Magdeburg/Berlin. Die Justizministerkonferenz (AbkĂŒrzung JuMiKo) hat sich bei der Herbstkonferenz am 10. November 2023 im diesjĂ€hrigen Vorsitzland Berlin mit dem antisemitischen Terror der Hamas in Israel und dem konsequenten strafrechtlichen Schutz jĂŒdischen Lebens in Deutschland befasst und eine gemeinsame Resolution verabschiedet. Im Rahmen der Tagung kamen die Justizministerinnen und Justizminister mit dem Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Ron Prosor, dem PrĂ€sidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, und dem Bundesminister der Justiz, Marco Buschmann, zusammen.
Die Justizministerkonferenz verurteilte die terroristischen Angriffe aufs SchĂ€rfste und bezeichneten die Taten als das schlimmste Pogrom seit der Schoa. Die Justizministerinnen und Justizminister der LĂ€nder machten deutlich, dass Deutschland fest an der Seite Israels steht, die Sicherheit Israels deutsche StaatsrĂ€son ist und Deutschland eine Verantwortung fĂŒr die Sicherheit von JĂŒdinnen und Juden trĂ€gt. Nicht hinnehmbar sei, dass in Deutschland öffentlich Sympathiebekundungen fĂŒr den Terror erfolgen, dass das Pogrom der Hamas gefeiert und die Auslöschung des Staates Israel als Ziel propagiert wird. Der Kampf gegen Hass, Hetze, Bedrohungen und Angriffe sowie verfestigten Antisemitismus ist in allen Formen von der gesamten Gesellschaft zu fĂŒhren.
Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger: âWir haben als Justizministerkonferenz diese wichtige Resolution zum antisemitischen Terror der Hamas in Israel und zum strafrechtlichen Schutz jĂŒdischen Lebens in Deutschland gefasst. Wir stehen fest an der Seite des Staates Israel! Das jĂŒdische Leben in Deutschland und damit alle JĂŒdinnen und Juden sind konsequent zu schĂŒtzen. Jede Form von Antisemitismus, Hass, Gewalt und die Leugnung des Existenzrechts des Staates Israel werden nicht toleriert.â
Die Justizministerinnen und Justizminister der LĂ€nder bekrĂ€ftigen in der gefassten Resolution, dass das Strafrecht den GefĂ€hrdungen des öffentlichen Friedens, die sich aus der Leugnung des Existenzrechts des Staates Israels ergeben können, ausreichend Rechnung tragen muss. Sollten sich insbesondere in Ermittlungs- und Strafverfahren SchutzlĂŒcken im Hinblick auf das Existenzrecht Israels und den Schutz jĂŒdischen Lebens, wie auch fĂŒr den Erhalt des öffentlichen Friedens in Deutschland, offenbaren, werden sie schnellstmöglich gemeinsam mit dem Bundesminister der Justiz VorschlĂ€ge zur Behebung dieser LĂŒcken erarbeiten.
Auf der Tagesordnung der Justizministerkonferenz in Berlin standen ferner rund 50 rechtspolitische Themen, zu denen entsprechende BeschlĂŒsse gefasst wurden. Ministerin Weidinger: âDie Justizministerkonferenz hat wichtige Reformen angestoĂen, die Einfluss auf unser Rechtssystem in Deutschland haben werden. Die Interessen von Sachsen-Anhalt haben wir in den politischen Entscheidungsprozessen erfolgreich vertreten. Wir wollen damit fĂŒr die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger unseren Rechtsstaat stĂ€rken, eine fortschrittliche Rechtspolitik gestalten und zur Verbesserung von Effizienz und EffektivitĂ€t der Justiz beitragen.â
Im Rahmen der Justizministerkonferenz ging es u. a. um die Verhinderung von Verfassungsfeinden als SachverstĂ€ndige und Gutachter in gerichtlichen Verfahren. Die Anzahl von Personen, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellen, nimmt zu. Darunter sind auch Personen, die beruflich als SachverstĂ€ndige und Gutachter arbeiten. Die Justizministerinnen und Justizminister sehen es als Gefahr fĂŒr die Rechtspflege in Deutschland an, wenn SachverstĂ€ndige und Gutachter beauftragt werden, die die freiheitlich demokratische Grundordnung aktiv bekĂ€mpfen. Die Justizministerkonferenz hat beschlossen, dass der Informationsfluss zwischen den Behörden von Bund und LĂ€ndern optimiert werden soll, um entsprechende Personen identifizieren und deren Eignung ĂŒberprĂŒfen zu können.Â
Justizministerin Weidinger: âWir mĂŒssen uns als Staat gegen alle Personen zur Wehr setzen, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage stellen oder gefĂ€hrden. Um zu verhindern, dass Verfassungsfeinde als Gutachter oder SachverstĂ€ndige Einfluss auf unsere Justiz nehmen können, ist es unabdingbar, dass sich alle Behörden auf Landes- und Bundesebene permanent austauschen und vor entsprechenden Personen warnen. Die IntegritĂ€t unseres Rechtssystems erfordert, dass Menschen, die unser demokratisches Wertesystem ablehnen, nicht als Gutachter und SachverstĂ€ndige fĂŒr den Staat tĂ€tig werden können. Ich setze mich dafĂŒr ein, dass die aktuellen AblĂ€ufe und InformationsflĂŒsse zur Eignung von SachverstĂ€ndigen und Gutachtern zwischen den Sicherheitsbehörden des Bundes und der LĂ€nder auf der einen Seite und den Gerichten und Staatsanwaltschaften auf der anderen Seite auf den PrĂŒfstand kommen und verbessert werden.â
BeschĂ€ftigt haben sich die Justizministerinnen und Justizminister der LĂ€ndern mit dem Tagesordnungspunkt âKlimaschutz rechtfertigt keine Straftaten – Umgang der Staatsanwaltschaften und Gerichte mit im Namen des Klimaschutzes begangenen Straftatenâ. FĂŒr die Justizministerkonferenz stellt der Kampf gegen den Klimawandel ein existenzielles Thema fĂŒr die Menschheit und eine zentrale Aufgabe fĂŒr die Gesellschaft dar. Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger: âDer Einsatz fĂŒr mehr Klimaschutz ist selbstverstĂ€ndlich zu begrĂŒĂen. FĂŒr seine Ziele friedlich zu demonstrieren ist ein wertvolles und im Grundgesetz verankertes Grundrecht. Der Klimaschutz rechtfertigt jedoch keine Straftaten.â Die Justizministerinnen und Justizminister haben deshalb per Beschluss den Bundesminister der Justiz aufgefordert zu prĂŒfen, ob die bestehenden StraftatbestĂ€nde oder Strafrahmen das Unrecht ausreichend erfassen.
Die Justizministerkonferenz hat auĂerdem die wirksame BekĂ€mpfung von verbotenen Kraftfahrzeugrennen in den Fokus genommen. Bei illegalen StraĂenrennen mit zumeist leistungsstarken Autos kommt es oft zu UnfĂ€llen mit Verletzten oder Toten. Aufgrund der von illegalen StraĂenrennen ausgehenden besonderen Gefahren mit schwersten Folgen fĂŒr unbeteiligte Dritte messen die Justizministerinnen und Justizminister der effektiven Strafverfolgung eine hohe Bedeutung bei. Um ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen nachzuweisen, können elektronische Daten, die von modernen Autos aufgezeichnet und gespeichert werden, essentiell sein. Die Justizministerkonferenz hat beschlossen, dass der Bund eine gesetzliche Regelung vorlegen soll, um fĂŒr Strafverfahren, die schwerwiegende FĂ€lle verbotener Kraftfahrzeugrennen zum Gegenstand haben, eine hinreichend eindeutige und rechtssichere Verpflichtung der Automobilhersteller zur Herausgabe beweiserheblicher Daten zu erlangen.Â
Ministerin Weidinger: âDurch illegale Autorennen werden oft Unbeteiligte gefĂ€hrdet, verletzt und sogar getötet. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Allgemeinheit durch Ăbermut und Imponiergehabe in Gefahr gebracht wird. Kraftfahrzeugrennen entspringen einer extrem egoistischen Motivation, die die Sicherheit des StraĂenverkehrs durch eine hochexplosive Mischung aus Geltungssucht, SelbstĂŒberschĂ€tzung und die völlige Verkennung der Gefahren des eigenen Handelns gravierend beeintrĂ€chtigt. Wir wollen unsere Ermittlungsbehörden stĂ€rken, damit illegale Rennen einfacher nachgewiesen werden können. Hierzu gehört, dass Ermittler Zugriff auf elektronische Daten, etwa zur gefahrenen Geschwindigkeit, erhalten, die inzwischen von vielen Fahrzeugen aufgezeichnet werden.â
Hintergrund:
Die Justizministerkonferenz (JuMiKo) ist eine dauerhafte Fachkonferenz der Ministerinnen und Minister bzw. der Senatorinnen und Senatoren der Justizressorts der LĂ€nder. In der Regel finden zwei Mal im Jahr PrĂ€senzsitzungen statt. Zu den FrĂŒhjahrs- und Herbstkonferenzen ist auch die Bundesministerin bzw. der Bundesminister der Justiz eingeladen. Der Vorsitz der Justizministerkonferenz wechselt jedes Jahr von Bundesland zu Bundesland. Im Jahr 2023 fĂŒhrt Berlin als Vorsitzland die GeschĂ€ftsstelle der JuMiKo. Die Justizministerkonferenz befasst sich mit aktuellen rechtspolitischen Themen, diskutiert drĂ€ngende Fragen und Herausforderungen des Rechtsstaats und hat immer die Belange der Justiz im Blick. Die JuMiKo setzt mit ihren BeschlĂŒssen wichtige Impulse fĂŒr die Justizpolitik des Bundes und der LĂ€nder.Â
Quelle: Ministerium fĂŒr Justiz und Verbraucherschutz
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