Krankenhausgesellschaft erwartet harte Einschnitte

Veröffentlicht in: Sachsen-Anhalt | 0

Halle (ots). In der Debatte um die Klinikreform des Bundes prognostiziert der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, Wolfgang SchĂŒtte (Foto), von harten Einschnitten fĂŒr das Bundesland. „Ganz bestimmt werden Abteilungen reduziert und damit der Versorgungsgrad von Kliniken herabgestuft“, sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Wochenendausgabe). „Inwieweit HĂ€user im niedrigsten Level noch relevant sein können, ist offen. Aber aus meiner Sicht sind sie nicht immer sinnvoll ĂŒberlebensfĂ€hig. Möglich, dass die eine oder andere Klinik umgewidmet werden muss – in ambulante Versorgungszentren.“

Die Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt stehe vor einem tiefgreifenden Umbau. Die Kliniken stecken in Finanznöten, zudem steht die grĂ¶ĂŸte Bundesreform seit Jahrzehnten bevor. Sie soll die QualitĂ€t steigern und die Einnahmen verbessern. Die ambulante Versorgung soll gestĂ€rkt sowie komplizierte Behandlungen von kleinen HĂ€usern an spezialisierte Zentren gelenkt werden. Kliniken sollen in Leistungsgruppen mit Strukturvorgaben zu benötigten Abteilungen eingeteilt werden. Ein Faktor sind auch Mindestmengen zur Zahl der behandelten FĂ€lle, um mit den Krankenkassen abrechnen zu können. FĂŒr Patienten bedeute die Reform, dass sie sich auf lĂ€ngere Wege einstellen mĂŒssten, so SchĂŒtte. Dies sei aber sinnvoll. „Es geht um die bestmögliche Behandlung, die im Moment nicht an allen HĂ€usern gegeben ist. Wenn die Zahl der Geburten an einer Klinik eine kritische GrĂ¶ĂŸe von 250 bis 500 im Jahr deutlich unterschreitet, ist diese Abteilung nicht mehr qualitativ hochwertig. Dann ist es doch besser, weiter zu einer grĂ¶ĂŸeren Klinik zufahren, in der Patienten auch bei Komplikationen gut versorgt werden. LĂ€ngere Strecken auch fĂŒr Krebs-Behandlungen oder orthopĂ€dische Operationen sind unvermeidbar, weil Patienten dort behandelt werden, wo eine hohe Expertise besteht.

SchĂŒtte fordert dennoch Ausnahmen. Es könne nicht in jedem Ort ein Krankenhaus bestehen, aber in den Mittelzentren mĂŒsse ĂŒber die Basisversorgung hinaus behandelt werden können. Abweichungen mĂŒssten so bei den Strukturvorgaben möglich sein. „FĂŒr eine Neurologie zum Beispiel mĂŒssen laut Gesetz mehrere Fachbereiche wie Innere Medizin angegliedert sein. Aber man könnte ja sagen, dass fĂŒr eine fehlende Fachrichtung mit einer anderen Klinik kooperiert wird.“ Er fordert das Land zudem auf, das Landeskrankenhausgesetz zu novellieren. „Es braucht neue Rahmenvorgaben. Das ist die Basis, um nach Leistungsgruppen oder Mindestmengen planen zu können. Land muss handeln, um vorbereitet zu sein.“

Foto: Prof. Dr. med. Wolfgang SchĂŒtte © 2024 Diakoniewerk Martha-Maria e.V.