KVSA zum Koalitionsvertrag: Einiges ist gut, manches sollte überdacht werden

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Magdeburg. „Grundsätzlich begrüßen wir die im Koalitionsvertrag von Union und SPD angestrebte Reform des Gesundheitswesens. Einiges findet sich wieder, das schon längst überfällig ist“, sagt Dr. Jörg Böhme (Foto), Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA).

So sieht er der Steuerung durch ein verbindliches Primärarztsystem durch Haus- und Kinderärzte grundsätzlich positiv entgegen. Auf die Ausgestaltung werde es jedoch ankommen. In der Hausarztzentrierten Versorgung in Sachsen-Anhalt wird dieses System bereits seit Jahrzehnten erfolgreich gelebt. „Es hat sich gezeigt, dass die ambulante Versorgung der Patienten so sinnvoll gesteuert, strukturiert und effizient über die Kassenärztliche Vereinigung umgesetzt werden kann. Das Prinzip kommt bei allen Beteiligten gut an, weil es allen Vorteile bringt“, weiß Dr. Böhme, selbst Hausarzt in Stendal, auch aus eigener Erfahrung.

Lange erwartet und nun im Vertrag manifestiert, ist auch die Festlegung der 300-Euro-Bagatellgrenze bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen. „Das bedeutet weniger Bürokratie für die Praxen und somit eine Entlastung der Praxisteams im Alltag.“

Äußerst kritisch sieht der KVSA-Vorstandsvorsitzende jedoch die im Koalitionsvertrag angedachte Form der Entbudgetierung der Fachärzte: So soll es für Fachärzte in (drohend) unterversorgten Gebieten Zuschläge zum Honorar geben, in überversorgten Gebieten mit einem Versorgungsgrad von mehr als 120 Prozent Abschläge vom Honorar. „Wir benötigen alle an der Versorgung beteiligten Ärzte – unabhängig von der Region, in der sie tätig sind. Auch im Hinblick auf unsere ältere überdurchschnittlich kranke Bevölkerung“, appelliert Dr. Böhme an die Bundespolitik.

Die KVSA fordert schon seit Jahren eine Entbudgetierung aller Haus- und Fachärzte. „Die Vergütung einzelner Arztgruppen an aktuellen Versorgungsgraden festzumachen, bringt nur Ungerechtigkeiten mit sich. Lassen sich heute Fachärzte in einer unterversorgten Region nieder und erhalten Zuschläge, ist die Region durch mehrere Zugänge vielleicht morgen schon überversorgt und die gleichen Fachärzte müssen mit Abschlägen leben. – Eine vertragsärztliche Tätigkeit muss für eine verlässliche Versorgung der Patienten kalkulierbare Rahmenbedingungen durch die vollständige Vergütung der notwendigen Behandlung bieten“, ist er überzeugt.

Foto: KVSA-Vorstandsvorsitzender Dr. Jörg Böhme. © KVSA / Rayk Weber