Mit Silberschutz gegen Infektionen bei kĂŒnstlichen Gelenken

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Magdeburger Forschungsteam entwickelt antibakterielle Implantat-beschichtung, um die endoprothetische Versorgung zu verbessern

Ein Forschungsteam der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr OrthopĂ€die der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg hat eine innovative Methode entwickelt, um Infektionen nach Gelenkersatzoperationen zu reduzieren. Eine spezielle Silberbeschichtung fĂŒr Titanimplantate verhindert effektiv die Ansiedlung von Bakterien, ohne die VertrĂ€glichkeit des Implantats im Körper oder den Einheilungsprozess zu beeintrĂ€chtigen. Diese Technologie könnte langfristig die Patientenversorgung verbessern und die Zahl der notwendigen Folgeoperationen senken.

JĂ€hrlich werden rund 400.000 kĂŒnstliche Gelenke in Deutschland implantiert. Mit der alternden Bevölkerung nimmt die Zahl der Gelenkersatzoperationen stetig zu. Eine der schwerwiegendsten Komplikationen sind sogenannte periprothetische Infektionen, die oft aufwendige Folgeeingriffe erforderlich machen. Um diese Risiken zu minimieren und Diagnostik- und Behandlungsstrategien zu optimieren, erforscht das Team um Prof. Dr. Jessica Bertrand, Leiterin der Experimentellen OrthopĂ€die der OrthopĂ€dischen UniversitĂ€tsklinik Magdeburg, innovative Lösungen zur InfektionsprĂ€vention.

Silber als antibakterielle Schutzschicht

Das Team hat den Einsatz von Silberbeschichtungen auf Titanlegierungen (Ti-6Al-4V) untersucht und nutzte dafĂŒr das Verfahren „powder mixed electrical discharge machining“ (PMEDM), um Titanimplantate mit einer antibakteriellen Silberbeschichtung zu versehen.

Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass Silber eine effektive Schutzschicht bildet, die insbesondere Infektionen mit dem bakteriellen Erreger Staphylococcus aureus – einem Hauptverursacher periprothetischer Infektionen – verhindert, ohne die Einheilung des Implantats in den umliegenden Knochen zu stören“, erklĂ€rt Prof. Bertrand. „Das ist ein entscheidender Fortschritt fĂŒr die Langzeithaltbarkeit von Implantaten.“

Ein besonderer Aspekt der Forschung ist die Nutzung eines Insektenlarvenmodells zur Untersuchung der antibakteriellen Wirkung. Dieser ethisch nachhaltige Ansatz erlaubt realistische Infektionsanalysen, ohne auf Tierversuche an SĂ€ugetieren angewiesen zu sein. „Durch dieses alternative Modell konnten wir die Wirksamkeit der Silberbeschichtung unter realistischen Bedingungen testen“, betont Prof. Bertrand.

Die nĂ€chsten Schritte umfassen weiterfĂŒhrende prĂ€klinische Studien sowie die Vorbereitung auf eine klinische Anwendung. „Unser Ziel ist die Zulassung nach den Regularien der Medical Device Regulation, um diese Technologie fĂŒr Patientinnen und Patienten nutzbar zu machen“, erklĂ€rt Prof. Bertrand.

Die Forschungsarbeit wurde kĂŒrzlich auf dem Deutschen Kongress fĂŒr OrthopĂ€die und Unfallchirurgie (DKOU) vorgestellt und mit dem renommierten Themistocles-Gluck-Preis 2024 ausgezeichnet.

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. rer. nat. Jessica Bertrand, Leiterin der Experimentellen OrthopĂ€die, OrthopĂ€dische UniversitĂ€tsklinik Magdeburg, jessica.bertrand@med.ovgu.de, Tel.: +49 391 67-15804

Foto: Ischa Sharma, medizinische Doktorandin in der Experimentellen OrthopÀdie der OrthopÀdischen UniversitÀtsklinik Magdeburg, bei der Vorbereitung der Galleria Mellonella Larven. (c) Fotograf: Ramon Kubatzki/UniversitÀtsmedizin Magdeburg