KrebsfrĂŒherkennung: Neue Dysplasiesprechstunde in der Helios Klinik Jerichower Land

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GebĂ€rmutterhalskrebs ist die zweithĂ€ufigste bösartige Tumorart bei Frauen. Immer hĂ€ufiger sind auch junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen. Die langsam wachsende Krebsart entwickelt sich hĂ€ufig ĂŒber Vorstufen (Dysplasien). Die Helios Klinik Jerichower Land hat eine neue Spezialsprechstunde zur Behandlung von dysplastischen VerĂ€nderungen an GebĂ€rmutterhals, Scheide und Schamlippen eingerichtet.

Eine Dysplasie ist eine ZellverĂ€nderung der genitalen Haut, die nicht bösartig ist. Diese können unterschiedlich schwere Vorstufen von Krebserkrankungen darstellen. UrsĂ€chlich ist sehr oft eine symptomlose Infektion mit sogenannten Humanen Papillomviren (HPV). Nicht alle Dysplasien entwickeln sich weiter zu Krebs, leichtgradige VerĂ€nderungen heilen in den meisten FĂ€llen wieder aus. Mit steigendem Schweregrad wird eine spontane RĂŒckbildung jedoch unwahrscheinlicher. „In unserer Dysplasieprechstunde betreuen wir Patientinnen mit unklaren VerĂ€nderungen am Muttermund durch einen auffĂ€lligen Krebsvorsorgeabstrich oder eine HPV-Infektion festgestellt. Wir klĂ€ren die Befunde genau ab und legen gemeinsam mit den Patientinnen eine individuelle Therapie fest“, erklĂ€rt Dr. med. Judith Peters, leitende OberĂ€rztin der GynĂ€kologie und Geburtshilfe. Auch fĂŒr Patientinnen mit Feigwarzen und Beschwerden sowie anderen VerĂ€nderungen im Schambereich ist diese Sprechstunde der richtige Anlaufpunkt.

In der Sprechstunde findet nach einem VorgesprĂ€ch eine eingehende Untersuchung des Muttermundes, der Scheide und der Schamregion mit einem speziellen Mikroskop, dem Kolposkop, statt. „So erkennen wir auch VerĂ€nderungen, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Unter Anwendung verschiedener Lösungen, die auf die OberflĂ€che aufgetragen werden, können wir verdĂ€chtige Areale identifizieren und RĂŒckschlĂŒsse auf Art und Schweregrad der VerĂ€nderungen ziehen. Im Rahmen der Untersuchung kann, wenn notwendig eine Probe entnommen werden. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft“, erklĂ€rt die erfahrene GynĂ€kologin.

Die Behandlung der Dysplasie erfolgt je nach Art und Schweregrad der VerĂ€nderung sowie individuellen LebensumstĂ€nden der Patientin. „Unser Spektrum reicht von der einfachen Verlaufsbeobachtung ĂŒber medikamentöse Therapien bis hin zur operativen Entfernung des verdĂ€chtigen Gewebes. Die Therapieentscheidung wird gemeinsam mit der Patientin und mit RĂŒcksicht auf Alter, Kinderwunsch, familiĂ€re Vorbelastung getroffen.“ erlĂ€utert Dr. med. Judith Peters. „In den allermeisten FĂ€llen werden Dysplasien durch einen kleinen ambulanten Eingriff in Kurznarkose behandelt und die Patientin kann die Klinik nach dem Eingriff wieder verlassen. Am Muttermund nennt sich dies Konisation und wird zumeist mit einer elektrischen Schlinge oder dem Laser durchgefĂŒhrt. Durch gewebeschonende Operationsmethoden wird das Risiko von Fehl- und FrĂŒhgeburten bei spĂ€teren Schwangerschaften minimiert.“

Dysplasie-Sprechstunde

Die Dysplasie-Sprechstunde findet Donnertags von 8 bis 14 Uhr in der Helios Klinik Jerichower Land statt. Einen Termin können Patientinnen unter Telefon (03921) 96-1401 vereinbaren. Bitte bringen Sie zu dem Termin die Überweisung und Kopien der Vorbefunde mit.

Hintergrundwissen: Dysplasie

Dysplasien sind ZellverĂ€nderungen der genitalen (Schleim-)Haut. Ausgelöst werden sie zum ĂŒberwiegenden Teil durch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV). WĂ€hrend die meisten Infektionen folgenlos ausheilen, können bei bestimmten Situationen (insbesondere bei AbwehrschwĂ€che durch z.B. Rauchen oder ImmunschwĂ€cheerkrankungen) ErbgutverĂ€nderungen in den Zellen zu einer bleibenden ZellverĂ€nderung, der sogenannten Dysplasie, fĂŒhren. Auch diese ist in ihrer leichten AusprĂ€gungsform in 70 Prozent und in der mittelschweren noch in 50 Prozent der FĂ€lle rĂŒckbildungsfĂ€hig ohne Behandlung; dies gilt insbesondere bei jungen Frauen unter 35 Jahren. Die Dysplasien können sowohl am GebĂ€rmutterhals als auch in der Schamregion entstehen. Ein auffĂ€lliger Pap-Abstriches, der beim niedergelassenen GynĂ€kologen im Rahmen der Krebsvorsorge erfolgt, kann der Verdacht auf eine Dysplasie oder Vorstufe gestellt werden. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung werden Zellen vom GebĂ€rmutterhals entnommen, die im Labor untersucht werden. Ein auffĂ€lliger Abstrich ist dabei nicht selten, viele Frauen erleben dies einmal im ihrem Leben. In den meisten FĂ€llen handelt es sich um eine leichte EntzĂŒndung oder gut behandelbare Dysplasien und nicht um eine fortgeschrittene Krebserkrankung. Die AbklĂ€rung der Befunde aus der Krebsvorsorge erfolgt in der Dysplasiesprechstunde.

Auch im Bereich der Scham gibt es VerĂ€nderungen wie Feigwarzen. Diese werden durch gutartige HPV-Viren verursacht, sind aber selten dysplastisch und leicht zu entfernen, weisen jedoch eine hohe RĂŒckfallrate auf. Sie werden sehr leicht durch sexuelle Kontakte ĂŒbertragen. Ihre Behandlung erfolgt durch Medikamente oder Lasertherapie. Die Partnerdiagnostik und -therapie ist zwingend notwendig.

Eine weitere Form sind Dysplasien des Ă€ußeren Genitales, die durch Juckreiz auffallen und hĂ€ufig fĂŒr eine Pilzinfektion gehalten werden. Sollte eine Probeentnahme eine höhergradige Dysplasie ergeben, können diese VerĂ€nderungen mit dem Laser ausgeschnitten oder verdampft werden. Zu 40 Prozent entstehen diese Dysplasien unabhĂ€ngig von HPV-Viren auf dem Boden einer Autoimmunerkrankung, dem Lichen sclerosus, der sehr gut durch Kortison behandelbar ist und eine lebenslange Beobachtung erfordert, um Dysplasien und eventuell dadurch entstehende bösartige VerĂ€nderungen zu verhindern oder gegebenenfalls frĂŒhzeitig zu entfernen.

Fotocredit: Katja Boese | Helios Kliniken

Titelfoto: OberÀrztin Dr. med. Judith Peters bei der Untersuchung