Magdeburg. Zum internationalen Holocaust Gedenktag wird in der Reihe „Gedenkjahr Magdeburg“ ein Perspektivwechsel vorgenommen, der es erlaubt, auch auf das doppelt schwere Los zehntausender Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge nach der Zerstörung Magdeburgs im Luftkrieg und die entgrenzte Gewalt der letzten Kriegsmonate danach zu schauen.
Der Magdeburger Hauptbahnhof war in den Kriegsjahren von 1942 bis 1944 für die verbliebenen jüdischen Einwohner die letzte Station auf dem Weg in die Vernichtung. Daran wird anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags und zum Abschluss der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ am Montag, 27. Januar, an der Gedenkplatte für die Deportationen auf dem Willy-Brandt-Platz um 16 Uhr mit einer Lesung und Kundgebung erinnert. Unter der Überschrift „Der Taten erinnern, der Opfer gedenken“ richtet der Historiker Pascal Begrich den Blick auf die Ereignisse des letzten Kriegsjahres.
Bedeutet der 16. Januar 1945 als Datum der weitgehenden Zerstörung der Innenstadt im Zuge des Luftkriegs bis heute eine tiefe Zäsur, so war die Magdeburger Bevölkerung jedoch auf unterschiedliche Weise von dem Inferno betroffen. Im Januar 1945 befanden sich in der Stadt auch zehntausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge der beiden Magdeburger Außenlager, die für Industrieunternehmen arbeiten mussten. Für diese Menschen stellte nicht nur das verheerende Bombardement eine Herausforderung für das Überleben dar, sondern sie wurden darüber hinaus zum Bunkerbau, zum Bergen der Leichen und zu gefahrvollen Aufräumarbeiten gezwungen. In der Rückschau tritt das Los der unfreiwillig nach Magdeburg Verschleppten häufig in den Hintergrund.
Zum Zweiten wird Pascal Begrich anhand lokaler Zeugnisse und Erinnerungstexte zeigen, dass Verfolgung und Mord vor Ort nicht mit dem 27. Januar – dem Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz – endeten, sondern dass entgrenzte Gewalt in der letzten Phase des Kriegsgeschehens auch in Magdeburg vielen Verfolgten noch das Leben kostete.
Alle interessierten Bürger sind zur Lesung und Kundgebung „Der Taten erinnern, der Opfer gedenken“ am Montag, 27. Januar, um 16 Uhr an der Gedenkplatte für die Deportationen der jüdischen Magdeburger auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof herzlich eingeladen. Die Stadtbibliothek Magdeburg und der Verein Miteinander richten die Veranstaltung zugleich gemeinsam im Rahmen der Reihe „Gedenkjahr Magdeburg“ aus.
Quelle: Stadtbibliothek Magdeburg / Dr. Maik Hattenhorst
Foto (c) Miteinander e.V.