Die Landeshauptstadt Magdeburg und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben gemeinsam alternierend zum Eike-von-Repgow-Preis bereits zum neunten Mal das Eike-von-Repgow-Stipendium vergeben. Durch die Corona-Pandemie hatte sich die offizielle Verleihung bis heute verschoben. Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper und der Rektor der Universität, Prof. Dr. Jens Strackeljan, überreichten das mit 5.000 Euro dotierte Stipendium an Maria Carina Dengg.
Eike von Repgow setzte sich mit dem „Sachsenspiegel“ ein bleibendes Denkmal und trug damit den Namen Magdeburgs weit über die die Grenzen der Elbestadt hinaus. Als erstes Prosawerk der deutschen Sprache und einflussreichstes Rechtsbuch des Mittelalters erlangte der Sachsenspiegel gemeinsam mit dem Magdeburger Stadtrecht große Verbreitung in Mittel- und Osteuropa. Das Magdeburger Recht gilt damit als eines der bedeutendsten mittelalterlichen Stadtrechte und Eike von Repgow als erster Chronist mittelalterlichen Rechts.
Zu Ehren dieser bedeutenden Persönlichkeit und ihrer herausragenden Leistung für die historische Stellung Magdeburgs verleihen die Otto-von-Guericke-Universität und die Landeshauptstadt Magdeburg neben dem Eike-von-Repgow-Preis seit 2005 auch das Eike-von-Repgow-Stipendium. Sein Anliegen ist es, neue Forschungsvorhaben voranzutreiben und junge Wissenschaftler*innen bei der weiteren Auseinandersetzung mit der europäischen Rechtsgeschichte zu fördern und zu motivieren.
Mit dem diesjährigen Eike-von-Repgow-Stipendium werden die Verdienste von Maria Carina Dengg gewürdigt, welche seit dem 1. Januar 2021, gefördert durch ein Graduiertenstipendium des Landes Sachsen-Anhalt, an einem Dissertationsvorhaben mit dem Titel „Quer durch Deutschland Infrastruktur(en) und Transformation(en) der Via regia von der Antike bis in die Frühe Neuzeit“ forscht. Das Stipendium soll ihre weitere wissenschaftliche Forschung unterstützen sowie die Publikation seiner Arbeit in einem renommierten Verlag ermöglichen und damit die wünschenswerte wissenschaftliche Aufmerksamkeit erlangen.
Die zentralen Fragestellungen des Vorhabens gelten der Feststellung der Infrastruktur und der im Zeitenverlauf ablesbaren Transformationen, wie Zollstellen, Märkte und Handelsplätzen, Zentralorte, Städte sowie deren jeweiligen Veränderungen bzw. teilweise Verlagerungen. In der Synthese zielt die Studie darauf ab, Veränderungen der (Kultur-)Landschaft durch menschlichen Eingriff und Raumwahrnehmung im Wandel der Zeiten sichtbar zu machen und damit zugleich einen Einblick in die historische Genese unserer gegenwärtigen Welt zu eröffnen.
„Die geplante methodische Vorgehensweise der Stipendiatin ist innovativ und ambitioniert. Maria Carina Dengg arbeitet interdisziplinär und wird historische, archäologische, onomastische und siedlungsgeschichtliche Forschungsansätzen zur Anwendung bringen“, heißt es in der Begründung zur Stipendiumsvergabe. „Darüber hinaus demonstriert sie als berufstätige und in der Wissenschaft tätige junge Mutter die Vereinbarung von Familie und Forschung an der Otto-von-Guericke-Universität.“ Die Verleihung des Stipendiums an Maria Carina Dengg verdeutliche die Bedeutung und Leistungsfähigkeit des Bereichs Geschichte, speziell der Mittelalterlichen Geschichte, an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Die Gutachter ihrer Arbeit und das Kuratorium zur Auswahl des Eike-von-Repgow-Stipendiums stimmten darin überein, dass es sich bei der Dissertationsschrift von Maria Carina Dengg um eine ganz herausragende wissenschaftliche Leistung handelt, die insbesondere hinsichtlich des methodischen Zugriffs Maßstäbe setzt. Das beschriebene Projekt wurde innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens abgeschlossen und am 19. April 2021 vor über 200 Teilnehmenden aus ganz Europa digital präsentiert und fand große Begeisterung sowie Anerkennung.
Zur Stipendiatin
Maria Carina Dengg wurde am 02.08.1992 in Kiel geboren. Nach ihrem Abitur 2011 absolvierte sie einen einjährigen Freiwilligendienst in Vietnam. 2012 bis 2019 studierte sie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg Ur- und Frühgeschichte mit dem Nebenfach Mittelalterliche Geschichte. Ihr Studium schloss Maria Carina Dengg mit einem Master of Arts und der Note sehr gut (1,1) ab. Vom 1. Oktober 2019 bis 31. Dezember 2020 war sie als Lehrende und Projektmitarbeiterin an der Otto-von-Guericke-Universität beschäftigt. Dabei hat sie im Rahmen eines von der Christian-Lesser-Stiftung Mühlhausen geförderten Drittmittelprojekts an der Digitalisierung der spätmittelalterlichen Handelsstraßen des Hanseraums auf dem Gebiet des nördlichen Thüringens sowie des südlichen Sachsen-Anhalts geforscht.
Veröffentlichungen der Stipendiatin
The „Dark Ages“ of the Roman Roads. in: The viabundus Blog, 12.08.2020
Bart Holterman et al. (ed.), Viabundus Pre-modern Street Map 1.1
Zum Eike-von-Repgow-Stipendium
Der Eike-von-Repgow-Preis und das Stipendium werden gemeinsam von der Landeshauptstadt Magdeburg und der Otto-von-Guericke-Universität verliehen und sollen „… die wissenschaftliche und die künstlerische Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebietes der mittleren Elbe fördern sowie in Eike von Repgow eine bedeutende historische Persönlichkeit würdigen, die auf dem Boden Sachsen-Anhalts gewirkt hat. Zugleich sollen Preis und Stipendium an die Verbindung dieses Raumes mit anderen Teilen Europas erinnern.“ Das Stipendium dient der Motivation neuer Forschung, der Unterstützung von Forschungsvorhaben junger Wissenschaftler*innen und der weiteren Beschäftigung mit der europäischen Rechtsgeschichte. Das Stipendium wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Foto: Eike Von Repgow Statue/pixabay