Die Erholung der Verbraucherstimmung in Deutschland setzt sich im Mai dieses Jahres fort: Die EinschĂ€tzung der Deutschen zu den Konjunkturaussichten legen deutlich zu, ihre Einkommenserwartungen steigen moderat und ihre Sparneigung geht spĂŒrbar zurĂŒck. Allerdings nimmt die Anschaffungsneigung nur minimal zu. Insgesamt verbessert sich das Konsumklima damit zum vierten Mal in Folge. Der Indikator steigt in der Prognose fĂŒr Juni im Vergleich zum Vormonat (revidiert -24,0 Punkte) um 3,1 ZĂ€hler auf -20,9 Punkte. Dies zeigen die aktuellen Ergebnisse des GfK Konsumklimas powered by NIM. Es wird seit Oktober 2023 gemeinsam von GfK und dem NĂŒrnberg Institut fĂŒr Marktentscheidungen (NIM), GrĂŒnder der GfK, herausgegeben.
Neben dem leichten Anstieg der Einkommenserwartung ist es vor allem dem deutlichen RĂŒckgang der Sparneigung zu verdanken, dass das Konsumklima seinen AufwĂ€rtstrend fortsetzt. Der Sparindikator verliert gegenĂŒber dem Vormonat fast 10 ZĂ€hler und sinkt auf 5,0 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit August 2023. Damals wurden 0,5 Punkte gemessen.
âSinkende Inflationsraten in Verbindung mit ansehnlichen Lohn- und GehaltszuwĂ€chsen stĂ€rken die Kaufkraft der Verbraucher. Dies hat zum einen eine stimulierende Wirkung auf die Einkommenserwartungen und verringert zum anderen die Verunsicherung der Konsumenten, die in den Vormonaten auch in der vergleichsweise hohen Sparneigung zum Ausdruck kamâ, erklĂ€rt Rolf BĂŒrkl, Konsumexperte beim NIM. âDennoch ist davon auszugehen, dass die Verunsicherung der deutschen Konsumenten noch immer stark ausgeprĂ€gt ist. Denn nach wie vor fehlen klare Zukunftsperspektiven im Land, was zu geringer Planungssicherheit bei Anschaffungen fĂŒhrt. Nur wenn fĂŒr die Menschen diese Sicherheit zurĂŒckkehrt, werden sie auch bereit sein, ihre steigende Kaufkraft wieder in gröĂere Anschaffungen zu investieren.â
Einkommenserwartungen bleiben im AufwÀrtstrend
Mit einem vierten Anstieg in Folge bleiben die Einkommensaussichten auch im Mai dieses Jahres klar im Aufwind. Der Indikator gewinnt aktuell 1,8 Punkte hinzu und klettert damit auf 12,5 Punkte. Allerdings hat sich der Zuwachs im Vergleich zu den drei vorangegangenen Monaten abgeschwÀcht. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres betrÀgt das Plus mehr als 20 Punkte. Bessere Einkommenserwartungen wurden zuletzt vor dem Ukraine-Krieg im Januar 2022 mit 16,9 ZÀhlern gemessen.
Der Grund fĂŒr den zunehmenden Einkommensoptimismus liegt in der Kombination von beachtlich steigenden Löhnen, GehĂ€ltern und gesetzlichen AltersbezĂŒgen sowie in einer sinkenden Inflationsrate. So lag die Preissteigerungsrate nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes im April bei 2,2 Prozent. Sie liegt damit sehr nahe am Zielwert der EuropĂ€ischen Zentralbank (EZB) von etwa 2 Prozent. Dies fĂŒhrt zu realen EinkommenszuwĂ€chsen bei den privaten Haushalten und stĂ€rkt deutlich die Kaufkraft.
Anschaffungsneigung tritt auf der Stelle
Im Gegensatz zum Vormonat profitiert die Anschaffungsneigung im Mai nicht von den zunehmenden Konjunktur- und Einkommenserwartungen. Der Indikator tritt weiter auf der Stelle und gewinnt nur 0,3 Punkte hinzu. Er weist nun -12,3 Punkte auf. Seit mehr als zwei Jahren bewegt sich die Anschaffungsneigung nun in einem Korridor von mageren -20 bis -10 Punkten und lÀsst bislang keinerlei Erholungstendenzen erkennen.
Nach wie vor hohe Preise bei Energie und Nahrungsmitteln sowie die anhaltende Verunsicherung und fehlende Planungssicherheit sorgen dafĂŒr, dass die Haushalte wenig in gröĂere Anschaffungen investieren und ihre finanziellen Mittel eher â z.B. als RĂŒcklagen fĂŒr NotfĂ€lle â auf die Seite legen. Diese KaufzurĂŒckhaltung wird auch durch die amtliche Statistik bestĂ€tigt. Nach ersten vorlĂ€ufigen SchĂ€tzungen des Statistischen Bundesamtes dĂŒrften die privaten Konsumausgaben in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres zurĂŒckgegangen sein.
Hoffnung auf konjunkturelle Belebung wÀchst
Die Hoffnungen der Menschen auf eine Belebung der deutschen Konjunktur im weiteren Verlauf dieses Jahres steigen: Der Indikator Konjunkturerwartung legt im Mai zum vierten Mal in Folge zu. Zudem fÀllt der Zuwachs in diesem Monat mit einem Plus von 9,1 Punkten deutlich aus. Die Konjunkturstimmung klettert damit auf einen Wert von 9,8 Punkten.
Und nicht nur bei den Verbrauchern mehren sich die Stimmen auf eine leichte Erholung der deutschen Wirtschaft in der zweiten JahreshĂ€lfte 2024. Auch die Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass es zu einer Erholung kommen kann, wenn auch das Wachstum vermutlich schwach ausfallen wird. Die ersten Ergebnisse fĂŒr 2024 sind tendenziell positiv: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes dĂŒrfte die deutsche Wirtschaft in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit +0,2 Prozent leicht gewachsen sein.
Quelle: GfK am 29. Mai 2024
Symbolfoto/pixabay