Ballenstedt. Ein Video auf TikTok ist schneller veröffentlicht, als es dauert, dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen. Dadurch sind besonders Kinder und Jugendliche gefährdet – nicht zuletzt, weil einige von ihnen Influencer werden und schnell viele Follower erreichen wollen.
Im Harz gibt der neue Influencer-Führerschein jungen Menschen das nötige Rüstzeug mit, um verantwortungsbewusst in sozialen Netzwerken erfolgreich zu werden. „Aber nicht irgendwie, sondern mit dem Bewusstsein für die Folgen von Fake News. Mit Wissen über die Funktionsweise der Netzwerke, aber auch die Intentionen der Netzwerkbetreiber“, sagt David Möhres, Mitarbeiter im Projekt „Nachdenker:innen im Harz“, bei der Vorstellung des Angebots in Ballenstedt. Zugleich lege die Ausbildung Wert auf den Austausch mit erfahrenen Influencern und versierten Umgang mit der Technik. So wird der Journalist und erfolgreiche YouTuber „MrWissen2Go“, Mirko Drotschmann, ein Ausbildungsmodul unterstützen.
„Unsere Ausbildung zum Influencer ist ein kostenfreies Angebot“, betont Möhres. Ziel sei, demokratische Prozesse zu fördern und dabei zu unterstützen, ein Bewusstsein für die Risiken sozialer Netzwerke zu schaffen. „Die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz macht es zunehmend einfach, Inhalte zu generieren, die mit der Realität nichts zu tun haben. Und dabei steht diese Entwicklung erst am Anfang. Junge Menschen wachsen quasi im Internet auf und halten für wahr, was Freunde teilen.“
Bei der Auftaktveranstaltung im Ballenstedter Gut Ziegenberg, an der Multiplikatoren der Jugendarbeit im Harz teilnahmen, machte Janusz Zimmermann deutlich: Die Grenzen zwischen Fake News, Propaganda und Satire verschwimmend zunehmend. Anhand aktueller Social-Media-Postings demonstrierte der Rechtsreferent des Projektes „Fairsprechen“, dass selbst erfahrene Mediennutzer in den wenigen Sekunden, in denen etwa mit einem TikTok-Video interagiert werde, kaum erkennen könnten, ob Inhalte wahr oder falsch seien.
In sozialen Netzwerken, die auch dazu beigetragen hätten, viele demokratische Bewegungen zu etablieren, hätten Influencer – und auch Menschen, die dies werden wollen – eine hohe Verantwortung: „Glaubwürdigkeit, Reichweitenverantwortung und das Bewusstsein für rechtliche Konsequenzen sind das Handwerkszeug eines Influencers. Ganz besonders, da viele Follower jung und leicht beeinflussbar sind“, betonte Zimmermann.
Hintergrund
Der Influencer-Führerschein ist ein Angebot des Projektes „Nachdenker:innen im Harz – Jugend glaubt“. Die Ausbildung besteht aus vier Modulen:
- Modul 0: Kennenlernen, 25. November 2023
- Modul 1: Netzwerke und Hintergründe, 26. & 27. Januar 2024
- Modul 2: Technik und Praxis, 16. & 17. März 2024
- Modul 3:
- Im Gespräch mit Influencer Mirko Drotschmann, 3. Mai 2024
- Berufsfeld Influencer & Prüfung, 4. Mai 2024
Anmeldungen für den Influencer-Führerschein sind noch möglich. Ansprechpartner ist David Möhres, der per E-Mail an david.moehres@malteser.org oder telefonisch unter
+49 (0) 170 936 96 56 erreicht werden kann. Die Module des Influencer-Führerscheins können auch einzeln und von Interessierten besucht werden, die nicht an der Influencer-Ausbildung teilnehmen.
Der Malteser Hilfsdienst e. V. ist Träger des Projektes „Nachdenker:innen im Harz – Jugend glaubt“. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und durch das Land Sachsen-Anhalt.
„Fairsprechen – Hass im Netz begegnen“, das an der Influencer-Ausbildung im Harz beteiligt ist, berät Menschen, die von Hass im Netz betroffen sind zu strafrechtlicher sowie zivilrechtlicher Verfolgung. „Fairsprechen“ ist ein Projekt von fjp>media und wird durch das Landesprogramm für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.
Bildquelle „Malteser Hilfsdienst e. V.“ / Mandy Hannemann