Matthias Platzeck (SPD): Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Russen keine Interessen haben

Veröffentlicht in: Medien | 0

Bonn / Flieth-Steglitz. Der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums, Matthias Platzeck (SPD), hat den Umgang des Westens mit seinem russischen Nachbarn scharf kritisiert. Man habe sich daran gewöhnt, dass Russland keine Interessen habe. Nun da es wieder welche entwickle, wĂŒsste der Westen nicht, damit umzugehen, so Platzeck im phoenix-Interview. Dabei betone das grĂ¶ĂŸte Land der Welt schon seit Jahren, es wolle GesprĂ€che auf Augenhöhe und in die Sicherheitsarchitektur des Westens eingebunden werden. Bisher seien diese Appelle der Russen vergebens gewesen. Angesichts des Truppenaufmarsches an der ukrainischen Grenze wĂŒrden nun, aus russischer Sicht, die Forderungen endlich gehört. Der Westen trage hieran Mitschuld: „Wir im Westen waren nachlĂ€ssig bis arrogant“, so Platzeck. Einer möglichen NATO-Mitgliedschaft der Ukraine erteilte Platzeck eine Absage und warnt davor, den Glauben daran zu nĂ€hren: „Wir wissen, wir tun es sowieso nicht.“ Er schlug vor, die Ukraine stattdessen in die EuropĂ€ische Union aufzunehmen, das wĂŒrde die Sicherheit verbessern.

Er fordert, nicht mit weiteren Sanktionen zu drohen, der Westen sollte schnellstmöglich die wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland wieder enger flechten. Jede weitere AbhĂ€ngigkeit verringere Kriegsgefahr, erklĂ€rte Platzeck bei phoenix. Andernfalls rĂŒcke Russland immer nĂ€her an China heran. Der daraus resultierende Konflikt wĂŒrde weder in den USA, noch in Sibirien, sondern mitten in Europa zu spĂŒren sein. Momentan sei man aber dabei, alle wirtschaftlichen Verbindungen durch Sanktionen zu lösen. Darin liege eine große Gefahr, so Platzeck.

Text phoenix-Presseteam

Foto © Monique WĂŒstenhagen