Stuttgart. Die Kundenteams von Porsche haben den 24 Stunden von Daytona ihren Stempel aufgedrückt. Der 911 GT3 R von Pfaff Motorsports siegte nach einem packenden Zweikampf mit KCMG in der neuen GTD-Pro-Klasse. Die Werkspiloten Mathieu Jaminet aus Frankreich, Matt Campbell aus Australien und Felipe Nasr aus Brasilien setzten sich im großen Showdown gegen die Crew der asiatischen Kundenmannschaft aus Hongkong durch. In der GTD-Kategorie feierte Wright Motorsports mit dem über 500 PS starken GT3-Auto aus Weissach einen Triumph. Werksfahrer Richard Lietz (Österreich) teilte sich die Startnummer 16 mit Jan Heylen aus Belgien, Zacharie Robichon aus Kanada und dem Amerikaner Ryan Hardwick. Porsche hat seine Geschichte als erfolgreichste Marke beim Langstrecken-Klassiker in Florida somit um ein glänzendes Kapitel erweitert: 18 Gesamttriumphe als Hersteller, vier weitere als Motorenpartner und 80 Klassensiege stehen nun in der Daytona-Statistik des Sportwagen-Herstellers aus Stuttgart.
Bei sonnigen, aber für den US-Bundesstaat Florida ungewöhnlich kühlen Temperaturen war das 61 Fahrzeuge umfassende Feld am Samstag um 13:40 Uhr gestartet. Bereits in der Frühphase untermauerten die starken Kundenteams von Porsche ihre Ambitionen und leisteten im Wechsel über viele Stunden die Führungsarbeit in der GTD-Pro-Klasse. Entscheidend absetzen konnte sich kein Fahrzeug, denn in den ersten zwölf Stunden wurde der Wettbewerb immer wieder durch Zwischenfälle eingebremst. Bei insgesamt elf Gelbhasen verbrachten die Piloten fast vier Stunden hinter dem Safety-Car. Erst am frühen Sonntagmorgen beruhigte sich das Geschehen: eine Phase, in der sich die Porsche 911 GT3 R endgültig in aussichtsreiche Positionen im Kampf um die Klassensiege brachten.
Die Startnummer 9 von Pfaff Motorsports und die Nummer 2 von KCMG standen in ihrer wechselnden Führungsarbeit immer wieder im Fokus. Der große Showdown erfolgte jedoch nach der letzten von insgesamt 17 Safety-Car-Phasen. Nach dem finalen Boxenstopp ging Mathieu Jaminet mit einem Vorsprung von 0,5 Sekunden auf Laurens Vanthoor zurück auf die Strecke. Der Belgier setzte sich mit seinem blau-silbernen Neunelfer immer wieder neben den Spitzenreiter, die Zuschauer hielten bei zahlreichen Berührungen und Tür-an-Tür-Duellen den Atem an. Die große Show der beiden erfolgreichen Kundenteams mündete in den letzten drei Minuten des 24-Stunden-Rennens in einen Zweikampf, der die Herzen aller Motorsport-Fans höherschlagen ließ: In der vorletzten Runde wuchtete sich Vanthoor mit einem harten und konsequenten Manöver an Jaminet vorbei. Der Franzose gab sich jedoch keinesfalls geschlagen. Im finalen Umlauf erfolgte der sehenswerte Konter. Beim Versuch, sich gegen den Positionsverlust zu wehren, drehte sich Vanthoor und beendete das Rennen gemeinsam mit seinen Kollegen Dennis Olsen (Norwegen), Patrick Pilet (Frankreich) und Alexandre Imperatori (Schweiz) auf Platz drei.
In der GTD-Klasse wechselte die Führung während der langen Distanz immer wieder zwischen zahlreichen Fahrzeugen verschiedener Marken. Eine kluge Strategie und bärenstarke fahrerische Leistungen brachten schließlich die Entscheidung zugunsten des Porsche 911 GT3 R von Wright Motorsports. Jan Heylen wusste alle Angriffe der Verfolger in der letzten Rennstunde erfolgreich abzuwehren. Auf dem Siegerpodest jubelte der Belgier gemeinsam mit Lietz, Hardwick und Robichon über den ersten GTD-Klassensieg für Porsche seit fünf Jahren.
„Kundensport auf Werkssportniveau – das haben wir heute in Daytona erleben dürfen“, freut sich Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. „Ich kann das Finale nicht in Worte fassen. Wir können nur unterstreichen, wie hart und professionell alle sieben Fahrzeuge im Rennen von den Teams eingesetzt worden sind. Sieg in der GTD und Doppelpodium in der GTD-Pro-Klasse! Das ist in einem Wettbewerb mit insgesamt 35 GT-Fahrzeugen kein Geschenk, sondern der verdiente Lohn für die Teams, die Fahrer und für Porsche.“
Die Startnummer 79 von WeatherTech Racing hatte keinen Anteil am beeindruckenden Finale in der neuen GTD-Pro-Klasse. Die Mannschaft wurde früh von Elektrikdefekten zurückgeworfen, im weiteren Verlauf kamen einige Strafen und Ausritte hinzu. Der Amerikaner Cooper MacNeil und seine Teamkollegen Matteo Cairoli aus Italien, Julien Andlauer aus Frankreich und Alessio Picariello aus Belgien erreichten am Ende Platz acht. Das Kundenteam TGM fuhr ohne nennenswerte Zwischenfälle nach 24 Stunden auf GTD-Rang sieben ins Ziel. Hardpoint verpasste aufgrund von zahlreichen Zwischenfällen und Strafen ein mögliches Topergebnis und beendete den Saisonauftakt in Nordamerika auf Platz zehn. Der Porsche 911 GT3 R des Teams GMG Racing schied nach einem Unfall nach rund drei Stunden bereits am Samstagnachmittag aus.
Durch ihre Erfolge in den beiden GTD-Klassen haben die Teams und Fahrer von Pfaff Motorsports und Wright Motorsports die Führung in der IMSA-Meisterschaft übernommen. Zudem sind die beiden Crews im IMSA Michelin Endurance Cup an der Spitze. Diese Langstrecken-Sonderwertung umfasst die Rennen in Daytona, Sebring, Watkins Glen und auf der Road Atlanta. Der zweite Saisonlauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship ist ein weiterer Klassiker: Die 12 Stunden von Sebring finden am 19. März statt. Am gleichen Wochenende startet auf dem ehemaligen Flugplatz die Saison der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Dort tritt das Werksteam von Porsche auch 2022 mit zwei 911 RSR in der GTE-Pro-Klasse an.
Fahrerstimmen zum Rennen
Mathieu Jaminet (Porsche 911 GT3 R #9): „Nicht nur die letzte Runde war ein Spektakel, sondern es war ein unfassbares Duell über zwei Stunden. Ich habe mir in jeder einzelnen Runde die Seele aus dem Leib gefahren, habe wirklich restlos alles gegeben. Ich kenne Laurens natürlich gut, er ist mein Kollege bei Porsche. Ich weiß, wie stark er ist. Immer wieder hat er es versucht, immer wieder gab es Kontakt. Ich habe mir aber gedacht: ‚Heute gehst du nicht vorbei!‘ In der letzten Runde sind wir beide im Gras gelandet. Ich hatte das Glück, einen Dreher verhindern zu können. Das war es dann. Die Kollegen von KCMG hatten das etwas schnellere Auto, aber dank einer perfekten Arbeit unserer Mannschaft und herausragenden Leistungen meiner Teamkollegen waren wir am Ende vorn. Es war Werbung für den Motorsport und ein perfekter Saisonauftakt für uns.“
Matt Campbell (Porsche 911 GT3 R #9): „Ich kann über diese Show nur ungläubig mit dem Kopf schütteln. Ich bin voller Adrenalin und Emotionen. Es war nicht nur spannend, das Duell von außen zu verfolgen, sondern auch anstrengend. Hut ab vor Mathieu, der uns diesen Sieg hart erkämpft hat. Wir haben heute die 24 Stunden von Daytona gewonnen – unglaublich!“
Felipe Nasr (Porsche 911 GT3 R #9): „Ich kann es nicht fassen. Ich docke bei Porsche an und gewinne mein allererstes Rennen am Steuer des Porsche 911 GT3 R. Das ist wie im Märchen. Mathieu und Matt haben so unglaublich tolle Arbeit abgeliefert, das gesamte Team Pfaff Motorsports ebenso. Ich wollte unbedingt mal in Daytona gewinnen – jetzt ist es geschehen. Heute Abend werde ich diesen Erfolg gemeinsam mit meinen Kollegen und unserer Mannschaft ordentlich feiern.“
Laurens Vanthoor (Porsche 911 GT3 R #2): „Ich hatte ein klares Ziel: Nach meinen Siegen am Nürburgring, in Spa und in Le Mans wollte ich auch endlich mal das 24-Stunden-Rennen in Daytona gewinnen, um das Quartett zu komplettieren. Ich habe am Ende alles darangesetzt, dieses Ziel zu erreichen. Ich habe alles versucht. Es ist leider daneben gegangen. Die Szenen aus den letzten Runden werden mir ganz sicher noch unzählige Male durch den Kopf gehen. Auf dem Weg zurück in die Boxengasse habe ich geheult: alles versucht, aber nicht gesiegt. Die Besseren haben heute gewonnen. Das war eben Pfaff Motorsports. Gratulation an die Kollegen.“
Richard Lietz (Porsche 911 GT3 R #16): „Nicht schlecht, oder? Unser Auto lief über die gesamte Distanz sehr gut, das Team hat perfekt gearbeitet. Unser Porsche 911 GT3 R hat nach Zieldurchfahrt keinen einzigen Kratzer. Genau das war der Schlüssel zu unserem Erfolg. Unser Auto war auch im Finale noch schnell. Vielen Dank an das Team Wright Motorsports und meine Kollegen. Es hat sehr viel Spaß gemacht und Lust auf mehr.“
Jan Heylen (Porsche 911 GT3 R #16): „Wir haben unser Glück schon so oft in Daytona versucht und oft auf dem Podest gestanden – aber eben niemals als Klassensieger. Heute hat mal alles gepasst. Endlich haben wir den ersten Erfolg bei diesem großen Rennen. Die Freude ist riesig groß. Das Team hat sich das mehr als verdient. Danke an Ryan Hardwick, der diese Gruppe zusammengebracht hat. Und ebenso großen Dank an Porsche für die hervorragende Unterstützung. Ich bin überwältigt!“
Ergebnis GTD-Pro-Klasse
1. Campbell/Jaminet/Nasr (AUS/F/BR), Porsche 911 GT3 R #9, 711 Runden
2. Pier Guidi/Calado/Serra/Rigon (I/GB/BR/I), Ferrari 488 GT3 #62, 711 Runden
3. Vanthoor/Olsen/Imperatori/Pilet (B/N/CH/F), Porsche 911 GT3 R #2, 711 Runden
8. Andlauer/Picariello/Cairoli/MacNeil (F/B/I/USA), Porsche 911 GT3 R #79, 673 Runden
Ergebnis GTD-Klasse
1. Hardwick/Heylen/Lietz/Robichon (USA/B/A/CDN), Porsche 911 GT3 R #16, 707 Runden
2. Lally/Potter/Pumpelly/Adam (USA/USA/USA/GB), Aston Martin #44, 707 Runden
3. Andrews/Skeen/Davison/McAleer (AUS/USA/AUS/GB), Mercedes-AMG #32, 707 Runden
7. Giovanis/Trinkler/H. Plumb/M. Plumb (USA/USA/USA/USA), Porsche 911 GT3 R #64, 697 Runden
10. Ferriol/Legge/Wilson/Boulle (USA/GB/GB/USA), Porsche 911 GT3 R #88, 672 Runden
21. Washington/Bachler/Sofronas/Bleekemolen (USA/A/USA/NL), Porsche 911 GT3 R #34, 88 Runden
Foto: Porsche 911 GT3 R, Pfaff Motorsports (#9), Matt Campbell (AUS), Mathieu Jaminet (F), Felipe Nasr (BR) (c) Porsche AG