Haldensleben. Im Rahmen des diesjährigen Tages des offenen Denkmals begeht das Museum Haldensleben (Foto) auch das 200-jährige Bestehen seiner besonderen Nebenstelle, dem Haus der anderen Nachbarn. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Sonntag, 11. September 2022, zwischen 14:00 und 17:00 Uhr,
Museum Haldensleben (Breiter Gang) und
Haus der anderen Nachbarn (Steinstrasse 18)
Das Haus der anderen Nachbarn wurde 1822 als israelitischer Tempel bzw. Synagoge mitten im historischen Stadtkern von Neuhaldensleben – für alle sichtbar in die reguläre Straßenflucht eingebettet – gebaut. Das Gebäude, nur ein Jahr nach dem Turmneubau der Stadtkirche fertiggestellt, wies genau wie dieser neugotische Spitzbogenfenster auf und war von außen rosa gestrichen. Dennoch waren seine Nutzer anders und besonders. Bereits im Mittelalter in Neuhaldensleben sesshaft, wurde die jüdische Bevölkerung in den Folgejahrhunderten verfolgt und vertrieben.
Erst die Fremdherrschaft Napoléons schaffte die Bedingungen für die Wiederansiedlung. Neuhaldensleben war zwischen 1807 und 1814 eine der vier Distrikthauptstädte im Elbdepartement des Königreichs Westphalen. Hier regierte Napoléons Brüder, König Jérôme, und galt der Code Napoléon. Dieser gewährte nicht nur Gewerbe- und Innungsfreiheit, sondern auch die Gleichberechtigung aller Bürger. So kam es bereits 1808 durch Zuzug zur Gründung einer israelitischen Gemeinde und nur wenige Jahre später zum Neubau des eingangs erwähnten Tempels. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde kaufte und nutzte ab 1907 die Neuapostolische Gemeinde das Gebäude. Diese überließ das Gebäude 2002 dem in kreislicher Trägerschaft befindlichen Museum Haldensleben, das dieses als Denkmal erhielt und seit 2007 als Nebenstelle nutzt.
Museumsleiter i.R. Ulrich Hauer berichtet in seinem Festvortrag anlässlich des 200-jährigen Gebäudebestehens über die Entstehung und Geschichte dieses einzigartigen Denkmals sowie über die Ansiedlung und das Gedeihen der jüdischen Gemeinde in Neuhaldensleben im 19. Jahrhundert. Zudem erläutert er die unter seiner Leitung entstandene Museumskonzeption, die neben der Vermittlung regionaler Religionsgeschichte auch die örtliche Migrations- und Integrationsgeschichte seit dem Dreißigjährigen Krieg fokussiert und dieses außergewöhnliche Baudenkmal daneben auch als einen besonderen Raum für kulturelle Veranstaltungen und kreative Projekte öffnet. Das Haus der anderen Nachbarn war und soll Heimat für jegliche Bevölkerungsgruppen anderer Herkunft und Religion sein sowie als museal und kulturell genutztes Baudenkmal noch lange erhalten bleiben.
Das Programm:
14:00 bis 17:00 Uhr
Öffnung und Führungen durch das Haus der anderen Nachbarn
Museumsleiterin Judith Vater
14:00 Uhr und 14:45 Uhr
Öffentliche Probe mit anschließendem kleinen Konzert des Klarinettentrios der Kreismusikschule Wolmirstedt-Haldensleben
Leitung von Uwe Blamberg
15:00 Uhr
Festvortrag zum 200-jährigen Gebäudebestehen „Vom israelitischen Tempel zum Haus der anderen Nachbarn“
Museumsleiter i. R. Ulrich Hauer
Reguläre Öffnungszeiten des Museums:
Dienstags bis freitags: 09:00 bis 12:00 Uhr und 14:00-17:00 Uhr
Sonntags: 10:00 bis 12.00 Uhr und 14:00 bis 17:00 Uhr
Montags und samstags: geschlossen
Foto (c) Landkreis Börde