Italien hat am Mittwoch zum ersten Mal Migranten nach Albanien gebracht, deren Asylanträge dort bearbeitet werden sollen. Das Marineschiff «Libra» legte am Morgen mit 16 Migranten an Bord im albanischen Hafen Shengjin an, wie ein Behördensprecher sagte. Am Montag hatte es den Hafen von Lampedusa verlassen. Die zehn Männer aus Bangladesch und sechs aus Ägypten waren auf ihren Weg von Libyen nach Europa in internationalen Gewässern aufgegriffen worden.
Italien eröffnete in der vergangenen Woche offiziell zwei Zentren in Albanien, in denen die Anträge von Tausenden Asylsuchenden bearbeitet werden sollen. In den Zentren werden nur erwachsene Männer untergebracht. Frauen, Kinder, ältere Menschen und Kranke sowie Folteropfer werden in Italien untergebracht. Familien werden aber nicht getrennt.
Eine kleine Gruppe Aktivisten versammelte sich am Eingang zum Hafen und protestierte gegen den Transfer der Migranten. Sie hielten ein Transparent mit der Aufschrift «Der europäische Traum endet hier». «Dieses Abkommen verstößt gegen die Menschenrechte, genauer gesagt gegen die Rechte der Migranten», sagte einer von ihnen, Edison Lika.
Das erste Zentrum in Shengjin, 66 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tirana, wird für die Überprüfung von Neuankömmlingen genutzt. Das andere etwa 20 Kilometer östlich davon in der Nähe des ehemaligen Militärflughafens von Gjader beherbergt die Migranten während der Bearbeitung ihrer Asylanträge. In der Anlage in Gjader könnten bis zu 3000 Menschen untergebracht werden. Zunächst sollen jedoch nur 400 aufgenommen werden, in einigen Wochen dann bis zu 800 Menschen.
Die Zahl der Menschen, die Italien über die Mittelmeer-Migrationsroute aus Nordafrika erreichen, sank 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 61 Prozent. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums kamen in diesem Jahr bis zum 15. Oktober 54 129 Migranten auf dem Seeweg in Italien an, verglichen mit 138 947 zum gleichen Zeitpunkt 2023.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 16. Oktober 2024