Bonn (ots) – Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die auch zu den Unterzeichnern des ‚Manifest für den Frieden‘ gehört, hat ihre Kritik an der derzeitigen westlichen und deutschen Politik hinsichtlich des Krieges in der Ukraine erneuert. „Mir ist wichtig, dass es in Deutschland nicht nur ständig eine Diskussion um noch mehr Waffen, erst Helme, dann Verteidigungswaffen, dann Angriffspanzer und vielleicht auch Jagdbomber gibt, sondern dass die Diskussion sich darauf konzentriert, wie schnellstmöglich das Töten in der Ukraine gestoppt werden kann“, äußerte sich Käßmann im Fernsehsender phoenix. Viele Menschen in Deutschland hätten Angst, dass sich der Krieg ausweiten könne. Sie verstehe zwar die Argumente derjenigen, die darauf pochten, dass die Ukraine vor Verhandlungen die besetzten Gebiete zurückerhalte, „aber wie viele hunderttausende Tote soll es noch geben bis dahin“, meinte Käßmann und fügte hinzu: „Um der Menschen willen ist es doch wichtig, dass es sofort einen Waffenstillstand gibt und dann über die Maßnahmen verhandelt wird, wie es zum Frieden kommt“.
Gerade in Deutschland sei es über Jahrzehnte Konsens gewesen, keine Waffen in Kriegs- und Krisengebiete zu liefern. „Dass das einfach über den Haufen geworfen wird, dafür müssen wir uns als Deutsche verantworten“, war die frühere EKD-Ratsvorsitzende überzeugt. Die deutsche Außenministerin habe zwar recht mit ihrer Auffassung, dass auch deutsche Waffen Menschenleben schützten. „Aber es stimmt eben auch, dass unsere Waffen Menschen töten“, so Käßmann.
Sie habe im Übrigen nicht damit gerechnet, dass sich auch die AfD und rechte Kreise dem Manifest für den Frieden anschließen würden. „Ich finde das bedrückend und belastend. Wir müssen uns offenbar damit abfinden, dass die rechte Szene rund um die AfD ständig Aktionen kapern will“, erklärte Käßmann. Wer für den Frieden demonstriere, könne jedoch nicht den Nationalismus befördern wollen. Sie werde sich jedenfalls von diesen Entwicklungen nicht abschrecken lassen. „Ich werde deshalb nicht zu Hause bleiben und sagen, jetzt traue ich mich nicht mehr auf die Straße und dort meine Meinung zu sagen.“
Text/Foto: phoenix-Kommunikation