Magdeburg. Die Familie des von der DDR als KĂŒnstler und Antifaschisten heroisierten Malers Otto Nagel wird von ebendiesem Staat um den Nachlasss gebracht, so das Autorenpaar Salka-Valka und Bernd Schallenberg. Zur Buchpremiere von „Kunstraub in der DDR. Der Fall Otto Nagel“ sind sie im GesprĂ€ch mit Uwe Hartmann, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Die Familie Otto Nagels (1894-1967) wurde in der DDR um den Nachlass des staatlicherseits auch als Antifaschisten verehrten KĂŒnstlers gebracht. So sieht es seine Enkelin, die Magdeburger Journalistin Salka-Valka Schallenberg, die in ihrem mehr als 300 Seiten starken Buch“ Der Fall Otto Nagel. Kunstraub in der DDR“ gemeinsam mit ihrem Ehemann Bernd Schallenberg versucht, die lange Zeit verborgen gebliebenen VorgĂ€nge offenzulegen. Zur Buchpremiere in ihrer Heimatstadt sind die Autoren am Donnerstag, 19. September, um 17 Uhr in der Stadtbibliothek im GesprĂ€ch mit dem Experten Uwe Hartmann vom hiesigen Deutschen Zentrum Kulturgutverluste.
Otto Nagel zĂ€hlte in der Weimarer Republik zur „Novembergruppe“ und war als bekennender Kommunist aktiver WiderstandskĂ€mpfer gegen die Nazis. Nach 1945 verfolgt der Kulturakteur mit europĂ€ischer Ausrichtung das Ziel einer unabhĂ€ngigen Kunst orientiert an Traditionen der Moderne. Von 1956 bis 1962 ist Otto Nagel PrĂ€sident der Akademie der KĂŒnste der DDR und gerĂ€t mit seinen Visionen doch in Konflikt mit der DDR-Kulturpolitik. Ein Dilemma zeichnet sich schnell ab, wie die Autoren unterstreichen: Einerseits wird Otto Nagel als KĂŒnstler und Antifaschist heroisiert, andererseits von demselben Staat entwĂŒrdigt. Der DDR-Staatsapparat versuchte immer wieder, in den Besitz des kĂŒnstlerischen Nachlasses von Otto Nagel zu gelangen. Sein Werk war so fĂŒr Devisen verwertbar und gleichermaĂen identitĂ€tsstiftend.
FĂŒr ihr Buch hat das Ehepaar Schallenberg rund 3.000 Dokumenten gesichtet, darunter Akten aus dem Zentralkomitee der SED, dem Parteiapparat, des Magistrats von Ostberlin sowie des Ministeriums fĂŒr Kultur, auĂerdem Ăberlieferungen des Berliner Senats, Museumsarchive sowie Stasi-Unterlagen. Zur Buchpremiere prĂ€sentieren Salka-Valka und Bernd Schallenberg begleitend auf Schautafeln das Leben und Werk Otto Nagels und seiner Familie auf Schautafeln und mithilfe von brisanten FundstĂŒcken im Rahmen einer Kabinettsausstellung.
Alle interessierten GĂ€ste sind zur Buchpremiere von „Der Fall Otto Nagel. Kunstraub in der DDR“ mit den Autoren Salka-Valka und Bernd Schallenberg sowie Uwe Hartmann als Experten fĂŒr Provenienzforschung beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste am Donnerstag, 19. September, um 17 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek, Breiter Weg 109, herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Stadtbibliothek Magdeburg