Halle (ots) – In Sachsen-Anhalt werden immer mehr schwere sexuelle Ăbergriffe angezeigt. Das berichtet die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle in ihrer Samstagausgabe. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen demnach um rund ein Drittel. 2023 zĂ€hlte die Polizei 312 FĂ€lle – das entspricht rechnerisch sechs pro Woche. Im Jahr 2013 waren es insgesamt ĂŒber 100 weniger. Das geht aus Daten des Landeskriminalamtes (LKA) hervor. Ăber 90 Prozent der Opfer sind Frauen, in mehr als drei Vierteln der FĂ€lle stammte der TĂ€ter aus der Familie oder dem Bekanntenkreis.
Ohne wissenschaftliche Untersuchung seien die Ursachen fĂŒr den Anstieg kaum auszumachen, sagte LKA-Sprecher Michael Klocke der MZ. „Gleichwohl halte ich folgenden Ansatz fĂŒr naheliegend: Die gestiegene Bereitschaft der Opfer, Ăbergriffe anzuzeigen“, so Klocke weiter. Ein Grund dafĂŒr könnte die sogenannte MeToo-Bewegung sein. Seit 2017 rufen Frauen weltweit unter diesem Motto dazu auf, Sexualstraftaten anzuzeigen. Auch Opferberaterinnen vermuten eine verĂ€nderte Wahrnehmung als Ursache fĂŒr die Entwicklung. „Sexualisierte Gewalt wird thematisiert, dies fĂŒhrt auch dazu, dass mehr betroffene Personen sich trauen, eine Strafanzeige zu erstatten“, sagte Traumafachberaterin Astrid Herrmann-Haase von der Arbeiterwohlfahrt in Halle.
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