In ihrem ereignislosen Alltag auf dem bayerischen Land haben sie sich eingerichtet, sie nehmen in Kauf, dass die bereits erwachsenen Kinder – zwei leben in Berlin, eins gar in Tokio – ihnen fremd geworden sind. Dabei ahnt Rudi nicht, dass Trudi heimlich von einem anderen Leben trĂ€umt. Als Trudi von Rudis Arzt erfĂ€hrt, dass ihr Mann Krebs im Endstadium hat, entscheidet sie sich, Rudi nichts zu sagen. Stattdessen ĂŒberredet sie ihn zu einer Reise nach Berlin – zu den Kindern Klaus (Felix Eitner) und Karolin (Birgit Minichmayr) und zu den Enkeln, die dort leben.
Eigentlich aber ist Japan das Land ihrer geheimen SehnsĂŒchte, wo sie ihren Lieblingssohn Karl (Maximilian BrĂŒckner) besuchen will. Mit Rudi einmal die KirschblĂŒte zu erleben und den heiligen Berg Fuji zu sehen, das wĂ€re das Paradies.
In Berlin mĂŒssen beide feststellen, dass die Kinder zu sehr mit sich selbst beschĂ€ftigt sind, um sich auf die Eltern einzulassen. Deshalb entscheiden sie sich, an die Ostsee zu fahren. Kaum dort angekommen, stirbt ĂŒberraschend Trudi. Rudi ist völlig aus der Bahn geworfen. Als er von Franzi (Nadja Uhl), einer Freundin seiner Tochter, von seiner Krankheit erfĂ€hrt, wird ihm bewusst, auf was Trudi ihm zuliebe all die Jahre verzichtet hat. Und so macht sich Rudi auf, den Lebenstraum seiner Frau zu verwirklichen und zur KirschblĂŒte nach Tokio zu reisen.
„KirschblĂŒten – Hanami“ ist ein zutiefst menschlicher und ergreifender Liebesfilm ĂŒber zwei Mittsechziger, glĂ€nzend gespielt von Elmar Wepper und Hannelore Elsner, die durch den Tod getrennt werden und erst dadurch wirklich zueinanderfinden. Eine poetische Reise in das Innere des Seins und zugleich ein sehr intimes und persönliches Werk der Regisseurin Doris Dörrie, die vor allem durch die Erfolgskomödie „MĂ€nner“ (1985) bekannt geworden ist.
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FĂŒr die Entstehung des Films spielten persönliche Erlebnisse und EindrĂŒcke der Regisseurin eine groĂe Rolle. Auf ihren Reisen nach Tokio und Kamakura faszinierten sie immer wieder das japanische Bewusstsein fĂŒr die VergĂ€nglichkeit und die besondere Liebe zu allen Dingen, eine Art Aufgehen des Ichs in der Welt. Diese Inspirationen sind im Film deutlich zu spĂŒren. Ein Vorbild fĂŒr Dörrie war nach eigener Aussage auch Yasujiro Ozu, ein japanischer Regisseur der 30er- bis 60er-Jahre, der sich dem Thema Familie in besonderer Weise verschrieben hatte.
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1996, nach dem Tod ihres Mannes, der als Kameramann arbeitete, war Dörrie davon ĂŒberzeugt, keine Filme mehr machen zu können. Sie bereute es, viele ihrer Reisen nach Japan nicht mit ihm gemeinsam erlebt zu haben. Ein Freund ihres Mannes ĂŒberredete sie schlieĂlich dazu, wieder mit dem Filmen anzufangen. Der Deutsche Filmdienst beschreibt „KirschblĂŒten – Hanami“ als „ein subtiles und partiell hoch emotionales filmisches Memento mori, das vom Thema des Todes und der Trauerarbeit stets wieder zum Leben und den Lebenden hinfĂŒhrt. Die Frage, wie wir miteinander umgehen, wird mit kritischem Blick besonders auf das VerhĂ€ltnis der Generationen vorgetragen. Den beiden hervorragenden Hauptdarstellern gelingt es, die sichtbaren und auch verborgenen Seiten ihrer Figuren glaubhaft und anrĂŒhrend darzustellen.“
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Der vielfach ausgezeichnete Film lief 2008 auf der Berlinale und wurde fĂŒr den „Goldenen BĂ€ren“ nominiert. Elmar Wepper wurde auĂerdem fĂŒr seine schauspielerischen Leistungen mit dem „Deutschen Filmpreis in Gold“ fĂŒr die beste darstellerische Leistung in einer mĂ€nnlichen Hauptrolle belohnt.
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Preise:
* Gilde-Filmpreis der Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater 2008 in Gold (Kategorie: „Deutscher Film“)
* 58. Deutscher Filmpreis 2008: „Bester Hauptdarsteller“ fĂŒr Elmar Wepper, „Bestes KostĂŒmbild“ fĂŒr Sabine Greunig, „Filmpreis in Silber“ fĂŒr Molly von FĂŒrstenberg und Harry KĂŒgler (Produktion)
* 29. Bayerischer Filmpreis: „Bester Darsteller“ fĂŒr Elmar Wepper, „Bester Produzent“ fĂŒr Molly von FĂŒrstenberg und Harry KĂŒgler (Januar 2008 verliehen)
* Preis der deutschen Filmkritik 2008 in der Kategorie „Bester Darsteller“ fĂŒr Elmar Wepper
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Nominierungen:
* Goldener BĂ€r der Berlinale 2008
* Deutscher Filmpreis 2008, Kategorien „Bester Spielfilm“, „Beste Regie“, „Drehbuch“, „Nebendarstellerin“ (Hannelore Elsner)
* EuropĂ€ischer Filmpreis, Kategorie „Bester Darsteller“ (Elmar Wepper)
Schauspieler:
Trudi: Hannelore Elsner
Rudi: Elmar Wepper
Karl: Maximilian BrĂŒckner
Yu: Aya Irizuki
Franzi: Nadja Uhl
Karolin: Birgit Minichmayr
Klaus: Felix Eitner
Emma: Floriane Daniel
Celine: Celine Tanneberger
Robert: Robert Döhlert
Trailer: