Magdeburg. „Sollte die seit Jahren überfällige Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen auf den letzten Metern vor dem Ziel gestoppt werden, wäre das ein Schlag ins Gesicht aller Hausärzte“, kommentiert Dr. Jörg Böhme (Foto), Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA). Er nimmt damit Bezug auf die aktuellen Diskussionen zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG).
Zwar seien die ambulant tätigen Ärzte leidgeprüft, schon lange werde ihnen eine vollumfängliche Vergütung ihrer vollumfänglich erbrachten Leistungen versprochen – allein 2023 sind in Sachsen-Anhalt 82 Millionen Euro nicht ausgezahlt worden. Doch das immer wieder getätigte politische Versprechen ist bislang nicht realisiert worden. „Das darf jetzt nicht wieder der Fall sei. Die Entbudgetierung muss kommen“, betont Dr. Böhme. Denn die Lage der Vertragsärzte und Psychotherapeuten sei noch nie so angespannt gewesen wie aktuell:
Bereits heute fehlen in Sachsen-Anhalt etwa 250 Hausarzt- und etwa 60 Facharztpraxen. Die bestehenden Praxen stehen unter einer enormen Belastung, um weiterhin eine wohnortnahe ambulante Versorgung zu gewährleisten. Die KVSA fordert deshalb seit Jahren eine Entbudgetierung aller haus- und fachärztlichen Leistungen. „Weil damit endlich der tatsächliche Preis der Leistung bezahlt wird und weil der Beruf auch attraktiv bleiben muss – vor allem mit Blick auf die Altersstruktur. Wir brauchen dringend Nachwuchs im ambulanten Bereich“, so der KVSA-Vorstandsvorsitzende.
Die nun im GVSG angestrebte Entbudgetierung wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Ein weiterer Schritt wäre, dass an der geplanten Bagatellgrenze bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung ärztlich verordneter Leistungen festgehalten wird und an Maßnahmen zur Entbürokratisierung. „Das sind nur kleine Stellschrauben im großen Gesetzes-Gefüge, aber damit können die Praxen im Alltag erheblich entlastet werden“, sagt Dr. Jörg Böhme.
Foto: KVSA-Vorstandsvorsitzender Dr. Jörg Böhme. © KVSA / Rayk Weber