Der jährliche Umweltpreis der Landeshauptstadt Magdeburg ist am 25. November bei einer feierlichen Veranstaltung im Gesellschaftshaus verliehen worden. Bürgermeisterin Simone Borris zeichnete insgesamt sechs Projekte aus, die der Reduzierung von Treibhausgasen dienen. Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert.
Die Landeshauptstadt strebt eine Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 an. Das geht über den bisher verfolgten „Masterplan 100% Klimaschutz“ hinaus und erfordert eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen. Diese Reduktion kann nur durch das Zusammenspiel verschiedenster Handelsbereiche erreicht werden. Die Verleihung des Magdeburger Umweltpreises für Projekte im Klimaschutz dient der Auszeichnung entsprechender Leistungen.
Die Ausgezeichneten 2021 sind:
- Mitarbeitende des Lehrstuhls für Politikwissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
- Solidarische Landwirtschaft Solawi Vielfeld e.V.
- Helionat e
- Moosaik UG- Verein Otto pflanzt! e.V.
- Mitarbeitende des Lehrstuhls Strömungsmechanik und Strömungstechnik der Otto-von-Guericke-Universität in Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-Stendal
„Die Landeshauptstadt Magdeburg ist bereits seit vielen Jahren äußerst ambitioniert im Bereich des Klimaschutzes. Durch die gegenwärtigen Entwicklungen wird deutlich, dass Klimaschutz auch in der Gesellschaft tief verankert ist und es in der Landeshauptstadt eine Vielzahl von Akteurinnen gibt, die den Klimaschutz aktiv vorantreiben. Mit dem Umweltpreis ehrt die Stadtverwaltung dieses Engagement“, so Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper auf der Preisverleihung im Gesellschaftshaus. „Insbesondere vor der neuen politischen Zielstellung der Klimaneutralität bis zum Jahr 2035, ist das Mitwirken möglichst vieler Menschen äußerst wichtig. Die eingereichten Beiträge dokumentieren eindrucksvoll den großen Ideenreichtum, das Verantwortungsbewusstsein und den Willen der Magdeburgerinnen, sich für den Umweltschutz zu engagieren.“
Der Umweltpreis der Landeshauptstadt Magdeburg wurde in den drei Kategorien Wirtschaft, Jugend und Private sowie Forschung vergeben. Die Entscheidung über die einzelnen Preisträger*innen trafen ein Fachkreis zum Vorentscheid und eine Jury mit Vertretenden aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Forschung.
Die Laudationen hielten Dr. Jochen Zeiger von der IHK, Dr. Katrin Wendt-Potthoff vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Dr. Liisa Rihko-Struckmann vom Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme. Die Festrede hielt Prof. Dr. Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Preiskategorie Wirtschaft
Als Preisträgerin in der Kategorie Wirtschaft wurde die Moosaik UG für das Projekt Fassadenpaneele ausgezeichnet. Es handelt sich dabei um beidseitig nutzbare Fassadenpaneele zur Filterung von Schadstoffen, um die Luft- und Lebensqualität und gleichzeitig die Attraktivität der Stadt zu verbessern. Die Paneele werden als fertiges System an unterschiedliche Fassaden installiert. Auf der Rückseite sind diese mit speziellen Moosen bepflanzt. Die Frontseite ist individuell gestaltbar. Hier verbinden sich die Vorteile eines vertikalen Gartens mit der Filtereigenschaft von Moosen und integrieren diese wirkungsvoll und großflächig in ein urbanes System.
Den zweiten Platz erhielt die Helionat eG für ein Mietparteien-Stromprojekt. Es wurde eine Photovoltaikanlage auf einem Gebäude mit einem elektrischen Batteriespeicher errichtet. Mehr als die Hälfte des Stroms wird von den Bewohnenden des Hauses selbst verbraucht. Das Haus wird vollständig mit Ökostrom versorgt, da die Reststromversorgung ebenfalls von einem Ökoanbieter kommt. Des Weiteren gibt es eine sogenannte Sektor-Kopplung: elektrische Fahrzeuge und der Betrieb einer Wärmepumpe werden mindestens zum Teil durch erneuerbare Energien abgedeckt. Die Bewohnenden sind gleichzeitig Mitglieder der Genossenschaft und profitieren somit doppelt von der Anlage.
Preiskategorie Jugend und Private
Als Preisträger in der Kategorie Jugend und Private wurde der Verein Otto pflanzt! e.V. für sein Baumpflanzprojekt ausgezeichnet. Der Verein hat das Ziel 242.000 Bäume – für alle Magdeburger*innen jeweils einen – zu pflanzen, um das durch Fällung entstandene Baumdefizit zumindest teilweise auszugleichen. Mit fachlicher Unterstützung werden öffentliche und private Flächen mit jungen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Diese sind in Deutschland heimisch und für den jeweiligen Standort geeignet. Die Pflanzen werden aus der Region bezogen. Idealerweise soll ein naturnaher und klimastabiler Mischwald entstehen. Im Kern besteht das Team aus 10 Personen. Über 30 weitere Engagierte Menschen unterstützen das Team.
Den zweiten Preis erhielten die Mitarbeitenden des Lehrstuhls für Politikwissenschaften für die Entwicklung eines Nachhaltigkeitszertifikates für Studierende der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Ziel ist es, dass sich alle Studierenden mit wissenschaftlichen Inhalten zum Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und somit Kompetenzen in diesem Bereich entwickeln. Studierende können ein Nachhaltigkeitszertifikat erhalten, um ihre Ausbildung zu ergänzen und sich zu profilieren. Die OVGU bietet bereits Lehrveranstaltungen mit direktem oder kontextuellen Bezug zu Themen der Nachhaltigkeit an. Themenschwerpunkte sind: Grundlagen der Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Technik sowie Gesellschaft und Politik. Je nach Besuch der verschiedenen Module können die Studierenden anrechnungsfähige Punkte sammeln.
Mit dem dritten Preis wurde der Verein Solawi Vielfeld e.V. mit dem Projekt einer solidarischen Landwirtschaft ausgezeichnet. Der Verein strebt eine solidarische und nachhaltige Produktion von Gemüse und anderen Lebensmitteln an. Die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebes in Gerwisch wird gemeinsam jährlich im Voraus finanziert. Für die Übernahme der Betriebskosten erhalten die Anteilseignenden das vom Betrieb erzeugte Gemüse. Die gesamte Ernte wird in Anteilen an alle Mitglieder verteilt. So werden die durch äußere Einflüsse eintretenden Risiken, wie Ernteausfälle durch ungünstiges Wetter oder Schädlingsbefall, gemeinsam getragen.
Preiskategorie Forschung
In der Kategorie Forschung erhielten die Mitarbeitenden des Lehrstuhls für Strömungsmechanik und Strömungstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg für das Projekt nachhaltige Wasserkraftnutzung den Umweltpreis. Das Team besteht aus sieben Doktorandinnen und Postdoktorandinnen sowie sieben ehemaligen studentischen Langzeithilfskräften. Gemeinsam entwickeln sie
- nachhaltige Systemlösungen zur Nutzung von Fluss- und Gezeitenenergie mittels ökologisch verträglicher Wasserkraftmaschinen,
- – an der ökologischen Bewertung von Wasserkraftsystemen und
- – der Verbesserung ihrer Umweltverträglichkeit.
Um die Verwendung lebender Fische für Tierversuche minimieren, entwickelt das Projektteam Simulationen und aktive Sonden zur Begutachtung von Schädigungsrisiken in Turbinen und Pumpenpassagen.
Unterstützung von zahlreichen Sponsoren
Die Verleihung des diesjährigen Umweltpreises der Landeshauptstadt Magdeburg erfolgte mit freundlicher Unterstützung
der Sparkasse MagdeBurg,
der ÖSA Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt,
der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg mbH,
der Städtische Werke Magdeburg GmbH & Co. KG,
der GETEC Energie Holding GmbH,
der Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH,
der MACO-Möbel Vertriebs GmbH,
der MWG-Wohnungsgenossenschaft eG Magdeburg,
der G+E GETEC Holding GmbH,
der BBW Recycling Mittelelbe GmbH,
der Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 eG und
der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt.
Masterplan 100 % Klimaschutz und Umweltpreis
Die Landeshauptstadt hat sich dazu entschlossen, die Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 anzustreben. Damit die zentralen Zielsetzungen einer nahezu klimaneutralen Stadt erreicht werden können, sind vielfältige gesellschaftliche Transformationsprozesse, innovative Ansätze und neue Kooperationen notwendig. Nicht zuletzt bedarf es der Aktivierung und Einbindung lokaler Initiativen, Projekte, engagierter Akteur*innen und der Bevölkerung. Darüber hinaus können auch neue Technologien mit Spar- und Innovationspotential den Klimaschutz unterstützen. Die Verleihung des Magdeburger Umweltpreises, auch für Projekte im Klimaschutz, unterstützt dieses Ziel.
Darüber hinaus zielt der Umweltpreis darauf ab, dass gerade in einer Großstadt eine Vielzahl von Projekten direkt oder indirekt Klimaschutz zum Thema haben, aber bisher noch nicht öffentlich, sondern z.B. nur in den sozialen Netzwerken bekannt sind. Vielleicht auch, weil die Projektinitiator*innen bisher noch zu wenig in Erwägung gezogen haben, ihr Projekt auf weiteren Informationskanälen bekannt zu machen. Die öffentliche Verleihung des Umweltpreises ist eine Möglichkeit, diese Projekte einem weiteren Personenkreis zugänglich zu machen und darüber hinaus zur Nachahmung und eigenen Entwicklung von Klimaschutzprojekten anzuregen.
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