammenhang.
Zu diesem Schluss kommen zahlreiche Studien der „World Weather Attribution Initiative“. Hierbei handelt es sich um einen weltweiten Zusammenschluss aus renommierten Forschungsinstituten, zu denen unter anderen das National Center for Atmospheric Research in den USA sowie die ETH Zürich gehören. Geleitet wird die Initiative von der deutschen Klimaforscherin Friederike Otto am Imperial College in London.
Hitzewellen bis zu drei Grad heißer
Eine vergangene Studie zeigte bereits, dass eine Hitzewelle mit bis zu 41 Grad wie die im Juli 2019 in Deutschland 10-mal wahrscheinlicher sowie um 1,5 bis 3 Grad heißer war als in einer Welt ohne den Klimawandel. Ebenso extreme Regenfälle, wie beispielsweise im Juli 2021 in Westdeutschland, werden durch den Klimawandel häufiger und intensiver. Bei den daraus resultierenden verheerenden Überschwemmungen spielen aber auch andere menschliche Faktoren, wie zum Beispiel die Bebauung in Flussnähe, eine Rolle.
„Entgegen vielen Berichten ist der Klimawandel allerdings nie die einzige Ursache von Extremwetter. Bevor überhaupt Wertungen ins Spiel gebracht werden, sollte ein ausreichend langer Zeitraum von mindestens 30 Jahren betrachtet werden, denn erst dann spricht man von Klima“, erklärt Björn Goldhausen, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline.
Extremwetter kann nicht pauschal mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Die Anzahl der tropischen Wirbelstürme hat sich beispielsweise nicht signifikant verändert und auch bei kleinräumigen Phänomenen wie Tornados ist eine Tendenz zur Zu- oder Abnahme durch den Klimawandel ebenfalls nicht gesichert.
Was ist die Attributionsforschung?
Die Attributionsforschung, auch Zuordnungsforschung genannt, hat im letzten Jahrzehnt an Relevanz zugenommen und sich zu einem eigenen Teilgebiet der Klimawissenschaft entwickelt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können dem Klimawandel bei Extremwetterereignissen mittlerweile eine Bedeutung zuordnen, indem sie, vereinfacht gesagt, zwei Computersimulationen durchführen. Zuerst wird das Klima in der tatsächlichen Welt und anschließend in einer Welt ohne die zusätzlich hinzugefügten Treibhausgase simuliert. Tritt nun zum Beispiel ein extremes Wetterereignis in der zweiten Simulation seltener auf und ist außerdem schwächer, kann daraus geschlossen werden, dass der Klimawandel sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität dieses Ereignisses beeinflusst.
Bildunterschrift: Extreme Dürren wie im vergangenen Jahr treten durch den Klimawandel häufiger auf.
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