Dossier des Statistischen Bundesamtes verdeutlicht aktuelle Situation und vergleicht mit Angebotsengpässen und Nachfrageentwicklung früherer Konjunkturzyklen
Lieferengpässe bremsen die deutsche Industrie im Jahr 2021. Ein neues Dossier des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zu Materialknappheit, Auftragseingängen, Produktion und Preisen in der Industrie verdeutlicht die aktuelle Situation und stellt sie vergangenen Konjunkturzyklen gegenüber. Grundlage der Analyse sind Konjunktur- und Preisindizes des Statistischen Bundesamtes und des Bundesamtes für Güterverkehr sowie Umfrageergebnisse unter anderem des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung zur Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten.
Industrieproduktion hält nicht Schritt mit hoher Nachfrage
„Wir beobachten im Verlauf der Corona-Krise, dass die Industrie die Nachfrage nach ihren Produkten immer schwieriger bedienen kann. Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe erreichte im Sommer sein Rekordniveau. Seitdem herrscht ein regelrechter Produktionsstau“, sagt Dr. Stefan Linz, Leiter des Referats „Konjunkturindizes, Saisonbereinigung“ und des Autorenteams hinter dem im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbaren Dossier. Eine Ursache der verhaltenen Entwicklung der Industrieproduktion ist die Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten, die in der Produktion benötigt werden. Das Problem der Materialknappheit zeigt sich deutlich in Umfrageergebnissen des ifo Instituts unter Produktionsbetrieben. Ebenso spiegelt es sich in den Einfuhr- und Erzeugerpreisindizes für Vorleistungsgüter, wie die Datenanalysen des Autorenteams zeigen.
Materialmangel ist in der Industrie ein wiederkehrendes Phänomen. Allerdings ist er selten so ausgeprägt und schlägt sich selten derart deutlich im Auftragsbestand nieder wie in der aktuellen, von der Corona-Krise beeinflussten Situation.
Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe auf Rekordhoch
Dass die deutsche Industrie aktuell mit der Bearbeitung offener Aufträge nicht nachkommt, zeigt der Blick auf den Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe. Seit Beginn der Zeitreihe war dieser noch nie so hoch wie im September 2021. Bei gleichbleibendem Umsatz wären 7,4 Monate erforderlich, um alleine die bestehenden Aufträge abzuarbeiten – ein Rekordwert seit Einführung der Statistik im Januar 2015. Zum Vergleich: Im Februar 2020, also unmittelbar vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, hatte die Reichweite des Auftragsbestands nur bei 5,9 Monaten gelegen. Besonders ausgeprägt ist der Auftragsüberhang im Maschinenbau, hier sind die Auftragseingänge aus dem Ausland bis zuletzt stark angestiegen.
Folge der Materialknappheit sind stark steigende Preise für Vorprodukte
Eine Folge der Materialknappheit sind außergewöhnlich starke Preisanstiege bei Vorprodukten. Die Unternehmen sehen sich einer immer stärkeren Preisdynamik ausgesetzt. So waren im Oktober 2021 die Preise für Vorleistungsgüter im Import um 22,1 % höher als im Vorjahr, in der inländischen Erzeugung um 18,1 %. Den höchsten Einfluss auf die Erzeugerpreisentwicklung für Vorleistungsgüter hatten Metalle mit einem Plus von 37,8 %. Hier stiegen die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen um 56,4 %. Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten 29,8 % mehr, Aluminium in Rohform war 67,4 % teurer. Auch viele andere für die Industrieproduktion wichtige Vorleistungsgüter unterlagen zuletzt starken Preissteigerungen.
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