Magdeburg. Der Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten, Medien sowie Kultur des Landtages Sachsen-Anhalt hat am vergangenen Freitag, den 13. Mai, beraten, wie die Ansiedlung des „Zukunftszentrums Deutsche Einheit und europäische Transformation“ unterstützt werden könnte. Dazu waren Vertreter*innen aus Magdeburg und Halle-Wittenberg in den Landtag eingeladen worden, um sich und ihre Bewerbungen vorzustellen. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen, da Dessau-Roßlau seine Bewerbung noch nicht vorstellen konnte.
Das Fachgespräch und die Beratung zum Zukunftszentrum fand am 13. Mai im Beisein von Staatsminister Rainer Robra, Kulturstaatssekretär Sebastian Putz und Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger statt. Der Tagesordnungspunkt basiert auf dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen auf finanzielle Unterstützung des Landes für alle Städte, die sich um das Zentrum bewerben wollen.
Magdeburgs Bewerbung wurde von der Kulturbeigeordneten Regina-Dolores Stieler-Hinz präsentiert, unterstützt durch Dr. Karsten Steinmetz vom Thinktank DYNA der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Dr. Michael Stöneberg vom Kulturhistorischen Museum Magdeburg. Sehr überzeugend stellten sie die jahrhundertelange und vielfältige Transformationsgeschichte der Stadt Magdeburg dar, die bis in die Gegenwart reicht und sich durch die Intel-Ansiedlung in die Zukunft fortsetzt. „Magdeburg ist gelebte Transformation“, brachte es die Beigeordnete auf den Punkt.
Für die drei Säulen des geplanten Zukunftszentrums – Forschungseinrichtung, Dialog- und Begegnungszentrum sowie Kultur- und Veranstaltungsort – wurde ein außerordentlich breites Spektrum an möglichen Anknüpfungspunkten dargelegt. Das reicht von einer langen, internationalen und interdisziplinären Tradition der Transformationsforschung an der Universität über relevante Institute und Studiengänge an der Hochschule Magdeburg-Stendal, zahlreiche unabhängige Forschungseinrichtungen unterschiedlicher Disziplinen, eine Vielzahl an Institutionen, Initiativen und Orten für Begegnung und Dialog und nicht zuletzt die vielgestaltige Kulturlandschaft der Landeshauptstadt. Abschließend konnten sogar zwei mögliche Standorte für das vom Bund zu errichtende Zukunftszentrum vorgestellt werden: für einen Neubau eine Fläche am Wissenschaftshafen mit direkter Nähe zur Universität sowie für Umbau und Erweiterung eines Bestandsgebäudes die Hermann-Gieseler-Halle und ihr Umfeld.
Mindestens zwei weitere Bewerbungen aus Sachsen-Anhalt
Vor dem Landtagsausschuss präsentierten sich zudem Halle (Saale) und Wittenberg, die eine gemeinsame Bewerbung abgeben wollen. Die Bewerberstädte stellten sich den Fragen der Abgeordneten. Kontrovers diskutiert wurde unter den Landespolitiker*innen, ob die Ausschreibung des Bundes vom Land verlangen wird, sich vorab für eine Bewerbung entscheiden zu müssen. Einig war man sich in der Einschätzung, dass die härteste Konkurrenz die Bewerbung von Frankfurt (Oder) sein wird.
Eine Bewertung der Bewerbungen wurde noch nicht vorgenommen, da Dessau-Roßlau sich erst kürzlich auch zu einer Bewerbung entschlossen hatte und noch nicht bereit war für eine Präsentation. Deshalb wurde die Fortsetzung der Beratung auf die nächste Ausschusssitzung im Juni vertagt, wenn auch Dessau-Roßlau seine Bewerbung vorstellen kann. Dann wird auch erst entschieden, ob das Land nur eine Bewerbung unterstützen will und falls ja, welche.
Magdeburgs Bewerbung um das Zukunftszentrum des Bundes
In Magdeburg unterstützen die beiden Hochschulen und die hier ansässigen Forschungseinrichtungen das Bemühen der Verwaltung, sich um den Sitz des Zukunftszentrums Deutsche Einheit und europäische Transformation zu bewerben. Das wurde auf dem Unterstützer*innentreffen deutlich, das am 3. Mai in der Johanniskirche stattfand. Die rund 30 Anwesenden unterzeichneten einen sog. Letter of Intent, um ihre Unterstützung zu verdeutlichen.
Ziel der Unterstützer*innentreffen war es, sowohl in der Bundesregierung als auch im Land auf das berechtigte Interesse Magdeburgs an die Ansiedlung des „Zukunftszentrums Deutsche Einheit und europäische Transformation“ hinzuweisen.
Zu den Unterzeichnenden des Letter of Intents gehören u.a.:
- die Landeshauptstadt Magdeburg
- die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
- die Hochschule Magdeburg-Stendal
- das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung
- das Leibniz-Institut für Neurobiologie
- die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn
- die Gedenkstätte Moritzplatz
- das Kulturhistorische Museum und das Projektbüro „feeling east“
- das Technikmuseum
- die Industrie- und Handelskammer Magdeburg
- das Stadtmarketing Pro Magdeburg e.V.
- sowie Magdeburger Abgeordnete des Stadtrates, des Landtages und des Bundestags.
Auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme und weitere Wissenschafts- und Kultureinrichtungen unterstützen die Bewerbung Magdeburgs und haben sich der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für die Bewerbung angeschlossen.
Im Frühjahr 2022 warten die ostdeutschen Städte gespannt auf die Auslobung des Standortwettbewerbes und bringen sich derzeit in Position. Das hat auch die Landeshauptstadt Magdeburg bereits im Juli 2021 mit einem einstimmigen Stadtratsbeschluss getan. Zusammen mit dem Thinktank der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg bereitet die Stadtverwaltung die Bewerbung vor, in der die zahlreichen Standortvorteile für die Ansiedlung des Zukunftszentrums dargestellt werden.
Gruppenbild der Unterstützer*innen (Copyright: Landeshauptstadt)