Jedes zweite Unternehmen hĂ€lt 2G-Plus nicht fĂŒr durchfĂŒhrbar / Buchungen fĂŒr den Winter bleiben aus / Stornierungswelle rollt an / Ausblick fĂŒr 2022 verhalten optimistisch
Die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommerns blickt in groĂen Teilen besorgt auf das Weihnachts-, Silvester- und WintergeschĂ€ft. Das ergab eine Umfrage des Landestourismusverbandes unter rund 300 Unternehmen, darunter Hotels, Ferienwohnungen und CampingplĂ€tze sowie rund 75 Freizeitanbieter. Dazu Tobias Woitendorf, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Landestourismusverbandes: âFĂŒr rund 60 Prozent der Beherberger ist das Weihnachts- und SilvestergeschĂ€ft maĂgeblich fĂŒr eine stabile Wirtschaftslage. Wenn es ausfĂ€llt, drohen viele Unternehmen in eine finanzielle Schieflage zu geraten. Wichtig ist es deshalb, dass HilfsmaĂnahmen bereits dann greifen, wenn ein wirtschaftliches Agieren nicht mehr möglich ist â und nicht erst bei einem verhĂ€ngten Lockdownâ. Nur fĂŒr knapp 18 Prozent der Beherberger und 19 Prozent der Freizeitanbieter spielt das FeiertagsgeschĂ€ft keine Rolle in der Gesamtbilanz; rund 19 Prozent der Beherberger sagen, dass die finanziellen Verluste ohnehin nicht mehr auszugleichen sind. Bei den Freizeitanbietern sind es 31 Prozent.
Geteiltes Bild in der Branche bezĂŒglich der Umsetzung der 2G-Plus-Regeln
Der Blick der Branche auf das Pandemiegeschehen, die geltenden MaĂnahmen und deren MaĂ ist geteilt: 44 Prozent der Beherberger und 46 Prozent der Freizeitanbieter konstatierten, dass vor allem die neuen 2G-Plus-Regeln zur EindĂ€mmung der Pandemie Verwirrung stiften und praktisch nicht umsetzbar sind. 47 Prozent der Beherberger und 44 Prozent der Freizeitanbieter halten sie fĂŒr durchfĂŒhrbar. Zudem: 56 Prozent der Beherberger und 42 Prozent der Freizeitanbieter, gaben an, dass die geltenden Regeln nicht ausreichen, um die Pandemie zu bekĂ€mpfen. Rund jedes fĂŒnfte Beherbergungsunternehmen und jedes achte Freizeitunternehmen hĂ€lt sie fĂŒr ausreichend. 13 Prozent der Beherberger und 28 Prozent der Freizeitanbieter sind der Meinung, dass es zu viele MaĂnahmen sind. Enthaltungen gab es zu der Frage bei zehn Prozent der Beherberger und 18 Prozent der Freizeitanbieter.
Die EinschĂ€tzung zur AbhĂ€ngigkeit vom Jahresend-FeiertagsgeschĂ€ft deckt sich mit der zur wirtschaftlichen Lage der Unternehmen. Demnach sagten rund 40 Prozent der Beherberger und nur 26 Prozent der Freizeitanbieter, dass sie ihre Lage als sehr sicher beziehungsweise sicher einschĂ€tzen. Rund 40 Prozent der Beherberger und 46 Prozent der Freizeitanbieter schĂ€tzen die wirtschaftliche Lage neutral ein; rund jedes fĂŒnfte Beherbergungsunternehmen sieht sich gefĂ€hrdet beziehungsweise akut gefĂ€hrdet. Bei den Freizeitanbietern liegt dieser Anteil bei 28 Prozent. âDas Szenario kommt uns erschreckend bekannt vor. Je weiter die Pandemie fortschreitet, je unsicherer wird die Lage bei den Unternehmenâ, so Woitendorf.
Reaktionen der Branche auf die verschĂ€rften Corona-SchutzmaĂnahmen / Stornierungswelle rollt an
Die neuen SchutzmaĂnahmen hatten unmittelbare Auswirkungen auf das Verhalten von GĂ€sten. So beobachtete rund jedes zweite Beherbergungsunternehmen das Einsetzen einer Stornierungswelle fĂŒr Ăbernachtungen in Höhe von minus 35 Prozent. Ăhnlich sah es fĂŒr die Stornierung von Veranstaltungen aus. 31 Prozent der Beherberger nahmen diese Entwicklung wahr, hier sogar im Umfang von minus 68 Prozent. Zudem gaben rund 44 Prozent an, dass Buchungen fĂŒr das Weihnachts- und SilvestergeschĂ€ft ausbleiben; bei knapp 60 Prozent der Beherberger bleiben bisher auch die Buchungen fĂŒr die Wintersaison aus. Fast die HĂ€lfte der Beherberger (rund 46 Prozent) konstatiert darĂŒber hinaus ein zurĂŒckhaltendes Buchungsverhalten fĂŒr die Hauptsaison 2022.
TatsĂ€chlich liegt der Buchungstand fĂŒr Weihnachten in den HĂ€usern bei 30 Prozent. Die erwartete Auslastung liegt nur geringfĂŒgig höher bei 32 Prozent. FĂŒr Silvester zeichnet sich folgendes Bild ab: Die Unternehmen sind aktuell zu rund 64 Prozent ausgelastet. Die erwartete Auslastung liegt nur noch bei 63 Prozent. âUnterm Strich sagen die Zahlen, dass die Unternehmen weder mit weiteren Buchungen noch ĂŒberhaupt mit einem JahresendgeschĂ€ft rechnen. Das ist bitter, denn zum Jahresende herrschte vor der Pandemie in Mecklenburg-Vorpommern stets Hochkonjunkturâ, so Woitendorf weiter.
Ausblick auf das Urlaubsjahr 2022 verhalten optimistisch
Nach den Erwartungen an das Urlaubsjahr 2022 gefragt, nehmen jedes dritte Beherbergungsunternehmen (34 Prozent) und jedes fĂŒnfte Freizeitunternehmen (19 Prozent) an, dass es erfolgreicher als das Vorjahr sein wird. 41 Prozent der Beherberger (33 Prozent der Freizeitanbieter) nehmen an, dass das Jahr 2022 auf dem Niveau vom Vorjahr liegen wird; neun Prozent der Beherberger und sogar 23 Prozent der Freizeitanbieter nehmen an, dass das Jahr 2022 weniger erfolgreich als das Vorjahr wird. 16 Prozent der Beherberger und 25 Prozent der Freizeitanbieter können derzeit noch keine Prognose abgeben. âLetzteres spiegelt das Wesen des Pandemiegeschehens wider, wonach Prognosen zwar auf Basis von Erfahrungswerten gemacht werden können, letztendlich aber durch neue Wege des Virus zunichtegemacht werden könnenâ, so Woitendorf abschlieĂend.
Titelfoto: RĂŒgen, Kreidefelsen/pixabay
Foto 2: AbhÀngigkeit der wirtschaftlichen Lage vom JahresendgeschÀft, (c) TMV
